Die riskante Affaere
noch einen Moment still liegen, wobei sie sein Herz stark und gleichmäßig unter ihrer Handfläche pochen fühlte. Sie lag mit offenen Augen da und hakte in Gedanken eine Strichliste ab. Außer leichten Kopfschmerzen konnte sie bei sich nichts Ungewöhnliches feststellen – abgesehen von einem Katzenjammer, weil sie Jonah die Ohren voll geheult hatte. Aber damit konnte sie leben, obwohl es ihr peinlich war.
Als sie versuchsweise die Zehen bewegte, entdeckte sie, dass sie barfuß war. Und dass ihr Wadenhalfter weg war.
Dasselbe galt für ihr Schulterhalfter, wie sie gleich darauf feststellte.
Jonah hatte sie entwaffnet. In mehrfacher Hinsicht. Erst hatte sie ihm etwas vorgeheult, dann hatte sie sich in der Dunkelheit um ihn gewickelt. Weit schlimmer noch war allerdings die Entdeckung, dass sie sich sehnlichst wünschte, genau so wie jetzt liegen bleiben zu können.
In der Annahme, er schliefe, begann sie vorsichtig, von ihm abzurücken.
»Geht’s dir besser?«
Sie erschrak dermaßen, dass sie zusammenzuckte. »Viel besser. Ich schätze, ich schulde dir etwas.«
»Ja, das schätze ich auch.« Er suchte in der Dunkelheit ihren Mund und küsste sie.
Sanft, unerwartet sanft. Warm, köstlich warm. Ja, genau so wollte sie bleiben, deshalb erwiderte sie seinen Kuss und nahm ihre Hand von seinem Herzen, um sie an seine Wange zu schmiegen. Und protestierte nicht, als er sich drehte und sich auf sie legte.
Sein solides Gewicht zu spüren, die harten Flächen seines Körpers, seinen verführerisch heißen Atem, genau danach sehnte sie sich im Augenblick. Ally schlang die Arme um seinen Hals und hielt ihn fest, so fest, wie er sie vor ein paar Stunden gehalten hatte.
Jonah ergab sich der Köstlichkeit des Augenblicks, dem geheimnisvollen Geschmack ihres Mundes, den verschlafenen, lustvollen Seufzern, die an sein Ohr drangen, den weichen weiblichen Formen, die er unter sich spürte. Er hatte die ganze Zeit neben ihr gelegen, hellwach und bereit, während die Gedanken in seinem Kopf wild durcheinandergewirbelt waren. Er hatte sich vor Verlangen nach ihr verzehrt, hatte sich wie im Fieber gefühlt.
Doch jetzt, da sie aufgewacht war, merkte er, dass er fast in seiner Zärtlichkeit ertrank.
Dass er weder willens noch fähig war, das anzunehmen, was sie ihm anbot.
Er löste sich behutsam von ihr und fuhr ihr mit dem Daumen übers Kinn. »Schlechtes Timing«, brummte er, während er sich aus dem Bett rollte.
»Ich …« Ally räusperte sich. Das Verlangen in ihrem Körper hatte schon eingesetzt, ihre Gedanken waren bereits ins Trudeln gekommen. Jetzt hing sie im luftleeren Raum. »Hör zu, falls du irgendwelche blödsinnigen Skrupel hast, du könntest einen schwachen Moment ausnutzen, irrst du dich.«
»Meinst du?«
»Hundertprozentig. Ich weiß, wie man Nein sagt, verlass dich drauf. Und obwohl ich dir dankbar bin, dass du mich nach Hause gebracht hast und bei mir geblieben bist, ist meine Dankbarkeit doch nicht so groß, um dich dafür mit Sex zu bezahlen. Himmel, so was würde ich nie tun, dazu halte ich viel zu viel von mir.«
Er lachte und setzte sich auf die Bettkante. »Offenbar geht es dir wirklich besser.«
»Sag ich doch.« Sie rückte näher an ihn heran, warf ihr Haar zurück und liebkoste seinen Hals.
Sein Puls begann schlagartig zu rasen, während in seinen Lenden ein gewaltiger Feuerball explodierte. »Es ist eine echte Versuchung.« Er war froh, dass er wenigstens noch Luft bekam, und tätschelte ihr vor dem Aufstehen mit gespielter Beiläufigkeit die Hand. »Aber trotzdem vielen Dank.«
Sie war so gekränkt über die Zurückweisung, dass ihr fast eine hitzige Bemerkung herausgerutscht wäre. Doch als ihr Dennis einfiel, schaffte sie es, sich zurückzuhalten. »Okay. Verrätst du mir auch, warum? Unter den gegebenen Umständen scheint mir das eine durchaus zulässige Frage.«
»Aus zwei Gründen.« Als Jonah die Nachttischlampe anknipste, kniff Ally geblendet die Augen zusammen. Beim Blick auf ihr Gesicht stockte ihm der Atem. »Gott, bist du schön.«
Ihr rieselte ein kleiner Schauer über den Rücken. »Ist das einer der Gründe, weshalb du mich nicht willst?«
»Ich will dich. Ich will dich sogar wie verrückt. Und das macht mich wahnsinnig.« Er fuhr ihr mit einer Hand durchs Haar und wickelte sich eine Strähne um den Finger. »Du bist in meinem Kopf, Ally, viel zu oft, als dass ich mich dabei wohlfühlen könnte. Ich will mich aber wohlfühlen. Das ist einer der Gründe, weshalb ich noch
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