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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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ist keine einfache, Colonel.«
    »Cumberlands Aufträge sind niemals einfach«, erwiderte Alec.
    Ohne Leitis noch eines Blickes zu würdigen, saß er auf und ritt mit Harrison an seiner Seite auf Fort William zu.
    Aus rotem Sandstein erbaut, kauerte das Fort, eine offene viereckige Anlage mit drei Fronten zum Wasser und einer Front zur Landbrücke, neben Gilmuir Castle.
    »Es ist hässlich«, sagte Harrison.
    »Es ist z
weckmäßig«
, hielt Alec lächelnd dagegen.
    Es sah aus wie alle anderen englischen Festungen in Schottland. Zehn Schießscharten für Kanonen öffneten sich zum Tal hin. Die geböschte Mauer bewies, dass die Geschütze von inneren und äußeren Mauern umgeben waren, mit Erdaufschüttungen dazwischen. Wenn auch der Rest der Befestigungsweise der anderer Festungen glich, befanden sich auf den seewärtigen Fronten ebenfalls Kanonen.
    Alec würde eine Inspektion vornehmen, den Soldaten vorgestellt werden und die Männer, die ab sofort seinem Kommando unterstanden, über ihre Pflichten unterrichten müssen. Stattdessen wanderte sein Blick zu der Ruine zur Rechten des Forts.
    Harrison folgte seinem. »Castle Düsternis«, meinte er lächelnd.
    »Gilmuir«, korrigierte Alec ihn.
    Als würde er von seinen Erinnerungen magisch dorthin gezogen, lenkte er sein Pferd darauf zu.
    »Wie lange es wohl gedauert hat, es zu zerstören?«, dachte Harrison bei der Betrachtung der Ruine laut.
    Alec schüttelte nur schweigend den Kopf. Das Patchwork-Bild, das die Mauern des Forts boten, sprach dafür, dass Sedgewick und seinen Männern irgendwann der Sandstein ausgegangen war und sie für die Fertigstellung Ziegel und Steine von Gilmuir verbaut hatten. Wo der Innenhof gewesen war, türmte sich noch Schutt. Die Nebengebäude gab es nicht mehr.
    Er saß ab und starrte zu der Ruine hinauf. Das Giebeldach war weg, die ehemals hohe Stirnwand nur noch halb so hoch. Regen und Kälte eines Jahres hatten ihre Spuren hinterlassen. Die Backsteinwände innen hatten nicht mehr den warmen Ockerton, sondern waren grün von dem Moos, das allenthalben wucherte.
    Alec ging in das, was er als Clan-Versammlungshalle gekannt hatte. Das Pladdern der Regentropfen auf den ramponierten Dielenbrettern verstärkte die Melancholie der Atmosphäre noch.
    Die Schilde, Schwerter und Säbel, die einst die Westwand geschmückt hatten, waren verschwunden. Als Kind hatten sie ihn sowohl mit Bewunderung als auch mit Angst erfüllt. Dort, auf dem jetzt freien Platz, hatte die große, eisenbeschlagene Truhe gestanden, in der sein Großvater seine Plaids, seine Überwürfe, seinen Alltagskilt und den Kilt für formelle Anlässe aufbewahrte. Und am Kopf der Halle hatte der Grundherr zu Gericht gesessen, auf einem mit Schnitzereien verzierten Stuhl, der für Alecs Kinderaugen wie ein Thron aussah. Auch er war verschwunden, nur ein helles Viereck auf dem Boden zeugte davon, dass er dort gestanden hatte.
    Mit jedem Schritt über zerbrochene Ziegel und Holzsplitter kamen Erinnerungen hoch. Harrison folgte Alec mit ein paar Fuß Abstand, als begreife er, dass dieses Wiedersehen schwierig für seinen Kommandeur war.
    Gilmuir war in H-Form erbaut worden, Castle und Priorat standen Rücken an Rücken und waren durch einen Gang verbunden, dessen gewölbte Decke jetzt teilweise dem Regen offenstand.
    Alec betrat das alte Kloster zögernd. Nicht weil er fürchtete, dass die Überreste des Daches oder der Mauern auf ihn herniederstürzen würden – sie wirkten ganz stabil. Nein, es waren die Erinnerungen, vor denen ihm graute, und, genau wie erwartet, suchten sie ihn heim.
    Plötzlich war er wieder acht Jahre alt.
    »Hör auf, herumzuzappeln, Alec«, flüsterte seine Mutter, beugte sich herunter und streichelte ihm über den Kopf. Sie tat ständig solche Dinge, strich ihm die Haare aus dem Gesicht, tippte mit der Fingerspitze an seine Wange, hielt ihn an der Schulter fest. Heute hatte sie ein kleines viereckiges Spitzentuch auf dem Haar und lächelte wie die Statue der Madonna, die in der Nähe ihrer Gebetsbank stand.
    »Aber Fergus will mir zeigen, wie man einen Fisch kitzelt«, flüsterte er zurück. »Und wir sind schon so lange hier.«
    Sie schüttelte in einer wortlosen Ermahnung den Kopf. Er seufzte ungeduldig, wie er nun einmal war, und schickte sich in eine weitere Stunde des Gebets.
    In die Gegenwart zurückgekehrt, bückte er sich, hob ein Brett auf, das zwischen den Backsteinen lag, und wischte es mit der Hand sauber. Es schien ein Teil der geschnitzten

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