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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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zusammen mit dem Glöckchen in den Samtbeutel zurück. Er schulterte die Reisetasche, und sie verließen den Park.
    Zehn Minuten später hielt ein Taxi, und er nannte dem Fahrer den Namen des Hotels. Auf der Fahrt in die Stadt saßen sie nebeneinander auf dem Rücksitz. Lord dachte über die Inschrift auf der Höllenglocke nach.
    Dort, wo der Blauglockenbaum wächst und Genesis, dort wartet ein Dorn. Verwendet die Worte, die euch herführten. Spricht man eure Namen und erhält die Glocke ihre eigentliche Gestalt, wird es gelingen.
    Offensichtlich noch so eine kryptische Anweisung – sie reichte als Hinweis aus, wenn man wusste, wonach man suchen musste, genügte aber nicht als Wünschelrute für Eindringlinge. Das Problem war nur, dass er nicht wusste, wonach er suchte. Diese Worte waren irgendwann zwischen 1918, dem Zeitpunkt des Mordes an der Zarenfamilie, und 1924, dem Todesjahr Fabergés, eingraviert worden. Vielleicht war ihre Bedeutung damals klarer gewesen, und die Zeit hatte die einst eindeutige Botschaft verschleiert. Durch das schmuddelige Taxifenster betrachtete er die zahlreichen Cafés und Restaurants, an denen sie vorbeirollten. Ihm fiel wieder ein, dass Akilina etwas zu essen brauchte, und obgleich er sich nicht gerne in der Öffentlichkeit sehen lassen wollte, war auch er hungrig.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke.
    Mit wenigen Worten erklärte er dem Fahrer, was er suchte. Dieser nickte und hielt ein paar Minuten später vor einem Lokal.
    Lord führte Akilina in ein Gebäude mit der Aufschrift INTERNETCAFÉ, einem der vielen Lokale, wo man sowohl Zugang zum Internet hatte als auch Essen und Getränke bekam. Im Moment brauchte Lord beides.
    Im Inneren herrschte mäßiger Betrieb. Das Interieur bestand aus glänzenden Edelstahlwänden mit Milchglasscheiben, in die dekorative Szenen aus San Francisco eingraviert waren. In der einen Ecke stand ein Breitwandfernseher, vor dem mehrere Zuschauer versammelt waren. Große Krüge mit Fassbier und dick belegte Sandwiches schienen hier die Spezialität zu sein.
    Rasch schlüpfte er in die Toilette, klatschte sich kaltes Wasser auf Stirn und Wangen und versuchte, sich so herzurichten, dass sein zerschlagenes Gesicht nicht mehr ganz so erschreckend aussah.
    Dann belegten er und Akilina eine Nische mit einem PC und bestellten, nachdem die Kellnerin ihnen die notwendigen Informationen und ein Passwort gegeben hatte. Während sie auf das Essen warteten, öffnete Lord eine Suchmaschine und tippte Blauglockenbaum ein. Die Seite zeigte dreitausend Einträge an. Einige bezogen sich auf eine Schmuckkollektion, die den gesuchten Namen trug. Andere hatten mit dem Regenwald, Forstwirtschaft, Gartenkultur und medizinischen Kräutern zu tun. Eine Seite erregte jedoch sofort seine Aufmerksamkeit mit der Zusammenfassung:
     
    Paulownia Tomentosa – Chinesischer Blauglockenbaum, Princess Tree. Duftende lavendelblaue Blüten. Aug./Sept.
     
    Er klickte die Seite an, und auf dem Bildschirm erschien ein Text, in dem erklärt wurde, der Blauglockenbaum stamme ursprünglich aus dem Fernen Osten, sei aber in den Dreißigerjahren des neunzehnten Jahrhunderts nach Amerika gelangt. Da die Chinesen seine Samenhülsen als Verpackungsmaterial in Transportkisten verwendeten, habe der Baum sich an der Ostküste der Vereinigten Staaten ausgebreitet. Das Holz sei leicht, aber wasserfest, und es werde von den Japanern für Reisschalen, Gebrauchsgegenstände und Särge verwendet. Der Baum sei schnellwüchsig – in fünf bis sieben Jahren ausgewachsen – und seine leicht duftenden, großen, lavendelblauen Blüten ausgesprochen schön. Eine Anmerkung verwies auf Möglichkeiten der Verwendung dieses Baumes in der Bauholz- und Papierindustrie, da er aufgrund des schnellen Wachstums eine kostengünstige Alternative darstelle. Besonders häufig treffe man ihn im westlichen North Carolina an, wo es seit langem immer wieder Bemühungen gegeben habe, ihn industriell zu nutzen. Es war jedoch die Erklärung des Namens, die Lords Aufmerksamkeit auf sich zog. Nach den Ausführungen war der Baum nach Prinzessin Anna Paulownia benannt worden, der Tochter des Zaren Paul I. der Russland von 1797 bis 1801 regiert hatte. Paul I. war Nikolaus’ II. Ururgroßvater.
    Lord berichtete Akilina von seiner Lektüre.
    Sie war verblüfft: »So viel hast du in so kurzer Zeit in Erfahrung gebracht.«
    Der gewiefte Anwalt musste sich in Erinnerung rufen, dass der Zugang zum Internet in Russland noch immer in den Kinderschuhen

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