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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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Dorf Gilmuir zum Leben. Eine nach der anderen öffneten sich die Türen, und einladendes Kerzenlicht fiel heraus. Dora streckte mit einem Freudenschrei die Hände nach dem kleinen Mädchen aus, das an Leitis’ Hals hing. Leitis übergab ihr das Kind und wendete bewegt den Blick ab, als Dora vor Erleichterung in Tränen ausbrach. Dann tauchte sie wieder in die Dunkelheit ein und brachte die Mutter und den Bruder des Kindes in Doras Cottage.
    Auch die anderen Dörfler hießen ihre Angehörigen willkommen. Ian hatte die Zwillinge ihrer Mutter übergeben, die tränenreich von Ada empfangen wurde.
    Eine alte Frau trat auf ihn zu und klopfte ihm an die Brust. Er sah sie verdutzt an und noch verdutzter, als sie ihm bedeutete, sich zu ihr herunterzubeugen. Als er es tat, küsste sie ihn schallend auf den Mund.
    Leitis dachte, dass sie ihr Leben lang nicht vergessen würde, wie die Überraschung auf seinem Gesicht einem Lächeln wich.
     
    Er war ein Kind gewesen, das beschützt aufwuchs und keine Angst vor der Zukunft haben musste, und selbst in seiner dunkelsten Stunde, als er vom Tod seiner Mutter erfuhr, hatte er noch ein Heim gehabt und einen Vater. Die Kinder, die er in seinen Armen hierhergebracht hatte, sahen einer ungewissen Zukunft entgegen und hatten
keinen
Vater mehr.
    Als Ian auf Leitis zuging, lächelte sie ihm entgegen. Aus reiner Selbstsucht wünschte er, sie wäre etwas weniger vollkommen.
    Sie hatte wortlos die Arme für ein verängstigtes Kind ausgebreitet und es, ohne zu klagen, durch das Unwetter nach Gilmuir getragen.
    Sie hatte ihn mit ihrer Leidenschaft überwältigt und mit ihrem Mut beschämt. Sie machte ihn lachen, konnte ihn aber auch verärgern oder erzürnen. Wahrlich eine Frau mit mannigfaltigen Eigenschaften.
    Er hätte ihr gleich zu Beginn sagen sollen, wer er war. Nein, widersprach er sich im Geist – wenn er es ihr gesagt hätte, hätte sie ihm niemals geglaubt, dass es ihm ernst damit war, den Bewohnern von Gilmuir zu helfen. Sie hätte ihn allein aufgrund seines Leumunds abgelehnt.
    Ehemals war er froh über seinen Schimpfnamen gewesen. Es hatte ihm geholfen, der Schlächter von Inverness genannt zu werden. Jetzt verfluchte er den Namen und die Gerüchte, die sich darum rankten.
    Er hatte sich als Junge in Leitis verliebt, sie als Mann in den Armen gehalten und geliebt. Wenn er ihr die Wahrheit sagte, würde er sie vielleicht verlieren. Nicht gerade eine Ermutigung zur Aufrichtigkeit, dachte er trocken.
    Einerseits war er noch immer der Junge, den Erinnerungen und seine Herkunft an Gilmuir banden, aber andererseits war er ein englischer Colonel und als solcher zu Gehorsam und Pflichterfüllung ausgebildet.
    Die Zeit lief ihm davon, sowohl was seine Maskerade anging, als auch sein tollkühnes Vorhaben. Das Schiff müsste bald eintreffen, und dann stünde eine neuerliche Entscheidung an.
    »Wir sollten uns auf den Rückweg machen«, sagte er.
    Leitis legte die Hand in seine und ging mit ihm zu seinem Pferd.
     
    Hamish MacRae stand auf seiner Türschwelle und beobachtete, was sich vor seinen Augen abspielte. Es empörte ihn, dass niemand von diesen Leuten bedachte, dass es mitten in der Nacht war.
    Um diese Zeit wollte der Körper ausruhen und ein Mann nicht gezwungen sein, sich das Kissen über den Kopf zu stülpen, um die Freudenschreie und das glückliche Schluchzen nicht zu hören.
    Dora weinte, und Malcolm wiegte sich wie ein Rohr im Wind. Und Mary, die sonst immer so lieb lächelte, weinte derart, dass sie ganz rot im Gesicht war.
    Und seine Nichte war die Schlimmste von allen! Lächelte diesen Mann an, wie es eine Frau nur tat, wenn sie liebte. Und der Bursche trug eine Maske!
    Wenn er wirklich Ian MacRae war, warum zeigte er sein Gesicht dann nicht wie ein ehrlicher Mann?
    Und wieso war sie überhaupt hier? Wieso nahm der Schlächter sie als Geisel und ließ sie dann so leicht entkommen?
    Sein Blick kehrte zu dem Mann mit der Maske zurück. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, das Gesicht dahinter zu erkennen.
     
    Das Unwetter war abgezogen. Nur noch hin und wieder sprangen Blitze von einer Wolke zur anderen oder schlugen in eine Hügelkuppe ein. Die Landschaft war in Grau gehüllt, seltsam unirdisch und still.
    Ian und Leitis gingen die Treppe hinauf, teilten die Stimmung der Natur.
    »Kommst du mich morgen wieder abholen?«, fragte Leitis, als sie sich oben im Priorat gegenüberstanden.
    »Nein.«
    Sie trat auf ihn zu und legte die Hand auf seinen Arm. »Wann treffe ich

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