Die riskante Affaere
war hinter dir, Carson kam von links. Ich habe bisher nicht mit ihr gesprochen, aber Hickman hat ausgesagt, dass du dich zu erkennen gegeben und der Frau befohlen hast, stehen zu bleiben. Daraufhin drehte sie sich um und schoss. Als du ihr befahlst, die Waffe fallen zu lassen, war sie entschlossen, noch einmal zu schießen. Du hattest keine Wahl. Und genau das ist es, was ich morgen bei der Routineanhörung von dir zu hören erwarte. Soll ich deinen Vater anrufen?«
»Nein, bitte nicht. Ich gehe morgen nach der Anhörung zu ihm.«
»Dann fahr jetzt nach Hause und versuch zu schlafen. Wegen Dietz sage ich dir Bescheid.«
»Sir, wenn ich nicht vom Dienst suspendiert bin, würde ich lieber mitkommen ins Krankenhaus. Zum einen wegen Dietz und zum anderen, um den Verdächtigen zu vernehmen, sobald wir von den Ärzten grünes Licht bekommen.«
Kiniki zögerte einen Moment, doch dann entschied er, dass es wahrscheinlich besser für Ally war, wenn sie einfach weitermachte. »Gut. Du kannst mit mir fahren.«
Die Panik war wie ein wildes Tier, das sich in seinen Hals krallte. Jonah versuchte sich einzureden, dass es nur daran lag, weil er keine Krankenhäuser mochte. Er hatte sie schon immer verabscheut. Der Geruch, der in ihnen hing, erinnerte ihn an die letzten schrecklichen Monate im Leben seines Vaters und machte ihm mit erschreckender Deutlichkeit seine eigene Sterblichkeit bewusst.
Seine Quelle hatte ihm versichert, Ally sei unverletzt. Darüber hinaus hatte er nur in Erfahrung bringen können, dass bei dem Zugriff irgendetwas schrecklich schief gegangen und sie im Krankenhaus war. Diese Information hatte ihm ausgereicht, um sich ins Auto zu setzen und in die Klinik zu fahren. Um sich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass ihr wirklich nichts passiert war.
Sie saß in sich zusammengesunken auf dem Flur der Intensivstation. Die Bestie, die ihre Klauen in seinen Hals geschlagen hatte, ließ von ihm ab.
Ally hatte ihre Haarspange gelöst, eine Angewohnheit, wenn sie erschöpft oder angespannt war. Die ihm zugewandte Gesichtshälfte war hinter dem blonden Haarvorhang verbogen. Aber die zusammengesackte Haltung, die Hände, krampfhaft um ihre Knie geklammert, bestätigten seine Befürchtungen.
Als Jonah vor ihr in die Hocke ging, sah er, was er erwartet hatte: ein bleiches Gesicht, in dem dunkle, gepeinigt dreinschauende Augen standen.
»He.« Er gab dem Drang nach, seine Hand auf ihre zu legen. »Schlimmer Tag?«
»Sehr schlimm.« Sie schien sofort zu wissen, warum er hier war. »Ein Kollege befindet sich in kritischem Zustand. Es ist noch ungewiss, ob er es schafft.«
»Das tut mir leid.«
»Ja, mir auch. Die Ärzte wollen uns noch nicht erlauben, mit dem Dreckskerl zu reden, der auf ihn geschossen hat. Der männliche Verdächtige wurde als Richard Fricks identifiziert. Er hat Beruhigungsmittel bekommen und schläft jetzt sanft und selig, während Dietz mit dem Tod ringt und seine Frau drüben in der Kapelle für sein Leben betet.«
Sie wünschte sich, sie könnte die Augen schließen und sich ins Dunkel zurückziehen. Sie tat es nicht, sondern schaute Jonah weiterhin an. »Und ich habe heute eine Frau getötet. Mit einer Kugel mitten ins Herz.« Ihre Hände zitterten unter seinen, dann ballte sie sie zur Faust.
»Das ist wirklich ein sehr schlimmer Tag«, sagte er. »Komm mit.«
»Wohin?«
»Nach Hause. Ich bringe dich nach Hause.« Als sie ihn verständnislos ansah, zog er sie auf die Füße. Sie fühlte sich irgendwie schwerelos, so als hätte sie jegliche Bodenhaftung verloren. »Du kannst hier nichts tun, Ally.«
Sie schloss die Augen, rang nach Atem. »Das hat Hickman am Tatort auch gesagt. Dass es nichts mehr zu tun gebe. Wahrscheinlich habt ihr beide recht.«
Sie erlaubte ihm, sie zum Aufzug zu führen. Es hatte keinen Zweck zu bleiben, und ebenso zwecklos war es vorzugeben, dass sie allein sein wollte. »Ich kann … mir eine Mitfahrgelegenheit besorgen.«
»Du hast schon eine.«
Ja, dachte sie. Es war sinnlos zu widersprechen oder sich gegen seinen Arm zu wehren, den er ihr um die Taille legte. »Woher wusstest du, wo du mich finden konntest?«
»Ein Streifenpolizist kam im Club vorbei, um die Barnes nach Hause zu fahren. Es war nicht ganz einfach, etwas aus ihm herauszubekommen, aber ich erfuhr immerhin, dass es Probleme gegeben hatte und wo du bist. Warum ist dein Vater nicht hier?«
»Er weiß noch nichts. Ich werde es ihm morgen erzählen.«
»Was, zum Teufel, ist los mit
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