Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov
Die Gastgeber hatten uns Jungen eine große Schlafkammer zur Verfügung gestellt, in der wir alle vier Platz fanden. Sie hatten das vermutlich deswegen getan, damit wir uns sicher fühlten und ruhig schlafen konnten. Die Franzosen von der Insel Nr. 4 gefielen mir immer besser.
»Schlafen die anderen noch?«, fragte ich.
»Ja«, sagte Janusch grinsend, »wie die Murmeltiere.«
Timur kauerte, in seine Decke gewickelt, dicht an der Wand und schnarchte leise in sein Kissen. Tom lag fast quer im Bett, einer seiner dünnen Arme hing auf den Boden herab. Von Zeit zu Zeit zuckten seine Finger von dem kalten Boden zurück, um sich dann langsam wieder zu strecken und erneut den Stein zu berühren.
»Aufstehen, ihr Faulpelze!«, krähte ich und schälte mich mit viel Überwindung aus der Decke.
Unsere Kammertür sah äußerst originell aus: In zwei dicken Stahlösen, die ursprünglich sicherlich für einen Riegel gedacht waren, steckte eines von Timurs Schwertern.
Die Konstruktion war ziemlich einbruchsicher, denn erstaunlicherweise war das Schwert selbst für uns metallisch geblieben, als wüsste es um seine Bestimmung.
Während Tom und Timur grummelnd und gähnend aus ihren Betten krochen, ging ich zum Fenster hinüber. Gemessen an unserer Insel mit ihrem dürren Buschwerk und verbranntem Gras, war die Insel der Franzosen der reinste Urwald. Der Raum, in dem man uns untergebracht hatte, befand sich im obersten Stockwerk eines der Burgtürme, dennoch war der Blick aus dem Fenster durch riesige Bäume verstellt. Als ich vorsichtig die Läden öffnete, sank ein biegsamer grüner Zweig auf das Fensterbrett herab. Durch seine Blätter hindurch schimmerte das Meer.
»Mann, was die hier für eine frische Luft haben«, hörte ich hinter mir Timur sagen. »Wir sollten sie fragen, ob sie uns nicht ein paar Kubikmeter davon abgeben.«
»Gute Idee«, pflichtete ich ihm bei. »Wir stecken sie in einen großen Sack und nehmen sie mit.«
Über eine Wendeltreppe, die sich wie ein Bohrer durch den gesamten Turm wand, stiegen wir zum Hauptgebäude hinunter. Die Treppe war so eng, dass wir geduckt und hintereinander gehen mussten. Und es fiel nur wenig Licht durch die schmalen Schießscharten. Timur, der sich vorneweg durchs Dunkel tastete, blieb mit seinen sperrigen Schwertern ständig an Mauervorsprüngen hängen und kommentierte diese belanglosen Pannen mit unsäglichen Flüchen.
Was wohl aus Timur geworden wäre, wenn … Oder besser gesagt, was würde wohl aus seinem Doppelgänger auf der Erde werden? Womit war er wohl gerade beschäftigt?
Und womit war ich selbst wohl gerade beschäftigt? Als ich mir diese Frage stellte, biss ich mir unwillkürlich auf die Lippe.
Am Ende der Treppe angekommen, gelangten wir in einen hellen Gang, der zum Speisesaal führte. Es war nicht besonders schwierig, sich in der fremden Burg zu orientieren, da sie zwar in vielen Details von der unseren abwich, aber im Wesentlichen doch sehr ähnlich aufgebaut war.
Wir kamen rechtzeitig zum Frühstück. Die Mädchen holten gerade die Lebensmittel aus einem Schrank hervor, und mir fiel auf, dass das Versorgungssystem genau dasselbe war wie bei uns. Selbst der Schrank, in den die Lebensmittel jede Nacht teleportiert wurden, war eine genaue Kopie desjenigen in unserer Burg.
Als Gast war Inga natürlich vom Tischdecken befreit, und es war ihr anzumerken, dass sie dieses Privileg genoss. Entspannt am Tisch sitzend, plauderte sie mit Sergej. Im Speiseraum waren noch drei weitere Jungen von der Gastgeberinsel, die uns ein bisschen misstrauisch beäugten, als wir zu viert zur Tür hereinkamen. Natürlich wäre es leichtsinnig gewesen, uns völlig unbeaufsichtigt in der Burg zurückzulassen.
Vier Jungen waren also in der Burg geblieben, während die Übrigen die Brücken bewachten. Die Übrigen? Das hätte ja bedeutet, dass sie zu sechst drei Brücken bewachen mussten. Zu zweit einen ganzen Tag lang eine Brücke zu halten war eine fast unmögliche Aufgabe!
Die Situation machte mich stutzig. Entweder die Franzosen hatten uns irgendetwas verheimlicht, oder uns war selbst etwas Wichtiges entgangen.
Sergej winkte mir freundlich zu, mechanisch winkte
ich zurück. Nachdem wir uns alle an den Tisch gesetzt hatten, frühstückten wir mit großem Appetit und unterhielten uns über alle möglichen Belanglosigkeiten. Aus dem Augenwinkel beobachtete ich Janusch, der schon wieder mit Marek zusammensteckte.
Als ich einen fragenden Blick von Inga auffing, hielt ich es
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