Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
Vom Netzwerk:
entlang. Der Wächter wollte ihm folgen, doch der Imam schüttelte den Kopf und verscheuchte ihn mit einer Geste seiner dünnen Finger. Als sie an den Zellen vorbeikamen, streckten die Insassen ihre Hände nach dem Priester aus, flehten um seinen Segen oder versuchten, den Saum seines Gewands zu berühren und zu küssen. Aus dem Augenwinkel bemerkte Achmed, wie der Imam auf all das mit außergewöhnlicher Geduld reagierte, die rituellen Worte murmelte, durch die Gitterstäbe griff, um einen gesenkten Kopf zu berühren, Trost und Hoffnung im Namen Quars spendete.
    Achmed erinnerte sich daran, wie er den Priester zum ersten Mal gesehen hatte, als Khardan in den Palast gekommen war, um dem Emir Pferde zu verkaufen. Achmed hatte sich damals vor dem Imam gefürchtet, und auch heute fürchtete er sich vor ihm. Nicht daß die körperliche Statur des Priesters beeindruckend gewesen wäre. Tage und Nächte des Fastens und Betens hatten den Körper des Imams so schlank und zerbrechlich werden lassen, daß Achmed den Mann mühelos hätte hochheben und in zwei Stücke hauen können. Und es war auch nicht das hagere, gutaussehende Gesicht, das diese Furcht ausstrahlte.
    Es waren die Augen, die von heiligem Eifer loderten, deren Feuer einen Mann durchbrennen konnten, so wie glühendes Eisen durch Holz brannte.
    Als er in den Sonnenschein hinaustrat, hob Achmed das Gesicht zum Himmel und genoß die wohltuende Wärme auf seiner Haut. Er atmete tief durch. Die Luft roch zwar nach Stadt, doch war das immer noch besser als der Gestank im Gefängnis. Und wie der Imam schon gesagt hatte, kam der Wind aus dem Osten, und Achmed hätte schwören können, darin die Andeutung eines flüchtigen Wüstendufts zu bemerken.
    Er sah sich um und merkte, wie Feisal ihn eindringlich beobachtete. Achmed ließ die Schultern sinken und zog sich wieder in mürrische Gleichgültigkeit zurück wie ein erschrockener Dschinn, der in seiner Flasche verschwand.
    »Die Gesundheit deiner Mutter macht Fortschritte«, sagte der Imam.
    »Sie wäre gar nicht erst krank geworden, wenn ihr sie in Freiheit gelassen hättet«, konterte Achmed vorwurfsvoll.
    »Im Gegenteil, mein Sohn. Es war gut für sie, daß wir sie nach Kich gebracht haben. Es besteht kein Zweifel, daß unsere Ärzte ihr das Leben gerettet haben. Dort draußen, in diesem armseligen Land«, der Imam blickte gen Osten, »wäre sie mit Sicherheit umgekommen.« Als er die stumme Ungläubigkeit in der Miene des jungen Manns wahrnahm, wechselte der Priester das Thema. »Wovon sprachen wir?« fragte er.
    »Von Wilden.« Achmed schnitt eine abfällige Grimasse.
    »Ach ja. In der Tat.« Feisal zeigte auf den spärlichen Schatten auf dem Gelände. »Wir sind allein. Sollen wir uns setzen, um bequemer sprechen zu können?«
    »Du wirst deine Gewänder beschmutzen.«
    »Gewänder lassen sich reinigen, genau wie die Seele. Ich sehe, daß niemand dir eine saubere Robe gebracht hat. Schändlich. Ich werde mit dem Emir sprechen.«
    Der Imam nahm behaglich auf dem harten Steinpflaster Platz. Wie er sich gegen die Gefängnismauer lehnte, schien sich der Priester ebensosehr zu Hause zu fühlen, als würde er im prunkvollsten Palastzimmer auf einer Liege ruhen. Verlegen kauerte sich Achmed neben ihn; er errötete, weil der erbärmliche Zustand seiner Kleider ihm peinlich war.
    »Du hast eine jüngere Schwester«, sagte der Imam.
    Sofort erwachte Achmeds Mißtrauen wieder, er schnitt eine Grimasse und antwortete nicht.
    »Ich habe sie gesehen, als ich deine Mutter besuchte«, fuhr Feisal fort und spähte über das Gelände, das in strahlendes Sonnenlicht getaucht war. »Deine Schwester ist ein schönes Kind. Wie alt ist sie? Zwei?«
    Noch immer keine Antwort.
    »Ein interessantes Alter. Voller Neugier und darauf bedacht, die eigenen Grenzen zu prüfen. Ich nehme an, daß sie wie alle Kinder die Hand ins Kochfeuer gesteckt hat, nicht wahr?«
    »Wie?« Achmed starrte den Priester verwundert an.
    »Hat sie jemals die Hand ins Feuer gesteckt?«
    »Ich schätze schon… das tun doch alle kleinen Kinder.«
    »Weshalb?«
    Achmed war verwirrt, fragte sich, warum sie nun über kleine Kinder sprachen. Er zuckte mit den Schultern. »Sie fühlen sich eben davon angezogen – von dem hellen Licht, den Farben, der Wärme.«
    »Begreifen sie denn nicht, daß es ihnen weh tun wird?«
    »Wie sollten sie? Dafür sind sie zu klein.«
    »Was hat deine Mutter getan, als sie sah, wie deine Schwester gerade die Hand in die tanzenden Flammen

Weitere Kostenlose Bücher