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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Vorderseite des Altarsockels zu sein. Alecs Blick wanderte ostwärts, doch dort, wo der Altar gestanden hatte, türmte sich jetzt ein Ziegelhaufen. Alec ließ das Holzstück auf den Boden fallen.
    Drei Rundbögen – es waren nicht mehr alle erhalten und von den Fensterläden nur noch Splitter übrig – umrahmten die Aussicht auf den Loch Euliss und die sich unter dem Regen kräuselnde Wasseroberfläche.
    Bruchstücke von Ziegeln und Mörtel knirschten unter seinen Stiefelsohlen, als er in die alte Clanhalle zurückging.
    Sein Weg führte ihn zum Gemach des ehemaligen Grundherrn. Die Tür war offenbar sehr lange nicht geöffnet worden, denn Alec musste ein paarmal dagegen treten, bis sie nachgab. Überrascht blieb er auf der Schwelle stehen. Es war beinahe, als habe der Wille seines Großvaters dem tagelangen, englischen Bombardement getrotzt.
    Obwohl vor Schmutz starrend und verblichen, war das Zimmer noch intakt. An den Wänden hing noch die geprägte Tapete, die sein Großvater aus Frankreich hatte kommen lassen, um seine Frau zu überraschen. Alec fuhr mit dem Finger über eine kleine Rose in Creme und Gold und erinnerte sich an das letzte Mal, als er hier gewesen war.
    Die Kutsche nach England wartete bereits auf ihn, und er war seinem Großvater widerwillig in dieses Zimmer gefolgt. Sie hatten in der Woche nach der Ermordung seiner Mutter kaum miteinander gesprochen, weil Alec sich in seinem Gemach eingeschlossen und geweigert hatte herauszukommen.
    »Ich habe etwas für dich, Ian«, sagte sein Großvater an jenem Tag zu ihm. Er reichte ihm eine kleine, seidenbezogene Holzschatulle, deren Deckel reich bestickt war. Alec erkannte das Werk seiner Mutter an der exakten Ausarbeitung der winzigen Disteln.
    Von Grauen erfüllt starrte er darauf hinunter. Er wusste, dass dies sein Geburtstagsgeschenk war, das sie versprochen hatte, ihm nach ihrem Ausritt zu geben.
    Zögernd öffnete er das Kästchen und sah die MacRae-Brosche darin liegen. Aus Gold geschmiedet, glänzte sie im Morgenlicht. Über einer Faust, die ein Schwert hielt, war der MacRae-Wahlspruch eingraviert:
Fortitudine.
Mit Unerschrockenheit.
    Er hätte das Kästchen seinem Großvater am liebsten zurückgegeben und wortlos den Raum verlassen, aber es war ein Geschenk seiner Mutter. Und im Lauf der Jahre war das Clan-Abzeichen zu einem Talisman für ihn geworden. Er trug es stets bei sich, in der Westentasche, und es hatte ihm, wie er glaubte, geholfen, jedes Schlachtfeld lebend zu verlassen.
    Alec schaute zur Decke hinauf, zu der Stuckverzierung, die von einem italienischen Meister seines Fachs stammte. Sie war unversehrt, eine Bordüre aus Distel und Schwert, den Symbolen auf dem MacRae-Banner.
    Sein Großvater mochte geritten sein wie eine Todesfee aus der Hölle, ein Messer so genau geworfen haben, dass er das Auge einer Spinne durchbohren konnte, und in der Lage gewesen sein, mehr zu trinken als alle anderen Clanmitglieder, aber er hatte auch einen angeborenen Schönheitssinn besessen.
    Eine Wand des Raumes wurde von einem Kamin dominiert, und Alec fragte sich, ob er wohl noch gut zog oder der Schornstein oben eingestürzt war. Eine Tür in der Südwand führte zu einem kurzen Flur und dem Abort.
    An einer anderen Wand stand das mächtige Bett, in dem ungezählte MacRaes das Licht der Welt erblickt hatten und viele gestorben waren. Die Bettdecke war voller Löcher, zweifellos das Werk von Mäusen. Er drückte mit den Händen auf die durchgelegene Matratze. Die Seile hielten, und die Matratze könnte neu gefüllt werden.
    Verglichen mit den spartanischen Kasernenpritschen wäre das Bett ein geradezu himmlisches Lager. Zum ersten Mal seit Jahren würden seine Beine nachts nicht über das Fußende hinausragen. Und wenn er morgens aufwachte, würde er nicht mit den Armen an der Seite daliegen, als hätte er sich im Schlaf vor dem Herunterfallen schützen wollen.
    »Ich werde
hier
Quartier nehmen«, erklärte er Harrison.
    Der Adjutant betrachtete stirnrunzelnd das Bett und den Schmutz ringsum. »Es wimmelt von Mäusen, Sir«, gab er zu bedenken.
    »Ihr müsst das anders betrachten, Harrison«, sagte Alec lächelnd. »Nicht, wie es ist, sondern wie es sein sollte.«
    Alec verließ das Gemach, ging den Weg zurück, den er gekommen war, durch die Halle, stieg über den Schutt zum benachbarten Fort William hinüber.
    Die Engländer hatten diesen Ort tatsächlich erobert. Aber die Schotten hatten ihn mit Erinnerungen bevölkert. Alec hatte erwartet, dass es

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