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Die Ringwelt-Ingenieure

Titel: Die Ringwelt-Ingenieure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven
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zwischen den Sonnenblenden und der Ringwelt angeordnet war. Ein Junge stand vor dem Schirm, auf dem die vergrößerte Ansicht einer Bussard-Rammdüse abgebildet war. Die Bussard-Steuerdüse war in Betrieb, erglühte am Heck in einem gleißenden bläulichen Licht. Der Junge versuchte offenbar zu erkennen, was sich hinter dieser Steuerdüse befand.
    Er mußte gerade erst mannbar geworden sein. Sehr dünnes, flaumiges braunes Haar bedeckte seinen Kopf, verdichtete sich erst über dem Nacken zu einer Mähne. Er trug die blaue Robe eines Bibliothekars. Sein Kragen war sehr breit, rechteckig geschnitten und wies eine einzige Kerbe auf. Louis fragte:
    »Darf ich Ihnen über die Schulter sehen?«
    Der junge Mann drehte sich um. Seine Gesichtszüge waren sehr schwach ausgeprägt, fast unlesbar, ein Rassemerkmal fast aller Städtebauer. Aber diese schwachgeprägten Züge ließen ihn älter erscheinen. »Steht Ihnen ein solches Wissen zu?«
    »Der Lyar-CIan hat mir alle Privilegien dieser Bücherei erkauft.«
    »Oh.« Der Junge drehte sich wieder dem Schirm zu. »Auch Sie werden auf dem Schirm nichts erkennen können. Und in zwei Tagen schalten sie die Rammen wieder ab.«
    »Was wollen Sie denn beobachten?«
    »Die Reparaturmannschaft.«
    Louis blinzelte in das grelle Licht der Steuerdüsen. Ein blauweißer Lichtsturm wehte über den Schirm hin, der in seinem Mittelpunkt ein schwarzes Loch aufwies. Die Steuerdüse selbst war ein schwacher rosiger Punkt im Mittelpunkt des schwarzen Loches.
    Elektromagnetische Kraftlinien fingen den heißen Wasserstoff der Sonnenwinde ein, leiteten ihn in eine bestimmte Richtung und komprimierten ihn bis zur Fusionstemperatur. Und dann stießen sie die durch die Kernverschmelzung entstandene Energie wieder in Richtung der Sonne aus. Maschinen bemühten sich in starrsinniger Sisyphusarbeit, die Ringwelt im unwiderstehlichen Sog der Schwerkraft ihrer Sonne festzuhalten, aber auf dem Schirm sah man nur ein blauweißes Licht und einen rosafarbenen Punkt auf der schwarzen Linie der Ring-Welt-Mauer.
    »Sie sind fast fertig damit«, sagte der Junge. »Wir dachten, sie würden uns zu Hilfe rufen, aber sie ließen sich nicht bei uns sehen.« Die Stimme des Jungen klang nachdenklich.
    »Vielleicht verfügt ihr hier nicht über die Werkzeuge, um ihre Stimmen zu empfangen.« Louis versuchte, seine Stimme ruhig zu halten. Eine Reparaturmannschaft! »Zudem gibt es dort nichts mehr zu tun. Sie haben keine Motoren mehr.«
    »Nein. Sehen Sie.« Der Junge setzte den Beobachtungsschirm in Bewegung. Das Okular raste an der Mauerkrone entlang und hielt plötzlich an der Stelle an, die ein gutes Stück von den blauen Flammen entfernt war. Louis sah Metallstücke, die von der Mauerkrone herunterfielen.
    Er betrachtete den Vorgang, bis er sich sicher war. Diese Metallstücke, ein großer, wie eine Spindel geformter Zylinder - das waren die zerlegten Bestandteile, die er bereits durch das Teleskop der Heißen Nadel betrachtet hatte. Das war das Gerüst, mit dessen Hilfe die Steuerdüsen wieder in die Halterungen am Rand der Ringwelt-Mauer eingehängt wurden.
    Die Reparaturmannschaft mußte diese Ausrüstung verzögert haben, bis es die solare Umlaufgeschwindigkeit erreicht hatte. Dazu hatten sie einen Teil des Magnetring-Transportsystems benützt. Aber wie wollten sie diesen Prozeß umkehren? Die Maschine mußte am Ziel wieder auf die Rotationsgeschwindigkeit der Ringwelt beschleunigt werden.
    Erreichten sie das durch Reibung mit der Atmosphäre? Diese Materialien konnten vielleicht genau so widerstandsfähig sein wie Scrith. Falls ja, würde ihnen die Reibungshitze nichts anhaben.
    »Und hier.« Der Schirm bewegte sich wieder, diesmal spinnwärts auf die Raumhafen-Rampe auf der Ringmauer zu. Auf dem Schirm tauchten die vier großen Raumschiffe der Städtebauer auf. Heiße Nadel war ein kleiner heller Fleck daneben. Louis hätte ihn selbst in der Vergrößerung übersehen, wenn er nicht gewußt hätte, wo er das Raumschiff suchen mußte: eine Meile von dem Raumschiff entfernt, das immer noch eine Bussard-Rammdüse auf seiner Außenhaut trug.
    »Sehen Sie das?« Der Junge deutete auf die kupferfarbenen Windungen der Toroide. »Das ist der letzte Motor, den sie noch ausbauen können. Wenn die Reparaturmannschaft ihn an der Ringmauer aufgehängt hat, wird sie arbeitslos.«
    Inzwischen fielen Megatonnen von Baumaterial durch die Magnetschleifen der Ringwelt auf die Stelle zu, wo Heiße Nadel auf der Raumhafen-Rampe parkte.

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