Die Ringwelt-Ingenieure
mich nicht festhalten. Die Touristen würden von den Rampen gestoßen werden. Die Dramen im Chkar-Gebäude und die Wonnen des Panth-Clans wären dir verschlossen.«
»Dann geh!«
»Ich nehme Louis mit.«
»Das tust du nicht.«
Louis sagte: »Nehmen Sie das Geld und gehen Sie. Das Vereinfacht die Angelegenheit für alle Beteiligten.« Seine Hand steckte in seiner Tasche und fingerte mit dem Handscheinwerfer-Laser.
Filistranorlry hielt Fortaralisplyar einen Beutel hin. Dieser nahm ihn entgegen und zählte die Münzen. Dann ging er durch das Spalier der Soldaten und stieg die Treppe hinunter. Als er außer Sichtweite war, zog Louis die Kapuze seines Schutzanzuges über den Kopf.
»Ich biete einen hohen Preis. Zwölf.« Es folgte etwas Unübersetzbares. »Wir würden dich nicht betrügen«, fuhr Filistranorlry fort. Inzwischen ging Louis rückwärts auf den Rand des Daches zu. Er sah, wie Filistranorlry seinen Soldaten ein Zeichen gab, schwang herum und rannte los.
Die Brüstung des Daches war ein brusthoher Zaun: Eisenstangen, im Zickzackmuster, so geschmiedet, daß sie Ellenbogen-Wurzeln glichen. Die Schatten-Farm lag tief unter ihm. Louis rannte am Zaun entlang auf den Gehsteig zu. Die Soldaten folgten dichtauf, aber Filistranorlry blieb zurück und feuerte seine Pistole ab. Der Donner der Detonation war schrecklich, sogar furchterregend. Eine Kugel schlug in Louis Fußknöchel ein. Der Anzug wurde sofort hart, und er rollte wie eine gestürzte Statue über das Dach, rappelte sich wieder auf und rannte weiter. Als sich zwei Soldaten auf ihn warfen, schwang er sich über den Zaun und ließ sich fallen.
Fortaralisplyar ging gerade den Gehsteig hinunter. Er drehte sich erschrocken um.
Louis landete flach auf dem Gesicht. Der Schutzanzug war beim Aufprall so hart wie Stahl geworden. Der seiner Gestalt angepaßte Sarg hielt ihn aufrecht, aber Louis war von der harten Landung wie betäubt. Hände halfen ihm wieder auf die Füße, eher er eigentlich aufstehen wollte. Fortaralisplyar stemmte seine Schulter unter Louis' Achsel und unterstützte ihn beim Gehen.
»Lassen Sie mich lieber los. Vielleicht schießen sie auf Sie«, sagte Louis keuchend.
»Das würden sie nicht wagen. Sind Sie verletzt? Ihre Nase blutet ja!«
»Das war es wert.«
21. Die Bibliothek
Sie betraten die Bibliothek durch eine kleine Vorhalle in der stumpfen Spitze des Kegels, also von unten.
Hinter einem breiten, massiven Schreibtisch arbeiteten zwei Bibliothekarinnen an den Leseschirmen: sperrige Dinger, die aussahen wie Kisten verschiedener Größe, die man zusammengeleimt hatte. Sie benützten Bücher-Mikrobänder, die durch ein Lesegerät geschoben wurden. Die Bibliothekarinnen sahen wie Hohepriesterinnen aus in ihren blauen Roben mit gezackten steifen Kragen. Es dauerte ein paar Minuten, ehe eine der beiden Bibliothekarinnen aufsah.
Ihre Haare waren pures frisches Weiß. Vielleicht war sie schon mit weißen Haaren auf die Welt gekommen, dachte Louis, denn sie sah nicht alt aus. Eine Frau auf der Erde würde an ihrer Stelle jetzt vielleicht an die erste Dosis ihrer Verjüngungsdroge gedacht haben. Sie war groß und schlank, sogar hübsch, dachte Louis. Selbstverständlich flachbrüstig, aber sonst appetitlich gerundet. Halrloprillalar hatte Louis dazu erzogen, einen Kahlkopf und einen gutgeformten Schädel für sexy zu halten. Wenn sie nur lächeln würde; aber selbst Fortaralisplyar gegenüber war sie grob und anmaßend: »Ja?«
»Ich bin Fortaralisplyar. Haben sie meinen Vertrag erhalten?«
Sie drückte auf die Tabulatur der Lesemaschine. »Ja. Ist es dieser da?«
»Er ist es.«
Erst jetzt betrachtete sie Louis. »Luweewu, können Sie mich verstehen?«
»Das kann ich, mit Hilfe dieses Gerätes.«
Als der Übersetzer zu sprechen anfing, bekam ihre ruhige Anmaßung Sprünge, aber nur einen Moment lang. Dann sagte sie: »Ich bin Harkabeeparolyn. Ihr Meister hat sich das Recht erkauft, daß Sie drei Tage lang unbegrenzt Nachforschungen anstellen können. Mit einer Option, Ihnen noch drei weitere Tage dieses Privileg zu erkaufen. Sie können sich ungehindert in der Bibliothek bewegen, wobei allerdings die Privaträume der Bibliothek von diesem Privileg ausgenommen sind. Die Privaträume sind mit Goldschrift markiert. Sie dürfen auch alle Maschinen benutzen, bis auf jene, die folgendermaßen gekennzeichnet sind.« Sie zeigte ihm, was sie meinte. Ein Muster aus orangefarbenen Krähenfüßen. »Wenn Sie so eine Maschine benützen
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