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Die Rose der Highlands

Die Rose der Highlands

Titel: Die Rose der Highlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Ranney
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gefährlich, das zu tun. Cumberland ließ an die vierzig englische Soldaten für das Verbrechen, Mitgefühl gezeigt zu haben, hinrichten.«
    »Aber nicht Euch, wie man sieht.«
    Wieder wandte er sich ihr zu. »Seid auf der Hut, Leitis – sonst wird Euer Hass auf die Engländer noch so stark wie Cumberlands Hass auf die Schotten«, warnte er.
    Ihr Magen verkrampfte sich angesichts dieses verbrämten Tadels.
    »Dann werdet Ihr ebenso davon geblendet wie er«, setzte er hinzu.
    Sie hasste ihn nicht. Die Engländer, ja, aber nicht diesen Mann. Er war von Anfang an anders gewesen.
    Sie stand auf und drapierte die Decke um sich. »Ich weiß nicht, wer Ihr seid«, sagte sie. »Aber ich weiß, was Ihr getan habt – zumindest seit Eurer Ankunft in Gilmuir. Ihr habt mein Dorf gerettet und mich beschützt. Was ich
nicht
weiß, ist
warum.
« Sie konnte nichts dagegen tun – er verwirrte sie und fesselte sie auf eine Weise, die sie als gefährlich empfand.
    »Seid Ihr so misstrauisch geworden, dass Ihr für alles einen Grund finden müsst, Leitis?«
    »Vielleicht.« Oder ihre Neugier entsprang ihrem erwachenden Respekt für ihn und ihrem Gefühl, dass sie einander besser kannten, als es ihr Umgang miteinander erkennen ließ.
    Er kam zurück und blieb vor ihr stehen, streckte die Hand aus und berührte ihr feuchtes Haar. Es lockte sich wild nach dem Waschen und schien seine Finger zu umschlingen.
    »Was soll ich Euch sagen?«, fragte er leise. »Dass Ihr mich vom ersten Augenblick an gefesselt habt? Dass eine schöne Frau mit einer ungewöhnlichen Stärke und einem bewundernswerten Mut mich verändert hat? Ich hätte Euch auch beschützt, wenn ihr eine zahnlose, alte Vettel wärt. Allerdings hätte ich wahrscheinlich in dem Fall nicht begonnen, von Euch zu träumen anstatt von den Greueln, die mich bis dahin monatelang Nacht für Nacht heimgesucht hatten.«
    Er hatte von ihr geträumt. Sie schluckte trocken und klammerte sich mit zitternden Fingern haltsuchend an die Decke.
    Die Stimme ihres Gewissens flüsterte ihr einen ernsten Tadel zu. Welche Frau liebt einen Mann und fängt bei den Worten eines anderen an zu zittern?
    Beunruhigt wich sie einen Schritt zurück. War ihre erwachte Leidenschaft der Grund dafür, dass sie sich plötzlich für ihn erwärmte? Hatte die Entdeckung, dass ein Mann sie in Verzückung versetzen konnte, etwas Gefährliches geweckt, das bis dahin in ihr geschlummert hatte?
    Er trat hinter sie und schob die Decke von ihren Schultern, legte die lederbehandschuhten Hände darauf und flüsterte an ihrem Nacken: »Seht mich als den, der ich bin, Leitis – nicht als den, für den Ihr mich haltet.«
    »Wer seid Ihr?«, hörte sie sich mit bebender Stimme fragen. Die gleiche Frage hatte sie Ian in jener ersten Nacht im Priorat gestellt. Er hatte ihr nicht geantwortet, und der Colonel tat es ebenfalls nicht.
    Stattdessen drehte er sie langsam zu sich herum und zog sie an sich. »Bitte, küsst mich nicht«, bat sie verzweifelt.
    Er umfasste ihren Hinterkopf und drückte sie sanft an seine Brust. Der Augenblick war so erfüllt von unausgesprochenen Gefühlen, dass sie glaubte, jeden Moment in Tränen auszubrechen. Sie sehnte sich nach seinem Kuss und fürchtete sich gleichzeitig davor. Sie sehnte sich danach, ihn kennenzulernen, und verachtete sich gleichzeitig für ihre Treulosigkeit. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie sich vormachen, er sei Ian. Es war geradezu lächerlich einfach.
    Beide Männer in ihrem Leben besaßen die Fähigkeit zur Zärtlichkeit, waren gleich groß und sprachen mit fast der gleichen Stimme.
    Plötzlich wurde ihr klar, dass sie unter der Decke nackt war, und die raffte sie noch enger um sich, entfernte sich von ihm, während ihre Gedanken sich überschlugen.
    Er sprach eine andere Sprache, aber Ian beherrschte sowohl das Englische als auch das Gälische. Er trug eine Maske, doch sein Lächeln war das Gleiche wie das des Colonels. Dasselbe galt für die Farbe seiner Augen. Er war befehlsgewohnt und hatte sogar den Auszug der Dörfler militärisch geplant.
    Nein. Es war töricht zu glauben, dass sie einander glichen. Sie liebte Ian mit atemlosem Staunen, während dieser Mann sie nur zur Vorsicht mahnte.
    Ihre Hände waren kalt, ihre Lippen trocken. Sie irrte sich. Sie musste sich irren. Die beiden Männer konnten nicht ein und derselbe sein. Es konnte nicht sein, dass sie den Schlächter von Inverness liebte.
    »Wer seid Ihr?«, fragte sie noch einmal und entfernte sich einen

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