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Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar

Titel: Die Rose des Propheten 2 - Das Buch Quar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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beinahe zu einem Flüstern, damit er sie nicht in ihrer Versunkenheit störte, »öffne deine Augen und schau in das Wasser.«
    Noch immer war Zohra trotz Mathews Anweisungen vor Nervosität und Aufregung völlig verkrampft. Das war ganz natürlich. Deswegen begann der Zauber auch damit, die magische Litanei so lange zu wiederholen, bis man in der Ruhe die Kraft gesammelt hatte, seinen Geist in das glatte Wasser zu lenken. Dort ließ man ihn treiben, bis er von Sul erfaßt wurde. Mathew sah, wie sich Zohras Schultern nach und nach senkten, ihre Hände aufhörten zu zittern und ihr Gesicht einen friedvollen Ausdruck annahm. Tiefer Stolz erfüllte ihn, weil sie sich trotz ihrer Aufregung so leicht in Trance versetzt hatte. Schon oft hatte sich Mathew gefragt, warum machtvolle Erzmagi ihre Zeit damit verbrachten, junge Adepten zu unterrichten, obwohl sie Königreiche hätten regieren können. Nun fing er an, zu begreifen.
    Mit einem tiefen Seufzer öffnete Zohra die Augen und starrte ins Wasser. Auf ihrer Stirn zeichnete sich eine winzige Falte des Unmuts ab.
    »Zuerst wirst du überhaupt nichts sehen«, erklärte Mathew ihr freundlich. »Sei geduldig. Hör nicht auf, hineinzuschauen.«
    Zohra kniff die Augen zusammen und atmete scharf ein.
    »Sag mir, was du siehst.«
    »Ich sehe etwas.« Stockend kamen die Worte über ihre Lippen. »Raubvögel.«
    »Was für Raubvögel?«
    »Habichte. Nein, warte, dort ist auch ein Falke.«
    Das war ziemlich leicht zu deuten, dachte Mathew. »Was tun sie?«
    »Sie jagen. Es ist Aseur, nach Sonnenuntergang, gerade bricht die Nacht herein.«
    »Was jagen sie?«
    »Jetzt nichts mehr. Sie bekämpfen sich untereinander. Daher konnte ihre Beute entkommen.«
    Etwas Ähnliches hatte Mathew vermutet. Es verging kein einziger Tag, an dem es nicht zu irgendeiner noch so geringfügigen Streitigkeit zwischen den beiden Stämmen kam. Mathew nickte. »Mach weiter«, sagte er schleppend.
    »Es kommen noch weitere Vögel hinzu. Adler! Sehr viele…« Zohra stockte plötzlich. »Sie greifen an!«
    »Wer greift an?« fragte Mathew beunruhigt.
    »Die Adler! Sie greifen die Habichte an! Sie treiben sie auseinander und zerstreuen sie über den Himmel! Der Falke…oh!« Zohra schlug die Hand vor den Mund und starrte entsetzt in das Wasser.
    »Was ist?« Mathews Stimme überschlug sich fast. Es kostete ihn seine ganze Willenskraft, nicht nach der Wasserschale zu greifen und selbst hineinzusehen, obgleich er wußte, daß er an ihrer Vision nicht teilhaben konnte. »Was geschieht, Zohra? Sag es mir!«
    »Der Falke stürzt in den Sand… sein Körper von scharfen Klauen zerrissen… Die Habichte sind vernichtet, getötet oder von den Adlern in ihre Horste… als Futter… für ihre Brut…«
    »Was noch?« drängte Mathew ungeduldig.
    Zohra schüttelte den Kopf. »Der Himmel ist jetzt dunkel. Es ist Nacht! Ich kann nichts mehr sehen. Warte…« Sie starrte verblüfft in die Schale. »Ich sehe alles noch einmal!«
    Mathew versuchte verwirrt und verängstigt, den Sinn dieser schrecklichen Vision zu erfassen. Er blickte sie kurz an. »Genau dasselbe wie eben?«
    »Ja.«
    »Ganz genau?« beharrte er. »Nicht die kleinste Veränderung? Egal, wie geringfügig…«
    »Keine… außer daß es diesmal Fedjeur ist. Diesmal jagen die Habichte und der Falke bei Sonnenaufgang.«
    Mathew entfuhr ein Seufzer der Erleichterung. »Mach weiter«, flüsterte er kaum hörbar.
    »Was hat das alles zu bedeuten?«
    »Das werde ich dir später erklären.«
    »Die Habichte bekämpfen sich wieder untereinander. Die Beute flieht. Die Adler kommen! Sie greifen an! Ich kann nicht länger hinsehen!«
    »Doch, du mußt!« Vor Aufregung wollte Mathew sie schon fast durchschütteln. Doch er mußte die Kontrolle bewahren und ballte die Hände so kräftig zu Fäusten, daß sich seine Nägel tief in die Handballen gruben. »Was jetzt?«
    »Die Adler stürzen sich auf den Falken. Er fällt… aber nicht in den Sand! Er fällt… in eine Grube mit… Unrat und Kot… Aber er lebt und versucht verzweifelt, aus der Grube herauszukommen. Er fiebert darauf, zu kämpfen, doch die Adler fliegen davon, sie verfolgen die Habichte.«
    »Was ist mit dem Falken?«
    »Er ist verletzt… und seine Flügel sind verklebt mit… Schmutz… Doch er ist am Leben.«
    »Und?«
    »Und die Sonne scheint.«
    Sie verstummte und starrte angestrengt in das Wasser.
    »Sonst nichts?«
    Zohra schüttelte den Kopf. Langsam, mit flatternden Augenlidern, kam sie wieder zu sich

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