Die Romanow-Prophezeiung
erklären müssen, was hier vorging – zumindest vorläufig nicht –, und die Polizei hatte man inzwischen gewiss gerufen.
Er musste es zum offenen Türgitter schaffen, doch das große Männchen stand nun vor ihm und trommelte sich gegen die Brust.
Das Weibchen, das sich mit Akilina beschäftigt hatte, zog sich langsam zurück, und Akilina nutzte die Gelegenheit, um sich ganz vorsichtig auf Lord zuzubewegen. Plötzlich jedoch stürzte das Weibchen vor und Akilina reagierte, indem sie nach dem ausgestreckten Ast eines der Bäume sprang, die auf dem Gelände wuchsen. Eilig zog sie sich mit einer Schwungrolle auf den Ast hinauf, und ihr akrobatisches Geschick war unübersehbar, als sie von dort zu einem noch höheren Ast hinaufsprang. Das Gorillaweibchen schien überrascht von Akilinas Verhalten und kletterte ihr nach. Lord bemerkte, dass das Gesicht des Weibchens entspannter geworden war. Beinahe kam es ihm so vor, als hielte die Affendame das Ganze für ein Spiel. Die Bäume auf dem Gelände waren überall miteinander verflochten, vermutlich, um den Tieren einen natürlicheren Lebensraum zu bieten, und jetzt boten sie Akilina eine Möglichkeit, ihrer Verfolgerin zu entkommen.
Das Männchen, das Lord gegenüberstand, hörte mit dem Brustgetrommel auf und ging auf alle viere nieder.
Hinter sich hörte Lord das Flüstern einer Frauenstimme: »Wer immer Sie sein mögen, ich bin die Wärterin dieses Affengeheges. Ich würde Ihnen unbedingt raten, vollkommen ruhig stehen zu bleiben.«
»Ich versichere Ihnen, dass ich kein Glied rühre«, erwiderte er ebenso leise.
Der Gorilla fixierte ihn unverwandt, den Kopf neugierig schief gelegt.
»Ich bin hinter der Felswand. Jenseits der offenen Tür«, fuhr die körperlose Stimme fort. »Hier schlafen die Gorillas nachts. Aber die Tiere werden sich erst zurückziehen, wenn sie alles aufgefressen haben. Sie haben hier King Arthur vor sich. Er ist nicht besonders freundlich. Ich versuche, ihn abzulenken, während Sie hier hereinschlüpfen.«
»Meine Freundin hier draußen hat auch Probleme«, wandte er ein.
»Das sehe ich. Aber eins nach dem anderen.«
King Arthur zog sich langsam zurück und bewegte sich auf die Reisetasche zu. Lord konnte nicht ohne die Tasche aufbrechen, also schob er sich langsam in dieselbe Richtung. Der Gorilla stürzte sich kreischend vor, als wollte er ihm befehlen, stehen zu bleiben.
Lord gehorchte.
»Fordern Sie ihn nicht heraus«, sagte die Stimme.
Der Gorilla entblößte seine stattlichen Eckzähne. Lord hegte keinerlei Bedürfnis, ihre Schärfe zu testen. Er sah zu, wie Akilina und das Gorillaweibchen um die Wette durch die Äste kletterten. Akilina schien nicht in Gefahr zu sein. Sie hielt sich außer Reichweite des Tiers, kletterte immer höher, rutschte dann aber über einen dicken Ast nach unten und landete wieder auf dem Boden. Das Weibchen versuchte, sie nachzuahmen, schoss aber aufgrund seines viel größeren Gewichts in einem Bogen nach unten und krachte auf den Boden. Diesen Moment nutzte Akilina und flüchtete durch die Tür.
Jetzt war er an der Reihe.
King Arthur riss die Reisetasche hoch und versuchte, mit neugierigem Befingern an den Inhalt zu kommen. Lord bewegte sich auf ihn zu und hoffte, die Tasche so schnell schnappen zu können, dass er es vor dem Gorilla durch die Tür schaffte. Doch King Arthur war schneller. Mit einem raschen Vorschwingen seines Affenarms packte er Lord am Pullover. Nun hatte der Gorilla ihn im Griff, und Lord versuchte, rückwärts zu entkommen. Der Affe ließ jedoch nicht los, und der Pullover ging langsam in Fetzen. Jetzt stand King Arthur mit der Tasche in der einen und dem Pullover in der anderen Hand da.
Lord rührte sich nicht.
Der Gorilla warf den Pullover beiseite und nahm sich wieder die Tasche vor.
»Sie müssen herkommen«, forderte die Frau Lord auf.
»Nicht ohne die Tasche.«
Der Affe zog und zerrte an den Nähten herum und riss mehrmals mit seinen kräftigen Zähnen an der Hülle. Der feste, grüne Stoff gab jedoch nicht nach, und offensichtlich enttäuscht schleuderte der Gorilla die Tasche kräftig gegen die Felswand. Dann stürmte er wieder heran und schmetterte das Bündel nochmals gegen den Fels.
Lord zuckte zusammen.
Eine solche Misshandlung hielt das Fabergé-Ei gewiss nicht aus. Ohne nachzudenken, sprang Lord vor, als die Tasche nach einem dritten Wurf zu Boden fiel. King Arthur kam ebenfalls, doch Lord erwischte die Tasche als Erster. Das Weibchen schoss herbei, drängte
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