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Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov

Titel: Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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zerreißen und meinen Schrei ersticken. Gleich …
    Ein gewaltiger Knall hämmerte gegen mein Trommelfell. Doch war dies kein Donner, sondern das kurze, peitschende Krachen eines Pistolenschusses. Dicke Tropfen spritzten auf mein Gesicht. Kein Regen, sondern heiße, salzige Tropfen.
    Ich öffnete die Augen. Der japanische Junge hielt sich die Hände an die Brust und stürzte auf mich herab. Zwischen seinen zusammengekrampften Fingern sah ich für einen Moment das kleine Einschussloch, aus dem ein pulsierender Blutstrahl schoss.
    Mit letzter Kraft rollte ich mich zur Seite, und neben mir schlug der leblose Körper des Jungen auf den Boden. Mühsam den Kopf hebend, sah ich mich um.
    Tom stand nur ein paar Schritte von mir entfernt, die Beine gespreizt, die Arme nach vorn gestreckt. Mit der Linken stützte er die rechte Hand, in der er eine mattschwarze, kleine Pistole hielt. Aus dem Lauf quoll graublauer Rauch.

3
    BESUCH BEIM VERRÜCKTEN KAPITÄN
    Unter dem Eindruck von Toms Schuss entschlossen sich unsere Gegner zum schnellen, aber geordneten Rückzug. Dicht aneinandergedrängt, tauchten ihre schwarzen Silhouetten ins Gebüsch, dessen Zweige sich raschelnd hinter ihnen schlossen. Das Gewitter hatte sich zu einem lodernden, grollenden Inferno verstärkt, und der Wind schien aus allen Richtungen gleichzeitig über die Insel zu fegen.
    Timur rappelte sich hoch und hielt sich mit der Linken den rechten Oberarm.
    »Haben wohl Schiss bekommen, die Dreckskerle«, knurrte er und ging auf Tom zu, der immer noch wie angewurzelt dastand und seine Pistole anstarrte. »Wo hast du denn die her?«
    Tom antwortete nicht. Mit versteinertem Gesicht ließ er seine Waffe sinken, die wie eine jener harmlosen Spielzeugkanonen aus Plastik aussah, mit denen als Cowboys verkleidete Buben in der Faschingszeit kleine Mädchen und Senioren terrorisieren. An der Echtheit dieser Pistole konnte jedoch kein Zweifel bestehen, denn wenige Meter von Tom entfernt lag der tote Junge auf dem Boden.
    Timur nahm Tom die Waffe aus der Hand und inspizierte sie seelenruhig, als bemerkte er nicht, dass Blut in dickem Strom aus seinem Arm quoll. Dafür bemerkte es Inga, die zum Glück unversehrt aus dem Gefecht mit
dem Japaner hervorgegangen war. Eilig zog sie das Verbandszeug aus der Tasche ihrer Windjacke und begann, Timurs Arm, der von der Schulter bis zum Ellenbogen aufgeschlitzt war, zu verbinden. Abwesend beobachtete ich sie dabei.
    Mich fröstelte ein wenig, und in meinem Kopf wummerte der Schmerz wie eine schwere, zwischen den Schädelknochen rotierende Bleikugel. In rascher Folge lohten Blitze über den schwarzen Himmel, und die einzelnen Donnerschläge verschmolzen zu einem gewaltigen, ununterbrochenen Grollen, während der heulende Wind mir die ersten schweren Regentropfen ins Gesicht peitschte. Gedankenfetzen spukten durch meinen Kopf, um sich alsbald in den hämmernden Schmerzen und im apokalyptischen Lärm der Elemente wieder aufzulösen.
    Inga und Tom zogen mich hoch und stellten mich vorsichtig auf die Beine. Mein Blick traf auf Ingas riesige, glänzende Augen, die mich aus ihrem verschreckten, nassen Gesicht anstarrten. Weinte sie, oder kam das vom Regen?
    »Dima … Dimotschka, was ist mit dir?«
    »Nichts, alles in Ordnung«, presste ich hervor und versuchte, meinen jämmerlichen Zustand zu überspielen. Ich bückte mich sogar nach meinem am Boden liegenden Schwert, doch Tom kam mir zuvor und hob es für mich auf. Inga schaute mich prüfend an, ihr konnte man nicht so leicht etwas vormachen.
    »Was stehen wir hier blöd rum?«, schrie Timur plötzlich wie aus heiterem Himmel. »Wollt ihr etwa warten, bis sie mit Verstärkung wiederkommen?«
    »Bei dem Sturm können wir doch nicht weg«, entgegnete
Inga, ohne den Blick von mir zu wenden, »und diese Typen sind erst einmal geflohen.«
    Timurs Gesicht verzog sich zu einer zornigen Maske. »Sie sind nicht geflohen!«, donnerte er. »Ihr Ehrenkodex verbietet es ihnen, wegzulaufen. Sie haben sich zurückgezogen, ja, aber es wird nicht lange dauern, dann sind sie wieder zurück.«
    »Was für ein Ehrenkodex denn? Wovon sprichst du, Tim?«, fragte Inga entgeistert.
    »Stellt keine dummen Fragen, ich erklär’s euch später. Helft mir jetzt, den Kahn wieder flottzumachen!«, herrschte Timur uns an, rannte zum Ufer und stemmte sich mit brachialer Gewalt gegen die Bordwand unseres Schiffs. Der Effekt war gleich null, denn es war ja vertäut. Tom eilte ihm kopfschüttelnd zu Hilfe.
    »Inga, halt die

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