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Die Romanow-Prophezeiung

Die Romanow-Prophezeiung

Titel: Die Romanow-Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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und jedes der muskulösen Tiere mochte um die vierzig Kilo wiegen. Das Fell war seidig und lang.
    Sie gehörten zu den Hunderassen, die auf Sicht jagen, und ihr Name Borzoi bedeutete »schnell«. Lächelnd nahm Lord zur Kenntnis, für welche Rasse Thorn sich entschieden hatte. Es waren russische Windhunde, die vom russischen Adel für die Treibjagd in offenem Gelände gezüchtet worden waren. Seit 1650 beschäftigten sich die Zaren mit ihrer Zucht.
    »Ich habe mich jahrelang für diese Hunde begeistert«, erzählte Thorn, während er durch die Zwinger ging und die Wassernäpfe per Wasserschlauch auffüllte. »Ich habe vor Jahren von ihnen gelesen und mir schließlich einen gekauft. Aber dann war es wie bei Schokokeksen. Es bleibt nie bei einem. Schließlich begann ich, sie zu züchten.«
    »Sie sind wunderschön«, bemerkte Akilina. Sie stand dicht vor den Zwingern. Die Barsois sahen aus schräg gestellten, schwarz umrandeten Augen zu ihr zurück. »Meine Großmutter hatte einen. Sie hat ihn irgendwann im Wald aufgelesen. Er war ein liebes Tier.«
    Thorn öffnete einen der Zwinger und füllte mit einer Schöpfkelle Trockenfutter in einen der Näpfe. Die Hunde rührten sich nicht und hatten auch noch nicht gebellt. Sie verfolgten Thorns Bewegungen mit den Augen, näherten sich aber dem Futter nicht. Dann zeigte der Anwalt mit dem Zeigefinger auf die Näpfe.
    Die Hunde schossen darauf zu.
    »Gut erzogen«, bemerkte Lord.
    »Es bringt nichts, Tiere zu haben, die nicht gehorchen. Diese Rasse ist leicht erziehbar.«
    Lord beobachtete, wie sich dieselbe Szene in den anderen Zwingern wiederholte. Keiner der Hunde forderte Thorn heraus oder verweigerte einem seiner Befehle den Gehorsam. Lord kniete sich vor einem der Zwinger hin. »Verkaufst du die Hunde?«
    »Bis zum Frühjahr ist dieser Wurf hier aus dem Haus, und es gibt neue Welpen. Ich verwende jedes Mal die besten Hunde eines Wurfs für die Zucht. Nur die beiden dort gebe ich nicht weg.«
    Lord sah auf zwei Hunde in dem Zwinger, der der Hinterveranda am nächsten stand. Ein Rüde und eine Hündin, beide mit rötlicher Zeichnung und seidenweichem Fell. Ihr Zwinger war größer als die anderen, und im Inneren war ein Teil mit Holz eingefasst.
    »Die besten Hunde eines Wurfs, den ich vor sechs Jahren hatte«, erklärte Thorn mit Stolz in der Stimme. »Alexej und Anastasia.«
    »Interessante Namen«, meinte Lord lächelnd.
    »Sie sind meine reinrassigen Vorzeigehunde. Und meine Freunde.«
    Thorn trat zum Zwinger, entriegelte das Tor und machte ein Zeichen. Sofort überhäuften ihn die Tiere mit Zärtlichkeiten.
    Lord beobachtete seinen Gastgeber. Thorn wirkte vernünftig und schien seine ererbte Verantwortung mit echter Ehrfurcht zu betrachten. Ganz anders als Stefan Baklanow. Er hatte Hayes über Baklanows Arroganz und die allgemein gehegte Befürchtung sprechen hören, Baklanow sei weit stärker am Titel interessiert als am Geschäft des Regierens. Michael Thorn wirkte da ganz anders.
    Sie traten wieder ins Haus, und Lord studierte Thorns Bibliothek. Die Regale standen voller Abhandlungen über die russische Geschichte. Darunter befanden sich Biografien verschiedener Romanows, viele von Historikern des neunzehnten Jahrhunderts verfasst. Die meisten Titel kannte Lord schon von seiner eigenen Lektüre.
    »Da hast du ja eine ganz schöne Sammlung«, bemerkte er.
    »Du würdest dich wundern, was man in Antiquariaten und auf Bibliotheksbasaren so alles findet.«
    »Hat sich hier keiner je über dieses Interesse gewundert?«
    Thorn schüttelte den Kopf. »Ich bin seit Jahrzehnten Mitglied im hiesigen Geschichtsverein, und mein Interesse für die russische Geschichte ist kein Geheimnis.«
    Auf einem der Regale erblickte Lord ein Buch, das er selber gut kannte. Felix Jussupows Rasputin: His Malignant Influence and Assassination . Jussupow hatte diesen Bericht 1927 veröffentlicht; es war eine bitterböse Kritik an Rasputin, verbunden mit dem wiederholten Bemühen, seine Ermordung zu rechtfertigen. Neben dem Buch standen die beiden Bände mit seinen Memoiren, die Jussupow 1950 veröffentlicht hatte, Lost Splendour und En Exil . Vergebliche Versuche, zu Geld zu kommen, rief Lord sich die Schlussfolgerung seiner späteren Biografen in Erinnerung. Er zeigte auf das Regalfach. »Jussupow ging in seinen Schriften mit der Zarenfamilie und Rasputin alles andere als glimpflich um. Wenn ich mich recht entsinne, hat er insbesondere Alexandra heftig angegriffen.«
    »Das gehörte alles zur

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