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Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen

Titel: Die Rose des Propheten 3 - Das Buch der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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gekleidet, stand Saiyad am Gitter, einer von Majiids treuesten Männern. Neben Saiyad hatte sich der Imam postiert.
    Dem leisen Knurren, das um ihn herum ertönte, entnahm Achmed, daß die anderen Akar Sayahs Worte vernommen hatten. Als er den Blick über die Menge schweifen ließ, stellte Achmed zu seinem Erstaunen fest, daß alle Männer der Akar ausgerechnet ihn erwartungsvoll anstarrten! Plötzlich begriff der junge Mann, daß sie wohl davon ausgingen, daß er die Führungsrolle übernehmen würde! Schließlich war er ja Majiids Sohn…
    Verwirrt murmelte Achmed etwas über »selbst mit ihm reden und diesen Irrtum aufklären«, dann schritt er zum Tor zurück. Die Wärter sprangen ihm nach, doch eine Geste des Imams schickte sie wieder zurück an ihre Arbeit. Sie trieben die anderen Gefangenen zusammen und in die Zellen zurück, ließen ihre Wut an den Nomaden aus, als sie sicher waren, daß der Imam nicht zusah.
    Als er mit strengem, festem Blick auf Saiyad zukam, bemerkte Achmed, daß der Mann überall hinsah, nur nicht auf ihn – zu Boden, an den Himmel, auf das Gefängnis, den Imam. Saiyads Finger arbeiteten emsig, verschränkten und verwoben sich, um dann eine Handvoll der weißen Baumwolle seiner wallenden Gewänder erst zu falten.
    »Es ist also doch kein Irrtum«, sagte Achmed, und das Herz sackte ihm in den Sand.
    Er erreichte das Tor. Der Imam trat nicht ein, sondern blieb mit Saiyad draußen; er fürchtete vielleicht um das Leben seines Besuchers. Ein Blick in Achmeds düstere und unheilschwangere Miene mußte den Priester dankbar für seine Vorsicht gemacht haben.
    »Saiyad«, sagte Achmed kühl. »Salaam aleikum.«
    »Und… auch dir zum Gruß, Achmed«, antwortete Saiyad und sah dem jungen Mann zum erstenmal in die Augen. Offensichtlich bereute er es sofort, denn im nächsten Moment huschte sein Blick wieder davon. Seine Finger krampften sich in das Tuch seines Gewands.
    »Was führt dich hierher?« fragte Achmed und versuchte, seinen aufwallenden Zorn zu verbergen. Weshalb hatte Saiyad diese niederträchtige Tat begannen?
    »Saiyad ist gekommen, um sich deines Wohlergehens zu versichern, Achmed«, sagte der Imam geschmeidig, »und um sicherzugehen, daß du und die anderen gut behandelt werden.«
    »Ja, das ist der Grund, weshalb ich gekommen bin!« sagte Saiyad mit einem Grinsen.
    Lügner! dachte Achmed und wünschte sich, dem Mann die Zähne die Kehle hinunterrammen zu können. »Es stimmt also, was sie sagen. Du bist zu Quar konvertiert.«
    Das Grinsen des Manns verschwand sofort. Achselzuckend blickte er auf den Imam und bearbeitete noch immer das Tuch. Er trat näher ans Eisentor heran und winkte Achmed, ebenfalls näher zu kommen.
    Der junge Mann, der ein Kribbeln auf seiner Haut verspürte, als näherte er sich einer Schlange, tat wie ihm geheißen. Der Imam wandte sich ein wenig ab und gab vor, von der Schönheit des nahen Palasts betört zu sein.
    »Was sollte ich denn tun, Achmed?« flüsterte Saiyad, ließ seine Robe fahren und packte das Gewand des jungen Manns durch die Gitterstäbe. »Du weißt ja nicht, was draußen in der Wüste vorgeht!«
    »Nun, was geht denn dort vor?« fragte Achmed und versuchte seine Fassung zu bewahren, merkte aber gleichzeitig, wie er am ganzen Leib gefror.
    »Wir verhungern, Achmed! Die Soldaten haben alles niedergebrannt, sie haben uns nichts übriggelassen – nicht einmal ein Stück Ziegenleder, um das Wasser darin aufzubewahren! Wir haben keine Unterkunft. Nachts schlafen wir im Sand. Am Tag kämpfen wir um den Schatten unter einer Palme! Es gibt viele Kranke und Verwundete, aber nur wenige alte Frauen mit ausreichend Magie, um sie zu versorgen. Meine Frau, meine Kinder wurden verschleppt…«
    »Hör auf zu jammern!« brüllte Achmed. Er konnte sich nicht mehr beherrschen und wich voller Ekel vor Saiyads Berührung zurück. »Ihr seid nicht die einzigen, die leiden! Und wenigstens seid ihr frei! Schau uns hier an, eingesperrt, schlimmer als die Tiere!« Mit einem Blick auf den Imam senkte er die Stimme und fügte leise hinzu: »Mein Vater muß doch bestimmt Pläne schmieden, um uns hier herauszuholen. Oder Khardan…«
    »Khardan!« Saiyad sprach zu laut. Beide bemerkten sie, wie der Imam sich ein wenig umwandte. Saiyad duckte sich, damit er dem Priester den Rücken zukehrte, und sah Achmed ins Gesicht. Die schuldbewußt gesenkten Augen begegneten seinen plötzlich mit Verachtung; der junge Mann beobachtete beunruhigt, wie sich die Lippen des älteren

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