Die Ritter der vierzig Inseln - Rycari Soroka Ostrovov
Zellen der Burgen eingesperrt waren. So schlecht es uns auch erging, wir wussten immer: Du bist da. Und so ließen wir den Mut nicht sinken, verließen nicht die Brücken und legten die Waffen nicht nieder. Denn Feiglinge sind dir verhasst. Du nimmst nur die Mutigen bei dir auf. Also auch uns...
Der Klipper segelte auf Parallelkurs und holte uns langsam ein. Er sah genauso aus, wie er in den Legenden beschrieben wurde. In den Bordwänden befanden sich quadratische Luken für die Kanonen. In den Kajüten am Achterdeck brannte schwaches Licht. An Deck lagen mit Segeltuch abgedeckte Beiboote aufgereiht. Als ich bemerkte, dass eines der Beiboote in der Reihe fehlte, kroch mir ein kalter Schauer über den Rücken. Waren wir womöglich mit einem Beiboot dieses Klippers unterwegs?
Tom stieß Freudenschreie aus und rief mit begeisterter Stimme etwas auf Englisch, was wir nicht verstanden. Timur, Inga und ich verfolgten schweigend, wie der Klipper langsam näher kam.
Warum kannst du nicht an einer der Inseln festmachen, Verrückter Kapitän? Wenn die Außerirdischen so mächtig sind, dass sie dich vom Kurs abbringen können, warum versenken sie nicht einfach dein Schiff? Brauchen sie dich womöglich?
Solange in den grauen Wellen die Silhouette deines Klippers aufscheint, solange wir an dich glauben, wird sich das Leben auf den Inseln nicht ändern. Obwohl auf dir die Hoffnung gründet und der Traum von einem neuen Leben, bist du zur Verkörperung eines alten Lebens geworden, zu seinem Gesetz und seiner Religion. Wieso begreifst du diese bittere Wahrheit nicht, Kapitän? Deine Sturheit und dein Wille, dein Hass und deine Liebe - dies alles ist längst zu einem nützlichen Werkzeug der Außerirdischen geworden.
»Tom, versuch, näher ranzukommen!«, schrie Timur zum Achterdeck hinüber.
Kaum mehr als zwanzig Meter trennten uns noch. Ich hatte gehofft, dass uns der Rumpf des großen Schiffs gegen den Wind abschirmen würde, dies war jedoch nicht der Fall. Die Aliens Nightmare wurde herumgeworfen wie zuvor. Mir fiel auf, dass von der Bordwand des Klippers Strickleitern herabhingen, genauer gesagt waren das Sturmleitern, die aus dicken Seilen und Sprossen aus Holz bestanden. An Deck huschten im schummrigen Licht von Laternen einige Schatten umher. Der Verrückte Kapitän hatte seine Fahrt merklich verlangsamt und pflügte jetzt genau neben uns durchs Meer.
»Tom!«
Unser Boot schlingerte kaum merklich, während uns ein Wellenkamm seitlich erfasste und eine kalte Lawine über das Deck spülte. Langsam rückte die vor uns aufragende, gleichmäßig gebogene, mit gelblichgrauen Ablagerungen besetzte Bordwand des Klippers näher.
Wozu brauchen dich die Außerirdischen, Verrückter Kapitän?
Ich dachte nicht darüber nach, was ich tat. Bruchstücke
von Gedanken, eine verschwommene Besorgnis und das unbestimmte Gefühl, dass hier etwas nicht stimmte, all dies pulsierte in meinem Kopf, der allmählich begann, stoßweise Kommandos an meine wie Federn gespannten Muskeln zu senden. Mit einem entschlossenen Ruck stand ich auf, ohne Ingas Hand loszulassen.
»Ich gehe ein paar Schritte...«
Ingas Finger legten sich fester um mein Handgelenk. Es nützte nichts. Mich losreißend, hob ich die Arme und streckte sie aus. Vor mir gab es nur Dunkelheit und schwache Lichtschimmer auf dem sich vor uns aufbauenden Schiffsrumpf. Und hinter mir zwei verwunderte Augenpaare, Tom nicht gerechnet, denn der kämpfte selbstvergessen mit dem Ruder.
»Tim, pass auf Inga auf.«
Kopfüber sprang ich ins Wasser, das mich mit eiskaltem Griff umfing und mir sofort in Nase und Ohren drang. Prustend tauchte ich auf. Durch die Wasserpfropfen in meinen Ohren hindurch, die meinen Kopf in einen dumpf dröhnenden Klangkörper verwandelten, drang Ingas Stimme. Es war zu spät, umzukehren. Ich wollte unbedingt als Erster an Bord des Klippers klettern und diesen Menschen sehen, der dort hinter dem Steuerrad stand.
Seltsam - die Wellen, die zuvor noch so furchterregend ausgesehen hatten, erwiesen sich als beherrschbar. Nach ein paar Schwimmzügen erreichte ich schon die Bordwand, an der das ausgefranste Ende der Sturmleiter wie angeklebt schien. Rhythmisch schlugen Wellen gegen den Rumpf und verschwanden wieder, ohne zu spritzen.
Kräftig mit den Beinen rudernd hob ich die Arme aus dem Wasser und versuchte, die raue Bretterwand zu fassen
zu bekommen. Das in der Strömung hängende Holzschwert riss an meinem Gürtel.
Meine Hände glitten durch die Bordwand des
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