Die Rose der Highlands
gab einen zustimmenden Laut von sich und erwartete etwas Entsprechendes. Stattdessen hob er den Kopf und küsste sie auf die Kehle, ließ seine Zungenspitze in ihrer Halsgrube spielen. Seine Hand rührte sich nicht.
»Bitte!«, drängte sie ihn schließlich und nahm sein Gesicht in die Hände. »Bitte!«
Endlich hatte er Erbarmen. Sein Daumen drang langsam kreisend in sie ein und drückte sanft auf eine Stelle, die so empfindlich war, dass Leitis unwillkürlich nach Luft schnappte.
»Küss mich«, bat er, und sie tat es und legte die ganze Vielfalt ihrer momentanen Gefühle hinein.
Ihr Puls raste, und ihre Herzschläge dröhnten lauter in ihren Ohren als der Donner.
Er zog sie mit sich auf den sandigen Boden hinunter und küsste sie wieder und wieder, bis seine Atemzüge sich wie ihre eigenen anfühlten. Ihre Hände forschten, ihre Finger erkundeten Winkel und Höhlen, bis sie seinen Körper aus dem Gedächtnis hätte zeichnen können.
Er lag auf dem Rücken und sie halb auf ihm. »Kann ein Feind mir solchen Genuss bereiten?«, fragte sie dicht an seinen Lippen.
»Nur, wenn er dich liebt«, antwortete er leise.
Er zog sie ganz auf sich hinauf und glitt in sie hinein, machte sie wünschen, dass dieser Augenblick niemals vergehen würde.
»Mein Feind«, stieß sie hervor, als er tiefer in sie eindrang.
»Meine Liebe«, flüsterte er.
Draußen grollte Donner und zuckten Blitze, die die Höhle für Momente erhellten, doch die beiden waren so ineinander versunken, dass sie nichts davon wahrnahmen.
Lange Zeit später richtete Leitis sich auf. Sie wünschte, sie könnte ihn sehen, doch die Blitze waren mit dem Donner weitergezogen, auf die fernen Hügel zu.
»Du hast wirklich viel Erfahrung in der Liebe, Ian«, sagte sie.
Er ließ sich Zeit mit seiner Antwort. »Du warst das erste Mädchen, das ich küsste, Leitis MacRae«, sagte er schließlich. »Seitdem habe ich einiges gelernt.«
Sie beugte sich über ihn und küsste ihn zärtlich. »Was mich angeht, hast du
genug
gelernt.«
»Ich habe dir ja noch gar nicht alles gezeigt«, neckte er sie.
»Ich werde ohne Zweifel vor
Lust
sterben«, scherzte sie.
»Besser, als wegen Rebellion aufgehängt zu werden«, erwiderte er nüchtern, setzte sich auf und half ihr beim Ankleiden. »Hast du eigentlich schon bemerkt, dass wir eine Vorliebe für Höhlen haben?«
»Wenn du bei mir bist, bemerke ich überhaupt nichts«, antwortete sie aufrichtig.
»Komm.« Er stand auf und zog sie hoch. »Wir sollten gehen. Der Sturm ist vorüber – sowohl draußen als auch hier drinnen.«
Sie lächelte verschmitzt. »Mit den Highland-Stürmen ist es so eine Sache – es kann jederzeit ein neuer losbrechen.«
[home]
22
I hre Worte erwiesen sich unglücklicherweise als prophetisch.
Sie ruderten über die Bucht zum Ufer, wo Ians Pferd im Nieselregen geduldig unter einem Baum wartete.
Ian saß auf und streckte ihr die Hand entgegen, aber diesmal platzierte er sie hinter sich. Leitis schlang die Arme um seine Mitte und legte die Wange an seinen Rücken.
Sie ritten zuerst zu dem am weitesten entfernten Ort, wo Marys Schwester wohnte. Sie war eine Frau mit einem lieben Gesicht und drei Söhnen unter zehn Jahren. Nachdem Ian und Leitis ihr erklärt hatten, dass die Leute aus Gilmuir das Land verlassen wollten und Mary nach ihr schickte, verließ sie ihr Cottage, ohne noch einmal zurückzublicken. Die beiden kleineren Jungen wurden auf das Pferd gesetzt, während der Älteste mit seiner Mutter, Leitis und Ian zu Fuß ging.
Auf dem Weg nach Gilmuir schlossen sich ihnen immer mehr Menschen an.
Die Jungen würden den Marsch ohne Probleme überstehen, aber Leitis fragte sich, wie ihn die Alten bewältigen sollten. Ian beantwortete ihre Frage, indem er auf die Kuppe des höchsten Hügels ritt, einen großen Buschen Heidekraut pflückte, ihn anzündete und die rauchende Fackel über seinem Kopf schwenkte, wonach er sie austrat und zu ihnen zurückkehrte.
Gleich darauf hörte man ein Fuhrwerk kommen. Von vier stämmigen Pferden gezogen, rollte ein Wagen über das Hügelland auf sie zu. Der Lenker auf dem Bock trug die gleiche Maske wie Ian.
»Von den Engländern entliehen, nehme ich an?«, fragte sie belustigt.
Ian wandte sich ihr zu. »Sie brauchten ihn gerade nicht«, antwortete er im gleichen Ton.
Sie stellte keine Fragen über den Mann und auch nicht über seine Maske, denn sie nahm an, dass sie darauf nur zur Antwort bekäme, je weniger sie wisse, umso besser wäre es für
Weitere Kostenlose Bücher