Die Rose der Highlands
absichtlich vermied, in seine Richtung zu sehen, und ihre deutliche Ablehnung versetzte ihm einen Stich. Er hatte sie sofort erkannt, doch sie sah nur seine Uniform.
In diesem Augenblick begann es zu regnen, als wolle die Natur ihn zur Besinnung bringen.
Schwarzer Rauch stieg auf, die regengetränkte Luft roch beißend nach verbranntem Stroh.
Hamish MacRae stand auf der Kuppe des Hügels und beobachtete, was im Dorf unten vor sich ging. Stolz erfüllte ihn, so groß, dass er ihn beinahe in die Knie zwang. Dass die Häuser brannten, konnte nur bedeuten, dass keiner ihn verraten hatte.
Er rückte den Beutel des Dudelsacks unter seinem Arm zurecht und den Sporran, den Beutel an seinem Kilt. Er trug den MacRae-Überwurf, auch ein Stück der Hochlandtracht, deren Tragen laut der Engländer ein Verbrechen war.
Wie er es auch drehte und wendete, er hatte keine andere Wahl: Er musste sich ergeben. Entweder das oder zusehen, wie das ganze Dorf niedergebrannt wurde.
Von einer merkwürdigen Hochstimmung erfüllt, machte er sich an den Abstieg. Eigentlich hätte er sich fürchten müssen, aber er tat es nicht. Und das war vielleicht das Törichtste von allem.
Während er dem Pfad folgte, der sich durch den Wald wand, positionierte er den Dudelsack zum Spielen. Der Überwurf war klebrig von dem Honig, der den ledernen Sack luftdicht machte. Zwei der Pfeifen ruhten auf Hamishs Schulter, während er durch das Mundrohr Luft in den Sack blies und auf der Melodiepfeife mit den Fingern die Töne griff. Dudelsäcke waren dafür gedacht, im Freien gespielt zu werden, damit Gott oben in seinem Himmel zuhören konnte. Hamish hoffte, als er zu spielen begann, dass er heute tatsächlich zuhörte.
Der Donner verstummte schließlich, als habe die Natur sich ausgetobt, doch es regnete noch immer.
Leitis’ Kleid war durchnässt, der Saum schleifte durch den Schlamm. Ihr nasses Haar fiel in Strähnen über den Rücken, und ihre Augen brannten vom Qualm.
Es war offensichtlich, dass ihr Haus nicht zu retten wäre, doch Leitis gab trotzdem einen wassergefüllten Eimer an Angus weiter und rang sich ein Lächeln ab, als er ihr über die Schulter einen Blick zuwarf.
Als die Hitze stärker wurde, hörte man im Innern des Cottage Glas und Töpferwaren bersten. Jedes Geräusch erschien Leitis wie ein Kanonenschlag.
Schließlich drehte Angus sich um, legte ihr als wortlosen Trost die Hand auf die Schulter und schaute sie voller Mitgefühl an. Sie nickte und ging zu ihrem Haus. Die moosbewachsenen Mauern standen noch, nur der Mörtel war grau geworden vom Rauch. Doch als sie durch die Türöffnung hineinblickte, sah sie, dass alles schwarz war, jeder Gegenstand zu Asche verbrannt oder geschmolzen oder zu Scherben zerbrochen. Die Regentropfen zischten, wenn sie auf die glühenden Überreste trafen. Es klang wie kummervolles Flüstern.
Ihr Heim gab es nicht mehr.
Sie hörte den Gedanken, wusste, dass er wahr war, konnte jedoch aus irgendeinem Grund nichts empfinden. Unfähig zu begreifen, starrte sie auf das Bild der Zerstörung.
Eine Bewegung in ihrem Augenwinkel veranlasste sie, den Kopf zu drehen. Der englische Oberst stand da, Gesicht und Haar glänzten regennass.
Merkwürdigerweise ließ seine Gegenwart die Zerstörung Wirklichkeit werden. Der Schmerz, der sich ihrer in diesem Augenblick bemächtigte, war fast unerträglich.
Der Fremde sagte nichts, musterte sie nur wieder auf diese beunruhigende Art. Sein Gesicht nahm sie gefangen, als kenne sie es von irgendwoher. Aber das konnte nicht sein. Wenn sie ihn schon einmal gesehen hätte, dann wüsste sie es.
»Ich werde Euch ein paar Männer schicken, die Euch helfen, zu retten was zu retten ist«, sagte er.
Wieder schaute sie in ihr Cottage hinein. »Und was ist mit den Dingen, die
nicht
zu retten sind?«, fragte sie heftig, ohne zu überlegen, ob es klug war oder nicht. »Werdet Ihr mir die ersetzen? Das Porzellan, das meine Mutter von ihrer Mutter erbte? Oder den silbernen Armreif, der meine Mitgift war? Oder meinen Webstuhl? Werdet Ihr mir den ersetzen?«
Einen Moment lang starrte er sie schweigend an, und das gab ihr Zeit, über die möglichen Folgen ihrer Worte nachzudenken. Was könnte er ihr jetzt noch nehmen? Ihr Leben? Was war davon denn übrig? Dass sie schlief, wenn nicht Albträume sie daran hinderten? Dass sie aß, wenn sie etwas Essbares fand? Alles andere von Wert war ihr bereits genommen, und das Letzte, was sie an eine fröhlichere Zeit erinnert hatte, bis zur
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