Die riskante Affaere
wäre auch so klargekommen.« Ally zog mit einem Stirnrunzeln die Tür hinter sich ins Schloss.
»Selbst wenn das so sein sollte, will ich trotzdem nicht hoffen, dass ich eine undankbare Tochter großgezogen habe, die von ihrem Vater verlangt, untätig zu bleiben, statt ihr zu helfen«, warf Cilla ein, während sie ihre Tochter eingehend musterte. »Dann wäre ich nämlich sehr enttäuscht.«
Boyd grinste, legte Cilla einen Arm um die Schultern und drückte ihr einen Kuss aufs Haar.
»Sehr witzig«, brummte Ally. »Danke, Dad.«
»Nichts zu danken, Allison.«
»So, und wer von uns wird Dennis Overton jetzt das Fell über die Ohren ziehen?« Cilla rieb sich freudig erregt die Hände. »Oder planen wir eine Gemeinschaftsaktion? In diesem Fall würde ich den Anfang machen.«
»Sie hat einen Hang zur Gewalttätigkeit«, erklärte Ally.
»Das brauchst du mir nicht zu sagen. Nichts da, Mädchen.« Boyd warf Cilla einen strengen Blick zu. »Wir leben in einem Rechtsstaat, falls du das vergessen haben solltest. Und nun … Detective.« Während sie zum Aufzug gingen, legte Boyd seiner Tochter einen Arm um die Schultern. »Du fährst zuerst ins Krankenhaus. Da liegt ein Verdächtiger, der vernommen werden muss.«
»Wann ist denn der Termin für die Anhörung wegen … der Schießerei?«
»Heute Vormittag. Du wirst eine Aussage machen und einen Bericht schreiben müssen. Detective Hickman hat seinen gestern noch verfasst, sodass wir bereits ein recht klares Bild von dem Vorfall haben. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen.«
»Ich mache mir auch keine. Jetzt nicht mehr, jedenfalls. Inzwischen weiß ich, ich hatte keine andere Wahl, obwohl ich zugeben muss, dass ich das gestern Abend noch nicht so klar gesehen habe.« Ally atmete laut aus. »Gar nicht eigentlich. Es war wirklich schlimm. Aber jetzt ist es okay. So okay, wie es unter den gegebenen Umständen sein kann.«
»Du hättest letzte Nacht nicht allein bleiben sollen«, bemerkte Cilla.
»War ich auch nicht, jedenfalls nicht die ganze Zeit. Ein … ein Freund war bei mir.«
Boyd machte den Mund auf und wieder zu. Nach Allys Anruf hatte er postwendend Kontakt mit Kiniki aufgenommen. Er wusste, dass Jonah Ally vom Krankenhaus nach Hause gefahren hatte, deshalb brauchte er nicht viel Vorstellungskraft, um sich auszumalen, wer dieser »Freund« war.
Allerdings wusste er nicht so recht, wie ihm bei diesem Gedanken zumute war.
Ally fuhr auf den Besucherparkplatz des Krankenhauses und musste erst eine Runde drehen, bevor sie einen freien Parkplatz fand. Während sie ihr Auto abschloss, entdeckte sie Hickman.
»Toller Schlitten.« Er hatte die Hände in den Taschen und blinzelte mit zusammengekniffenen Augen in die Sonne. »Nicht jeder Cop hat einen Mercedes als Zweitwagen.«
»Er gehört meiner Mutter.«
»Und was für eine Mutter!« Das konnte er mit voller Überzeugung behaupten, weil er Cilla kannte. »Wie geht es dir?«
»Ganz gut.« Sie gesellte sich zu ihm. »Hör zu, ich weiß, du hast deinen Bericht über den Vorfall bereits geschrieben. Danke, dass du so schnell warst und zu meinen Gunsten ausgesagt hast.«
»Ich habe mich nur an die Tatsachen gehalten. Du hast lediglich einen Sekundenbruchteil vor mir abgedrückt. Wenn ich der Einsatzleiter gewesen wäre, hätte ich sie erschossen.«
»Danke. Schon was von Dietz gehört?«
»Sein Zustand ist noch immer kritisch.« Hickmans Gesicht verdüsterte sich. »Immerhin hat er die Nacht überstanden, das lässt hoffen. Aber dem Dreckskerl, der ihn hierher gebracht hat, würde ich’s trotzdem gern zeigen.«
»Dann mach dich bereit.«
»Weißt du schon, wie du es angehen willst?«
»Noch nicht genau.« Sie liefen zusammen durch die Eingangshalle zu den Aufzügen. »Die Frau hat von ihrem Handy aus telefoniert, das heißt, dass da mindestens noch eine weitere Person beteiligt war. Vermutlich zwei. Jemand aus dem Club und jemand, der die Fäden gezogen hat. Unser Freund hier hat einen Polizisten niedergeschossen, er weiß, dass er sich auf einiges gefasst machen muss. Seine Frau ist tot, die Aktion schiefgegangen, und er kann sich schon mal an den Gedanken gewöhnen, dass er bald in der Todeszelle sitzt.«
»Das dürfte für ihn kein schlechter Anreiz sein zu reden. Hast du vor, ihn mit einem Deal für ›lebenslänglich‹ zu ködern?«
»Das ist der Weg. Jetzt müssen wir nur noch dafür sorgen, dass er ihn auch geht.«
Sie hielt dem Uniformierten, der vor Fricks’ Tür postiert war, ihre Dienstmarke
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