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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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wohl zu seinem derzeitigen Quartier sagen? Oder genauer, dachte er spöttisch, zu der Tatsache, dass sein Sohn die spartanischen Gegebenheiten
genoss?
    Er überraschte sich damit, dass er sich ein weiteres Blatt Papier heranzog, den Federkiel in das Tintenfass tauchte und begann, einen Brief an seinen Vater zu schreiben.
     
    Die einzigen verbliebenen Zeichen des Unwetters waren die Pfützen und die überlaufenden Regentonnen. Die sonst nach einem Gewitter so herrlich klare Luft war von Rauchgeruch geschwängert.
    In Anbetracht des Alters ihrer beiden Begleiter ging die Überquerung der Landbrücke nur langsam vonstatten.
    Leitis war seit der Ankunft der Engländer nicht mehr auf Gilmuir gewesen. An jenem Nachmittag hatte sie auf einem hohen Hügel gestanden und zugesehen, wie Gilmuir Castle zerstört wurde. Die Kanonenschläge krachten wie Donner, als zerschlage die Faust Gottes das alte Gemäuer. Zwei volle Tage dauerte das Bombardement, und Leitis beobachtete es mit einer gewissen Genugtuung.
    Ein beschämendes Eingeständnis, aber zu jener Zeit trauerte sie um Marcus und ihre Familie und war so voller Schmerz und Wut, dass es ihr recht und billig erschien, wenn auch andere litten. Wie es schien, hatte sie ihren Willen bekommen: Jetzt litt ganz Schottland.
    Fort William kauerte wie ein Untier in der Landschaft. Leuchtend rot aus der Ferne, sah es aus der Nähe noch hässlicher aus.
    Leitis musste ihren ganzen Mut zusammennehmen, denn sie konnte sich nicht einreden, dass, was vor ihnen lag, einfach werden würde. Aber Hamish verdiente es nicht, für seine Torheit zu sterben.
    Sie zerrte nervös an ihren Ärmeln, doch trotz allen Zerrens reichten sie nicht über ihre Ellbogen. Sie hatte das hellblaue Kleid nie besonders gemocht, und es passte ihr auch nicht richtig, aber es war ihr als einziges geblieben.
    »Hier ist kein Eingang«, sagte Ada, als sie vor dem Fort standen. »Da sind nur Fenster.«
    »Diese Öffnungen sind für Kanonen«, sagte Malcolm.
    »Wie kommen wir da hinein?«, fragte Mary.
    »Vielleicht sollten wir drum herum gehen, nach hinten«, meinte Leitis.
    »Warum stehen hier keine Wachen?«, wunderte sich Malcolm.
    »Wahrscheinlich, weil wir keine große Bedrohung sind«, erwiderte Leitis trocken.
    »Ich habe jedenfalls keine Lust, über den Haufen geschossen zu werden, weil ich um ein englisches Fort herumschleiche.«
    Leitis bedachte ihn mit einem Stirnrunzeln und ging dann voran an einer langen Mauer entlang, wo sie lediglich einen Innenhof entdeckten, in dem es von Soldaten und Tieren wimmelte. Leitis blieb verblüfft stehen.
    In einer Ecke rührte ein Mann mit einer langen Stange in einem riesigen Zuber.
    In einer anderen Ecke badeten Männer in etwas, das wie Futtertröge aussah, und bespritzten einander übermütig kreischend wie Kinder. Ein Gemisch aus Essig- und Tiergeruch lag in der Luft.
    »Heilige Columba«, flüsterte Mary. »Sie sind nackt wie am Tag ihrer Geburt.«
    Ada lachte leise. »Nicht ganz. Sie sind ein bisschen größer als Säuglinge.«
    Malcolm warf Ada einen wütenden Blick zu, doch sie wackelte unbeeindruckt mit den Brauen.
    »Wir sind in den Waschtag reingeplatzt«, stellte Leitis erschrocken fest.
    »Und es werden nicht nur Kleider und Leintücher gewaschen«, sagte Mary.
    »Man könnte denken, ihr hättet noch nie einen nackten Mann gesehen«, grollte Malcolm.
    »Einen nackten
Engländer
habe ich wirklich noch nie gesehen«, sagte Mary. Die vier drängten sich in der Ecke zusammen, so eng, dass sie einander atmen spürten.
    »Was machen wir jetzt?«, wollte Ada wissen.
    »Den Colonel suchen«, schlug Malcolm vor. »Außer er badet ebenfalls.«
    »Glaubt ihr, das ist eine Art englisches Ritual?«, fragte Mary, die über Leitis’ Schulter spähte.
    »Wenn es so ist, dann bezweifle ich, dass sie es im Winter wiederholen«, erwiderte Leitis.
    »Das würde entschieden zu frostig für ihre …« Ein Blick von Malcolm brachte Ada zum Schweigen.
    »Wie auch immer – wir müssen etwas tun«, sagte Leitis. »Schließlich können wir nicht hier stehen bleiben und glotzen.«
    »Achte darauf, was du sagst, Mädchen«, ermahnte Malcolm sie streng. »Es seid nur ihr drei Frauen, die sich so lächerlich benehmen.«
    Leitis straffte ihre Schultern, atmete tief ein und trat vor, ehe sie der Mut verlassen konnte. Ein Soldat, der gerade den Hof überquerte, blieb stehen und starrte sie an. Dann kam er näher, langsam, als fürchte er, sie sei ein Trugbild.
    »Ich muss mit dem Colonel

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