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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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stand.
    An diesem Abend war die Rückkehr der Brückenwachen früher als üblich zu erwarten, denn am Himmel zogen düstere Regenwolken auf. Rasch wurde es dunkel, und ein kalter Wind pfiff um die Gemäuer unserer Burg.
Tolik und ich standen auf dem »Balkon«, so nannte ich für mich den Wehrgang, der die Burg entlang der Ringmauer umgab und von dem aus die drei Brücken ihren Anfang nahmen. Auch die Fenster unserer Kammern führten auf den Wehrgang hinaus, sodass wir einfach hindurchklettern konnten, wenn es einmal schnell gehen musste oder wir keine Lust hatten, außen herum zu laufen.
    Den ganzen Nachmittag lang war Tolik mit mir umhergestreift und hatte mir erklärt, was für den Alltag auf der Burg von Bedeutung war, und allmählich konnte ich mich einigermaßen orientieren: Oben befanden sich ausschließlich Schlafkammern, unten die Gemeinschaftsräume, der Thronsaal, die Küche, Lagerräume und der Turniersaal. Letzterer erinnerte mit seiner hohen Decke und seinen vergitterten Fenstern an eine Sporthalle. Darüber hinaus gab es noch eine Vielzahl schmaler Korridore, einen Keller und einige leer stehende Kammern im Wachturm. Von außen wirkte die Burg erheblich größer, vermutlich nahmen die dicken Steinmauern einen beträchtlichen Teil des Raumes ein.
    Die Mädchen hatten Tolik einen dicken Verband verpasst und zuvor eine zähflüssige weiße Salbe auf seine Wunden aufgetragen. Maljok hatten sie der gleichen Prozedur unterzogen und ihn danach unverzüglich ins Bett abkommandiert. Keines der Mädchen unternahm auch nur einen Versuch, Tolik ebenfalls für eine solche Maßnahme zu gewinnen. Dieser behauptete, dass am nächsten Morgen nur noch ein paar kleine, blasse Narben von den Wunden übrig sein würden. Ohne seinem sich rasch rot verfärbenden Verband Beachtung zu schenken, hatte er mich durch die ganze Burg geschleppt, bis wir am Wehrgang wieder ins Freie gelangt waren.

    »Soll ich dir beibringen, wie man eine Brücke abhört?«, fragte Tolik und ließ den Blick über die schmale Rampe schweifen, die sich direkt vor uns über das Meer erhob.
    Ich nickte und legte die Stirn in Falten, da ich keinen blassen Schimmer hatte, was Tolik damit meinte. Der verzichtete auf weitere theoretische Erläuterungen, warf sich direkt am Fuß der Brücke der Länge nach hin und presste das Ohr gegen den Marmor.
    »Leg dich hin und horche!«, befahl er.
    Gehorsam tat ich es ihm gleich und hörte zunächst einmal gar nichts. Doch schon im nächsten Augenblick gewahrte ich, wie von ferne, ein dumpfes, grollendes Knarren. Das waren die auseinanderdriftenden Brückenhälften, die in der Dämmerung allmählich auskühlten. Meine Gedärme krampften sich zusammen.
    Ein ähnlich beklemmendes Gefühl hatte ich erst einmal zuvor erlebt, und zwar bei einer Klassenfahrt, bei der wir eine Kohlengrube besichtigt hatten. Damals war ich dicht an einen mit einem Gitter abgedeckten Ventilatorenschacht herangetreten, durch den Luft aus einem halben Kilometer Tiefe nach oben gepumpt wurde. Da hörte ich das gruselige Heulen des Luftstroms, der sich durch verschlungene Gänge den Weg aus der Finsternis bahnte. Man spürte die blinde, gleichgültige Kraft und unsichtbare Kälte der mächtigen, stählernen Ventilatorenflügel, die die Luft an die Oberfläche saugten. Es war ein absolutes Gänsehautgefühl, damals, an der Grube.
    Und so erging es mir auch in diesem Moment. Das Knarren des sich zusammenziehenden Steins offenbarte eine dumpfe, eiskalte Kraft. Auf dieselbe Weise würde sich die Brücke morgen bei Tagesanbruch wieder zusammenschieben. Als vereinten sich zwei steinerne Hände
zu einem tödlichen Händedruck, mit dem sie ihr Opfer zerquetschten.
    »Beeindruckend, nicht?«, fragte Tolik stolz und stand auf.
    Ich nickte und rappelte mich ebenfalls hoch. Als ich an der Stelle, wo Tolik eben noch gelegen hatte, eine Blutlache erblickte, bekam ich einen ordentlichen Schrecken.
    Tolik bemerkte meinen verstörten Blick, setzte ein breites Grinsen auf und beruhigte mich: »Keine Sorge, Dimka, auf den Inseln stirbt man nicht an seinen Wunden, sondern nur im Kampf. Wenn du willst, mache ich den Verband auf, dann siehst du, dass die Wunde schon am Verheilen ist.«
    »Ich glaub’s dir auch so«, erwiderte ich ehrlich. »Lass mal.«
    Nach und nach kehrten die Wachen von den Brücken zurück. Von der Südbrücke kamen Chris und Janusch, von der Ostbrücke Timur, Sershan und noch zwei Jungen, an deren Namen ich mich nicht erinnerte. Timur sah

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