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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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hinein. Vor dem Gorillagehege hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Der Empfänger, den Oleg trug, zeigte noch immer an, dass Lord sich ganz in der Nähe aufhielt. »Steck das Ding unter die Jacke«, wies Hayes Oleg an, da er neugierige Fragen vermeiden wollte.
    Sie näherten sich dem Primatenzentrum, und Hayes erkundigte sich, was vorgefallen sei. Eine Frau berichtete, ein Schwarzer und eine Weiße seien über den Graben gesprungen, worauf die Gorillas sie verfolgt hätten. Schließlich seien die beiden Eindringlinge durch eine offene Tür in der Felswand geschlüpft und verschwunden. Hayes trat wieder zu Oleg und stellte fest, dass das Signal noch immer blinkte. Doch als er den Blick auf das erleuchtete Affengehege richtete, erkannte er sofort, was einer der Gorillas, ein großes Silberrückenmännchen, in der Pfote hielt.
    Einen dunkelgrünen Pullover.
    Denselben Pullover, in den er den Sender hatte einnähen lassen! Kopfschüttelnd fiel ihm plötzlich ein, was Rasputin Alexandra vorhergesagt hatte: Tiere in ihrer Unschuld werden den Weg hüten und weisen. Ihr Urteilsspruch wird über den Erfolg entscheiden.
    »Der Affe hat den Pullover«, sagte Zubarew, der zur Betonmauer getreten war und es nun ebenfalls sah.
    Der Ausdruck im Gesicht des drahtigen Russen ließ deutlich erkennen, dass auch er an die Vorhersage des Starez dachte. »Das Tier hat zweifellos den Weg gehütet. Ich frage mich, ob es ihn auch gewiesen hat.«
    »Gute Frage«, gab Hayes zurück.
     
    Lord drückte die Ränder der goldenen Hülle auseinander. Diamanten sprangen heraus wie Saftspritzer, wenn man das Innere einer Orange spaltet. Ein kleiner Goldbrocken fiel ins feuchte Gras. Akilina bückte sich und hob das kleine Objekt auf.
    Ein Glöckchen.
    Das Äußere glänzte hell im Licht der Parklampe, und es war gewiss das erste Mal seit Jahrzehnten, dass das Gold mit frischer Luft in Berührung kam. Akilina trat näher ins Licht, noch immer die Trümmer des Eis in der Hand, und Lord erspähte winzige Worte, die außen in die Glocke eingraviert waren.
    »Es sind kyrillische Buchstaben«, sagte sie und hielt sich die Glocke dicht vor die Augen.
    »Kannst du es lesen?«
    »Dort, wo der Blauglockenbaum wächst und Genesis, dort wartet ein Dorn. Verwendet die Worte, die euch herführten. Spricht man eure Namen und erhält die Glocke ihre eigentliche Gestalt, wird es gelingen.«
    Er hatte die Rätselspiele satt. »Was bedeutet das?«
    Neugierig nahm er die Glocke in die Hand und betrachtete sie genau. Sie war vielleicht sieben Zentimeter hoch und vier Zentimeter breit; ein Klöppel fehlte. Das Gewicht der Glocke ließ auf reines Gold schließen. Außer den außen eingravierten Buchstaben waren keine weiteren Worte oder Symbole zu finden. Offensichtlich war dies Jussupows letzte Botschaft.
    Lord ging zur Bank zurück und setzte sich.
    Akilina folgte.
    Lange betrachtete Lord das zerstörte Fabergé-Ei. Nachfahren Nikolaus’ II. mussten die Katastrophe im zwanzigsten Jahrhundert überstanden haben und bis zum heutigen Tage leben. Während in Russland kommunistische Ministerpräsidenten das Volk regierten, lebten Erben des Romanow-Throns im Verborgenen weiter, dort, wo der Blauglockenbaum wächst – wo auch immer das sein mochte. Er wollte diese Nachfahren finden. Tatsächlich musste er sie sogar finden. Stefan Baklanow war nicht der rechtmäßige Erbe des russischen Throns, und vielleicht würde das Auftauchen eines direkten Nachfahren der Romanows dem russischen Volk mehr als alles andere zu einer Aufbruchsstimmung verhelfen. Doch im Moment war er zu müde, noch irgendetwas zu tun. Ursprünglich hatte er vorgehabt, San Francisco noch am selben Abend zu verlassen, doch nun entschied er sich dagegen. »Gehen wir in das Hotel, das du uns gesucht hast, und schlafen wir erst einmal. Vielleicht sehen wir die Dinge morgen klarer.«
    »Können wir unterwegs etwas zu essen besorgen? Ich hab seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.«
    Er sah sie an, streckte die Hand aus und strich ihr sanft über die Wange. »Du hast deine Sache heute gut gemacht«, sagte er auf Russisch.
    »Du auch. Ich hatte Angst, dass ich dich niemals Wiedersehen würde.«
    »Da warst du nicht die Einzige.«
    Sie hob die Hand und legte sie auf die seine. »Der Gedanke gefiel mir gar nicht.«
    Ihm ebenso wenig.
    Lord küsste sie sanft auf den Mund und nahm sie in die Arme. Ein paar Minuten saßen sie so im Dunkeln und genossen ihre Zweisamkeit. Dann steckte Lord die Überreste des Eis

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