Die Rose des Propheten 4 - Das Buch der Akhran
an die Arbeit, Effendi. Du bist ein solch gewissenhafter Mann.« Sond gewährte Meelusk ein bezauberndes Lächeln. »Du mußt dir unbedingt etwas Freizeit gönnen! Als deine Dschinnen, Effendi, ist es unsere Pflicht, dir deinen Herzenswunsch zu erfüllen. Freue dich, Effendi. Noch heute nacht segeln wir zur Insel Galos!«
Meelusks zahnlückiger Mund klappte vor Erstaunen auf. Er begann zu husten und zu würgen.
»Ich fürchte, der Gebieter bekommt einen Anfall«, meinte Pukah traurig.
»Wir müssen ihn daran hindern, daß er an seinem eigenen Speichel erstickt«, fügte Sond fürsorglich hinzu. Der Dschinn ergriff einen schleimigen Lumpen, der zum Deckputzen verwendet wurde, und stopfte damit säuberlich Meelusks geifernden Mund.
»Wirf diese kleinen Burschen über Bord!« befahl Pukah und begann, das zerfetzte Segel des Boots zu hissen.
Sond hob die Fische auf, nahm huldvoll ihre Dankesrufe entgegen und warf sie zurück ins Meer, gefolgt von dem Netz und der raffinierten Laterne.
»Wir brauchen etwas Wind, mein Freund«, verkündete Pukah und musterte das schlaff in der stillen Nachtluft hängende Segel, »sonst kommen wir erst an, nachdem die Schlacht schon zwei Tage vorbei ist.«
»Für dich tue ich doch alles, Freund Pukah. Übernimm du das Ruder.«
Sond flog auf das ruhige Wasser hinaus, dann schwoll er an, bis er zwanzig Fuß groß war – ein Anblick, bei dem Meelusk fast die Augen aus dem Kopf fielen. Der Dschinn atmete tief ein, was die Wolken am Himmel verrückte, dann ließ er die Luft in einem gewaltigen Windstoß fahren, der das Segel blähte und das Fischerboot hüpfend und tanzend über das Wasser trieb.
»Gut gemacht, Freund Sond!« rief Pukah. »Schau mal! Die Insel Galos! Man sieht sie schon!«
Die Insel Galos zeichnete sich gewaltig am Horizont ab. Meelusk riß sich den Knebel aus dem Mund, dann fing er an, sich auf die Brust zu schlagen und zu jammern. »Ihr werdet mich umbringen! Sie werden mein Fleisch fressen! Hackt mir lieber den Kopf ab!«
»Effendi« erwiderte Pukah seufzend, »ich habe volles Verständnis für deine gewaltige Erregung und deine Begierigkeit, gegen Nesnas und Ghule zu kämpfen…«
»Nesnas! Ghule!« kreischte Meelusk.
»… Und ich weiß ja auch, wie dankbar du uns bist – uns, deinen Dschinnen, weil wir dir Gelegenheit bieten, dein Schwert gegen die Schwarzen Ritter zu führen, die ihre Gefangenen so hingebungsvoll zu foltern verstehen…«
»Folter!« schrie Meelusk.
»… Aber wenn du dich weiterhin so hin und her wirfst, Gebieter, wirst du noch das Boot umkippen.« Mit einer Hand am Ruder, streckte Pukah die andere aus und packte Meelusk am Kragen. »Zu deinem eigenen Besten, damit du für die Schlacht ausgeruht und vorbereitet bist, wenn wir an Land gehen…«
»Schlacht!« jammerte der arme Meelusk.
»… will ich dir meine Behausung leihen«, fuhr Pukah mit großmütiger Verneigung fort.
Meelusk versuchte krampfhaft etwas zu entgegnen, brachte aber kein Wort hervor.
Pukah nickte ernst. »Sond, unser Gebieter ist sprachlos vor Dankbarkeit. Ich fürchte, Gebieter, daß es dir im Korb etwas eng werden wird, und dann ist da auch noch der strenge Geruch des Kaug, für den ich mich entschuldige, aber wir wurden erst vor kurzem aus der Gefangenschaft befreit.« Mit diesen Worten stopfte Pukah Meelusk in den Korb, um schließlich die lautstarken Beschwerden und Schreie des Manns zu dämpfen, indem er den Deckel fest zuschlug.
Eine friedliche Stille breitete sich über das dunkle Wasser aus.
Gelassen lehnte sich Pukah am Steuerruder zurück und hielt Kurs auf Galos. Sond flog hinter dem Boot her, um dann und wann einen neuen Windstoß von sich zu geben und es weiter über das Wasser zu treiben.
»Übrigens«, meinte Pukah und streckte genüßlich die Beine, wobei er dem Korb, aus dem wieder unterdrücktes Geheul zu ertönen begann, einen tadelnden Stoß mit dem Fuß versetzte, »hast du eigentlich herausbekommen, weshalb diese Göttin – wie hieß sie doch noch gleich? – in Kaugs Behausung geschlichen ist und uns von diesem riesigen Blödmann befreit hat?«
»Die Göttin Evren.«
»Evren! Ich dachte, sie wäre tot.«
»Mir schien sie ziemlich lebendig, vor allem, als sie ihren Unsterblichen befahl, unsere Behausungen zu ergreifen und aufs Meer hinauszuwerfen.«
»Weshalb sollte sie so etwas tun? Was bedeuten wir ihr schon?«
Sond zuckte die Schulter. »Sie meinte, daß sie Akhran noch einen Gefallen schuldig sei.«
»Ah«, bemerkte Pukah mit
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