Die Romanow-Prophezeiung
nur zwei Zwinger öffnen können, doch die Hunde reagierten auf das Kommando und rasten zur Hintertür. Als Oleg im Eingang auftauchte, stürzte einer der Barsois sich auf ihn, und der Russe schrie auf.
Drei weitere knurrende Hunde folgten dem ersten nach drinnen.
Schüsse fielen in rascher Folge.
»Wir sollten nicht hier bleiben und abwarten, wer gewinnt«, erklärte Lord.
Sie rannten zum Tor der Einfahrt, in der sie ihren gemieteten Jeep abgestellt hatten, und stiegen ein.
Lord hatte den Zündschlüssel in der Hand.
Hinten im Haus fielen weitere Schüsse.
»Meine armen Hunde«, sagte Thorn.
Lord brachte den Motor auf Touren und rammte den Rückwärtsgang rein. Er rollte aus der Einfahrt, schlug das Steuer hart ein und setzte weiter zurück, bis er neben dem am Straßenrand parkenden Streifenwagen stand. Er erblickte in der Einfahrt einen der Hunde, der mit großen Sprüngen heransetzte.
»Warte«, brüllte Thorn.
Lord verharrte einen Moment, den Fuß auf dem Gaspedal. Thorn stieß die hintere Wagentür auf. Der Hund hechtete heftig keuchend auf den Rücksitz.
»Los«, schrie Thorn.
Lord stieg voll aufs Gas, und mit quietschenden Reifen schoss der Jeep davon.
47
»Warum musstet ihr diesen Deputy niederknallen?« Hayes bemühte sich, ruhig zu sprechen. »Seid ihr beiden eigentlich völlig bescheuert?«
Er hatte sie auf der Dienststelle des Sheriffs erwartet, nachdem er die Leute mit Hilfe eines aus Moskau gefaxten Haftbefehls von Olegs Zuständigkeit überzeugen konnte. Chruschtschow hatte sich das Dokument nach San Francisco schicken lassen; es ähnelte den Papieren, mit deren Hilfe sie sich die Unterstützung des FBI und der Grenzbehörde verschafft hatten, und keiner hakte nach, als Hayes erklärte, seine Kanzlei vertrete die russische Regierung oft bei ihren amerikanischen Angelegenheiten.
Sie standen draußen in der kühlen Abendluft, abseits der Tür, durch die Hilfssheriffs ein und aus gingen. Angesichts dessen, was vorgefallen war, wimmelte es hier inzwischen von Leuten. Hayes wollte die Beherrschung nicht verlieren, um keine Aufmerksamkeit zu erregen, aber es war verdammt schwer.
»Wo sind eure Pistolen?«, flüsterte er.
»Unter unseren Mänteln«, antwortete Oleg.
»Was habt ihr der Polizei erzählt?«
»Dass der Deputy nach drinnen ging und wir daraufhin Schüsse hörten. Wir stürzten rein, und der Mann lag auf dem Boden. Wir jagten Lord und der Frau nach, aber die Hunde griffen uns an. Das Letzte, was wir von Lord sahen, war, wie er Thorn mit gezogener Waffe zum Einsteigen zwang und losfuhr.«
»Und das haben sie geglaubt?«
Hängelid lächelte. »Vollkommen.«
Doch Hayes fragte sich, wie lange. »Ihr habt ihnen von den Hunden erzählt?«
Oleg nickte. »Dass wir sie erschossen haben? Wir hatten keine andere Wahl.«
»Welcher von euch beiden Genies hat den Deputy erschossen?«
»Ich«, antwortete Oleg. Der Trottel klang tatsächlich stolz.
»Und wer hat die Hunde erschossen?«
Hängelid bekannte sich dazu, da er Oleg vor dem Angriff habe beschützen müssen. »Sie waren gefährlich.«
Hayes war klar, dass er Olegs Pistole austauschen musste, bevor jemand auf den Gedanken kam, sie als Beweisstück zu konfiszieren. Nach dem, was Oleg eingestanden hatte, konnte er sie nicht einfach verschwinden lassen, aber er konnte ihm das verdammte Ding auch gewiss nicht lassen, da die Kugeln, die den Deputy getroffen hatten, Oleg sonst überführen würden. Er griff unter seine Jacke und zog seine Glock hervor.
»Geben Sie mir Ihre.«
Er tauschte seine Waffe mit Oleg. »Hoffentlich merkt keiner, dass das Magazin noch voll ist. Falls jemand es merkt, sagen Sie ihnen, Sie hätten das Magazin gewechselt und in der Aufregung das leere verloren.«
Der Sheriff kam aus dem Gebäude und trat zu ihnen. Hayes sah den klein gewachsenen Mann herankommen. »Wir haben einen Suchbefehl für den Wagen ausgegeben. Es ist ein Jeep Cherokee und die Beschreibung, die Sie mir gegeben haben, war hilfreich.«
Oleg und Hängelid nahmen das Kompliment mit einem Nicken entgegen.
Der Sheriff sah Hayes an. »Warum haben Sie uns nicht darauf aufmerksam gemacht, dass Lord gefährlich ist?«
»Wir sagten Ihnen doch, dass er wegen Mordes gesucht wird.«
»Der Deputy hatte Frau und vier Kinder. Wenn ich auch nur einen Moment lang geglaubt hätte, dass dieser Anwalt fähig ist, einen Mann kaltblütig niederzuschießen, hätte ich die ganze verdammte Abteilung da rübergeschickt.«
»Mir ist klar, dass hier jetzt alle
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