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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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beschwerte, auf der Haut brenne. Seine Krankheit war so plötzlich gekommen, dass die Gräfin keine Zeit gehabt hatte, sich seelisch auf die Möglichkeit seines Dahinscheidens vorzubereiten.
    »Versuche zu schlafen, Liebster«, sagte sie, stand auf und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Sie war kalt und feucht – das Fieber musste gesunken sein. Patricia nahm ein Tuch vom Tisch und tupfte damit behutsam den Schweiß von Geralds Gesicht. »Wenn du geruht hast, rufe ich David herein.«
    Gerald öffnete die Augen, drehte den Kopf in ihre Richtung und lächelte schwach. Sie legte die Hand an seine Wange. Es blieb nicht mehr viel Zeit, das erkannte sie an seiner wächsernen Haut.
    »Schlaf, Gerald«, sagte sie sanft.
    »Alec!« Der Name war nicht mehr als ein Hauch.
    »Wenn ich wüsste, wo er ist, würde ich ihm eine Nachricht schicken, Gerald.«
    Ihr Mann schüttelte matt den Kopf. »Es bleibt nicht mehr genug Zeit.« Sein Atem ging rasselnd. Das Sprechen zehrte an seinen schwindenden Kräften. »Sag ihm …«
    »Dass du ihn liebst«, unterbrach sie ihn. »Und dass du immer stolz auf ihn gewesen bist.«
    Er nickte kraftlos.
    Ein paar Augenblicke später sprach er wieder. Sie beugte sich zu ihm, um ihn verstehen zu können. »Sag ihm, er soll für David sorgen«, flüsterte er.
    Sie drückte ihre Finger auf seine kalten Lippen. »Das werde ich«, versprach sie in dem Bemühen, ihn zu beruhigen.
    Alec war nicht verpflichtet, für seinen Halbbruder zu sorgen. Das Sherbourne-Vermögen war an die Besitzungen gebunden, die Alec erben würde. Von einem zweiten Sohn wurde erwartet, dass er seinen Weg aus eigener Kraft machte.
    Wieder wanderte ihr Blick zu dem Porträt. Sie konnte die Frau, die dafür Modell gesessen hatte, nicht hassen. Stattdessen beneidete sie sie. Moira MacRae-Landers war eine schöne Frau gewesen, deren Lebhaftigkeit aus ihren blauen Augen leuchtete. Sie war auf einem grünen Teppich sitzend gemalt worden, nicht, wie es üblich war, in einem Kleid, sondern in einem saphirblauen Reitkostüm. Ihre Hand lag auf der Schulter ihres Sohnes Alec, dessen braune Augen vor Glück strahlten.
    Patricia senkte den Kopf. Sie betete nicht mehr für Geralds Genesung, da offensichtlich war, dass er nicht am Leben bleiben würde. Jetzt betete sie nur noch dafür, dass er keine Schmerzen hatte.
    Seine Lippen waren bläulich verfärbt, große, dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. Aus dem gutaussehenden Mann war innerhalb der letzten Woche ein Greis geworden. Sie streichelte seinen Handrücken, beugte sich hinunter und legte ihre Wange darauf.
    »Moira!«, sagte er plötzlich mit kräftiger und freudig klingender Stimme, richtete sich auf, schaute mit einem Ausdruck unendlicher Liebe ins Leere und streckte eine zitternde Hand aus. Dann seufzte er tief und fiel in die Kissen zurück.
    Es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass er gestorben war, sie verlassen hatte, mit nicht mehr als einem Atemzug zum Abschied. Ihr Gram war so stark, dass sie ihn wie eine riesige, gegen ihre Brust drückende Faust empfand. Unwillkürlich versuchte sie, sie zu fassen, um sich davon zu befreien, doch es gelang ihr nicht. Hilflos schlug sie die Hände vors Gesicht und ließ ihren Tränen freien Lauf.
     
    Als militärischer Befehlshaber musste Alec in der Lage sein, einen Charakter schnell und richtig zu beurteilen. Im Fall von Major Sedgewick bestätigte sich sein erster Eindruck.
    Der Offizier erwies sich als widerwillig, Informationen preiszugeben, als widerborstig, wenn er befragt wurde, und alles in allem als mürrisch. Alec ließ eine derartige Insubordination normalerweise nicht durchgehen, doch Sedgewick war ein Sonderfall.
    Alec konnte nachempfinden, dass der Mann sich verraten fühlte, weil ihm das Kommando entzogen worden war. Er hatte im vergangenen Jahr viel geleistet, indem er mit Hilfe ungeübter Soldaten das Fort erbaute. Doch sein momentanes Verhalten war seiner Karriere in einer Armee, die zunehmend an politischer Bedeutung gewann, nicht zuträglich. Anstatt sich mit der unabänderlichen Situation abzufinden, verlieh er bei jeder sich bietenden Gelegenheit seiner Ablehnung Ausdruck.
    Und er war ein Mann, der eine Frau geschlagen hatte – Hinweis genug auf charakterliche Mängel.
    Alec schob seine Gefühle beiseite und richtete sein Augenmerk auf die vor ihm liegende Aufgabe, eine Überraschungsinspektion einiger der Soldatenunterkünfte.
    In größeren Garnisonen war für gewöhnlich einem von hundert Soldaten

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