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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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einen Haken neben der Tür hängte. Es gab keinen Schrank im Zimmer, nichts von der durchdachten Behaglichkeit seines Heimes in England. Das er allerdings seit Jahren nicht gesehen hatte. Seltsam, wie seit seiner Ankunft in Schottland eine Sehnsucht nach all den Dingen in ihm erwachte, die er früher als so nebensächlich betrachtet hatte. Vielleicht lag es aber auch gar nicht an Schottland, sondern daran, dass er des Krieges und der Schlachten müde war.
    Die Müdigkeit hatte sich erst im Laufe dieses Jahres bemerkbar gemacht.
    Er ging zum Kamin und schaute auf die Reste kalter Asche hinunter. Wie lange lagen sie wohl schon dort?
    Sein Bursche, Sergeant Donald Tanner, hatte Alecs Einzug bereits sichtbar gemacht. Abgesehen davon, dass er den Depeschenkasten, einen kleinen, runden Tisch und zwei Stühle hereingestellt hatte, war der Raum gereinigt und Bettdecke nebst Matratze waren verschwunden. Außerdem hatte Donald zwei Laternen und eine Kollektion Kerzenstummel auf den Kaminsims und eine dicke Kerze in die Mitte des Tisches gestellt. Zeichen von Fortschritt – und Wohnlichkeit.
    Alec setzte sich an den Tisch, öffnete den Kasten und nahm die Landkarten heraus. Sein erwachsener Geist zeichnete Kindheitserinnerungen hinein. Er unterteilte sein Territorium in Quadranten und erstellte einen Patrouillen-Plan. Beginnend mit dem morgigen Tag würde er sich daranmachen, den Grad der Auflehnung in dieser Region Schottlands zu ergründen. Er bezweifelte allerdings, dass die Highlander England jemals wieder herausfordern würden, nachdem sie so vernichtend geschlagen worden waren.
    Als er mit dem Plan fertig war, begann er mit seinem Bericht an General Wescott, seinen unmittelbaren Vorgesetzten. Sorgfältig formulierte er seine allgemeinen Eindrücke und seine geplante Kommandoübernahme. Das Feuer im Dorf und seine Ansicht, dass Major Sedgewick für keine Art von Kommando geeignet war, ließ er unerwähnt. Eine so harsche Kritik nach nur einem Tag der Beobachtung würde als vorschnell und unbesonnen ausgelegt.
    Aber der Mann hatte Leitis geschlagen, eine Tat, die Alec nicht verzeihen konnte.
    Er lehnte sich zurück und überließ sich der Erinnerung an die nur ein paar Stunden zurückliegende Begegnung. Leitis entsprach mit ihrer sonnengebräunten Haut nicht dem Schönheitsideal Englands, wo derzeit vornehme Blässe Mode war, doch sie passte in dieses Land der scharfzackigen Felsen und sanften Hügel. Sie war größer geworden als erwartet und zu dünn.
    Wie war ihr Leben verlaufen, seit die Kutsche ihn damals nach England zurückgebracht hatte? Leichtsinnige Gedanken kamen ihm, beinahe kindliche, als wäre der Elfjährige aus der Kiste entkommen, in der er all die Jahre sicher eingeschlossen gewesen war.
    Ich bin Ian.
Worte, die er ihr nicht sagen durfte.
Ich bin der Junge, den du als Kind kanntest.
Die Zeit hatte sie beide verändert.
    Er schob Leitis’ Gesicht mit einiger Mühe beiseite und konzentrierte sich wieder auf seinen Brief.
    Nachdem er die Depesche versiegelt hatte, ließ er sie auf dem Tisch liegen, damit Donald sie dem Boten übergäbe. Ein Vorzug seines Rangs als Oberst: ein Kurier, wann immer er es wünschte. Als kleiner Leutnant hatte er dieses Glück nicht gehabt. Aber er hatte seiner Familie ohnehin immer seltener geschrieben und schon vor Jahren gänzlich damit aufgehört. Ohne besonderen Grund. Er hatte sich das Briefeschreiben einfach abgewöhnt. Vielleicht war sein Interesse geschwunden, gefördert durch die Tatsache, dass er seit Jahren keinen von ihnen gesehen hatte.
    Sein Vater war nach dem Tod der Mutter nie mehr derselbe gewesen. Es gab den Earl of Sherbourne nicht mehr, der früher übermütig gelacht hatte, mit seinem Sohn ausgeritten war und ihm die besten Angelplätze am River Brye gezeigt hatte. Der Mann, der seinen Platz eingenommen hatte, war finster und streng und hatte keinen Sinn für Spaß an der Freude.
    Er hatte wieder geheiratet, eine Frau, die immer lieb und nett zu Alec gewesen war. Patricia. Sie hatte sich auf seine Seite geschlagen, als er das Offizierspatent erwerben wollte.
    Schließlich hatte es für ihn als den Sohn eines Grafen nicht viele Möglichkeiten gegeben. Er konnte seine Zeit vertrödeln, während er auf den Tod seines Vaters wartete, oder die Besitzungen verwalten, die er irgendwann erben würde. Müßiggang widersprach seinem Wesen, und sein Vater hatte fähige Verwalter. Alec hatte seinen Entschluss, zum Militär zu gehen, nie bereut.
    Was würde der Graf

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