Die Ringwelt-Ingenieure
ein, den er weggeworfen hatte. Vermutlich hatten sie ein paar Stunden Zeit, sich auf den Kampf vorzubereiten. Doch wenn Teela kam, würde sie über sie herfallen wie ein Blitz.
Chmeee hatte sich nackt ausgezogen. Nun legte er den Anzug aus Superleiter-Tuch wieder an. Er ging zu Harkabeeparolyn und half ihr, seinen Schutzanzug auszuziehen. Er legte ihn dann selbst an. Damit war sie einer Schutzschicht entkleidet. Louis mischte sich nicht ein.
Ob sie sich hinter der Sonne versteckte? Die kleine fusionsgespeiste, Neutrino aussendende Sonne - dort würde man sie nicht so rasch vermuten. Konnte man sie überhaupt als Versteck verwenden? Wenn er den Superleiter-Draht mit einem Teich verband, konnte er sich nur bis zum Siedepunkt des Wassers erhitzen. Tanj, das wäre ein raffiniertes Versteck für ihn gewesen, wenn die Sonne sich näher an der Oberfläche des Mars befunden hätte, wo das Wasser schon bei einer erträglichen Temperatur zum Kochen kam. Aber sie befanden sich hier nicht über dem Ringwelt-Boden, wo der Luftdruck fast so hoch war wie auf Meereshöhe.
Vielleicht mußten sie hier tagelang auf Teela warten. Das Wasser in ihren Druckanzügen würde ausreichen, auch der Zuckersirup und vermutlich Louis Wus Geduld ebenfalls. Chmeee hatte sich seinen Anzug bereits ausgezogen. Vielleicht gab es hier Tiere, die er jagen konnte.
Und wie stand es mit Harkabeeparolyn? Wenn sie ihren Druckanzug öffnete, würde sie den Geruch des Lebensbaumes in die Nase bekommen.
Chmeee hatte seinen Druckanzug wieder aufgepumpt. Nun steckte er ihn in sein Fluggeschirr. Er legte einen Stein auf jeden Zeh und bediente das Steuergerät am Gürtel, bis der Anzug senkrecht stand. Das war ein verdammt guter Einfall. Wenn er die Steine zur Seite stieß und die Düsen einschaltete, würde ein leerer Druckanzug wie ein Angreifer in den Himmel hinaufsteigen.
Louis war etwas Vergleichbares noch nicht eingefallen.
Vielleicht kam Teela nur selten hierher, alle paar Wochen einmal. Vielleicht bewahrte sie die Lebensbaumwurzeln woanders auf.
Wie sahen diese Lebensbäume überhaupt aus? Waren es diese dunkelgrünen, glänzenden Pflanzen? Louis zog eine davon auf den Boden. Fette Wurzeln hingen daran, die ihn an Yams oder süße Kartoffeln erinnerten. Er hatte diese Pflanze noch nie gesehen, aber das galt auch für die übrigen Gewächse, die hier unter der künstlichen Sonne lebten. Die meisten Lebewesen der Ringwelt und alle unter der Kuppel des Mars gezogenen Pflanzen mußten vom galaktischen Kern importiert worden sein.
Teela lachte in Louis' Ohr.
32. Der Protektor
Louis zuckte nicht nur zusammen. Er schrie in seinem Helm.
Teelas Stimme war voller Lachen. Sie verschluckte die Konsonanten. Das konnte sie nicht verhindern: Lippen und Gaumen hatten sich zu einem harten Schnabel vereinigt. »Ich möchte nie mehr mit einem Pierson-Puppetier kämpfen! Chmeee, du hältst dich doch für ein gefährliches Wesen, nicht wahr? Dieser Puppetier hätte mich um ein Haar besiegt.«
Irgendwie war es ihr gelungen, ihre Ohrenstöpsel wieder zu aktivieren. Konnte sie auf diese Weise ihren Standpunkt erkennen? Dann waren sie so gut wie tot. Also ging Louis lieber von der Annahme aus, daß sie auf diese Weise ihre Feinde nicht zu orten vermochte.
»Ich empfing keine Signale mehr von eurem Schiff. Alle Fernmeldeinstrumente waren abgeschaltet. Aber ich mußte wissen, was in dem Schiff vorging. Deshalb mußte ich eine Vorrichtung zusammenbasteln, mit der ich mich in die Transportscheiben einschalten konnte. Ich kann euch sagen, das war gar nicht einfach. Zuerst mußte ich von der Annahme ausgehen, daß ein Puppetier Transportscheiben von seinem Heimatplaneten mitbrachte, dann stellte sich das Problem, wie sie funktionierten, und dann mußte ich sie nachbauen, und als ich sie einhängte und ich an Bord eures Raumschiffes materialisierte, griff der Puppetier gerade nach dem Schalter für das Stasisfeld! Ich mußte erraten, wo sich die Scheibe des Transportsenders befand, und das verflucht schnell! Aber ich kam gerade noch mit knapper Not hinaus, und euer Schiff muß sich jetzt im Stasisfeld befinden, wo euch keiner zu Hilfe kommen kann. Aber ich komme jetzt zu euch«, sagte Teela, und Louis hörte das Bedauern in ihrer Stimme.
Jetzt konnten sie nur noch warten. Das Hinterste war mit den ganzen Geräten an Bord der Heißen Nadel ausgefallen. Ihnen blieb nur noch das, was sie in den Händen hielten.
Es hatte sich so angehört, als würde es noch eine Weile dauern,
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