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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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Janusch hielten die Feinde souverän in Schach. Ohnehin griffen diese nur noch halbherzig und mehr der Form halber an. Auf der engen Brücke konnten sie ihre zahlenmäßige Übermacht einfach nicht nutzen. Und auch für virtuose Zweikämpfe, die sie mit herausragender Technik hätten gewinnen können, fehlte schlichtweg der Platz. An dieser Stelle hätten zwei Kämpfer eine ganze Armee zum Stehen bringen können wie die Spartaner die Perser bei den Thermopylen. Januschs blonde Locken glänzten in der Sonne, er kämpfte bedächtig und konzentriert. Maljok dagegen fuhrwerkte wie ein Berserker. Beide strahlten große Selbstsicherheit
aus. Solche Gefechte waren für sie offensichtlich nichts Ungewöhnliches.
    Einer der Angreifer fiel mir besonders auf. Es war ein großer, hagerer, etwa vierzehn Jahre alter Junge. Immer wieder versuchte er zwischen Maljok und Janusch hindurchzuschlüpfen, jedoch ohne Erfolg. Eigentlich hatte er keine Chance, sein Vorhaben jemals zu verwirklichen. Aber plötzlich stellte er seine Attacken ein, machte ein paar Schritte rückwärts, als wollte er sich zurückziehen, sprang dann unvermittelt auf die Brückenbalustrade und spurtete los. Noch ehe Janusch und Maljok sich’s versahen, tauchte er bereits in ihrem Rücken auf.

6
    INGA
    Ein wenig schwankend stand der Junge auf der schmalen Balustrade, die Arme zur Seite gestreckt, um das Gleichgewicht zu halten. Er wirkte irgendwie unschlüssig, und es war mir ein Rätsel, warum er nicht einfach wieder auf die Brücke zurücksprang. Zweifellos würde daraufhin ein wildes Gefecht entbrennen, in dessen Verlauf wir, von zwei Seiten in die Zange genommen, in echte Schwierigkeiten geraten konnten. Trotz der prekären Situation war ich nicht sonderlich besorgt und empfand für einen Moment sogar so etwas wie Bewunderung für diesen mutigen Jungen. Dass eine Niederlage hier oben den Tod bedeuten konnte, hatte ich noch nicht verinnerlicht, der auf der Balustrade taumelnde Junge dagegen wusste es sehr wohl. Vermutlich war ihm klar, dass er den Sieg für seine Insel um den Preis seines eigenen Lebens erringen würde, wenn er sich jetzt vom Geländer herab mitten zwischen die Feinde stürzte. Wahrscheinlich hatte er zuvor in der Hitze des Gefechts nicht darüber nachgedacht, aber jetzt packte ihn die Angst.
    Ein verzerrtes, flehentliches Lächeln im Gesicht, riss er den Mund auf, um etwas zu sagen. Vielleicht wollte er um Gnade bitten. Doch Chris war bereits auf ihn zugesprungen und schwang sein Schwert, das in meinen Augen aus Holz, in den Augen des Jungen von der anderen Insel dagegen aus Stahl war.
    Der tollkühne Angreifer hatte nun keine Chance mehr,
auf die Brücke herunterzuspringen, er wäre direkt in Chris’ Klinge gelandet. So duckte er sich, um dem Schlag auszuweichen - und verlor dabei das Gleichgewicht.
    Ich stieß einen Schrei aus, hörte jedoch meine eigene Stimme nicht, denn auch alle anderen schrien auf. Der Junge verschwand so schnell von der Brücke, als hätte ihn eine unsichtbare, gierige Hand nach unten gezogen. Kurz darauf ließen die Kämpfer jede Vorsicht fahren und beugten sich über die Balustrade, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ob Feind oder Freund neben ihnen stand.
    Der Junge fiel quälend langsam, als würde er schweben. Sein Schwert hatte er losgelassen, kläglich durch die Luft wirbelnd, flog es ihm hinterher. Dabei konnte ich beobachten, wie es im Fallen allmählich seinen stählernen Glanz verlor und hölzern wurde. Erst in jenen Sekunden, als ich der endlos langen Abwärtsbewegung mit den Augen folgte, wurde mir bewusst, in welch gewaltiger Höhe sich die Brücke befand. Der Junge fiel und fiel. Vielleicht war es auch nur Einbildung, dass diese Augenblicke eine Ewigkeit dauerten. Die Zeit dehnt sich unendlich, wenn man panische Angst hat.
    Der Junge hatte sich in einen winzigen Punkt über dem Wasser verwandelt. Gleich …, dachte ich mit stockendem Atem. Und in diesem Augenblick leuchtete unten ein gewaltiger, grellweißer Lichtball auf, ähnlich einem Magnesiumblitz. Für einen Blitz dieser Stärke hätte man mindestens ein Kilogramm Magnesium gebraucht. Geblendet kniff ich die Augen zusammen. Als ich sie wieder aufmachte und abermals nach unten sah, war dort nichts mehr zu sehen - außer dem gefräßigen Meer.

    »Achtung!« Es war Toliks Stimme, die mich aus meiner Erstarrung riss.
    Die Ritter der Insel Nr. 24 griffen erneut an und waren schon dicht an uns herangerückt. Maljok stand mit blutüberströmtem

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