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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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freihatten, der Stadt entgegen, die anderen an ihren befohlenen Posten und zum Appell der Abendwache. Achmed blieb zurück, vorgeblich, um eine Karte zu studieren. Seine Stirn war in Konzentration gefurcht; so eindringlich, wie er die Lage des Lands studierte, hätte er einen Plan schmieden können, wie er am nächsten Tag zur Morgendämmerung dem Ansturm von zehntausend Gegnern die Stirn bieten sollte. Tatsächlich war der einzige Gegner, dem er am Morgen wahrscheinlich begegnen würde, jener ewige Feind des Soldaten – der Floh. Das Anstarren der Karte war nur ein Vorwand. Achmed blieb zurück, nachdem die anderen gegangen waren, weil es leichter war, einsam zu sein, wenn er auch allein war.
    Im Frühling hatte der junge Mann sich Qannadis Heer angeschlossen. Jetzt war es Spätsommer. Er hatte Monate mit den Männern seiner Division, der Reiterei, zugebracht. Er hatte sie ausgebildet, von ihnen gelernt, ihnen beigebracht, was er wußte. Er hatte Leben gerettet, war gerettet worden. Er hatte ihren Respekt errungen, aber nicht ihre Freundschaft. Zwei Dinge waren es, die ihn daran hinderten, in die Gruppen aufgenommen zu werden. Erstens: Achmed war ein Außenseiter und würde es stets bleiben – ein Nomade, ein Kafir. Zweitens: Er war Qannadis Freund.
    In den Reihen der Soldaten wurde viel über diese Beziehung spekuliert. Man mutmaßte alles mögliche, von einem Liebesinteresse bis zu der wilden Theorie, daß der Junge in Wirklichkeit der Kronprinz von Tara-Kan sei, den man vom Hof des Kaisers entfernt hatte, weil man ein Attentat befürchtete. Gleich wo der junge Mann im Lager dahinschritt, überall konnte er Gespräche wie jenes belauschen, das er erst wenige Tage zuvor mitangehört hatte.
    »Pfauen, das sind die Söhne Qannadis. Besonders der älteste. Schwingt seinen Schweif am Hof des Kaisers und pickt die Krumen auf, die ihm zu Füßen fallen«, meinte der eine.
    »Was erwartest du denn?« fragte ein anderer und musterte mit kritischem Auge dabei das an einem Spieß schmurgelnde Lamm. »Der Junge wurde schließlich von Weibern und Eunuchen im Serail aufgezogen. Der General hat ihn vielleicht ein-, zweimal zwischen Kriegen zu sehen bekommen und sich dann nicht sonderlich für ihn interessiert. Kein Wunder, daß der Jüngling das leichte Leben am Hof vorzieht, anstatt den ganzen Tag in der Hitze herumzumarschieren.«
    »Wie ich höre, hat seine Frau, die Zauberin, schon dafür gesorgt, daß der General sich nicht für den Jungen interessierte«, fügte ein dritter hinzu. »Der Sohn zieht dem Leichnam seines Vaters die Stiefel aus und paßt sie seinen eigenen Füßen an, wie das Sprichwort sagt. Und wenn dieser Tag kommt, was Quar verhindern möge, dann wird es auch der Tag sein; da ich zu der fetten Witwe in Meda zurückkehren werde, die dort den Gasthof führt.«
    »Vielleicht wird ja der Kafir eines Tages diese Stiefel tragen«, meinte der erste halblaut und ließ den Blick dabei über das Lager schweifen.
    »Dem würden sie wenigstens passen«, brummte der zweite und drehte am Spieß. »Der Kafir ist ein Kämpfer, wie alle diese Nomaden.«
    »Da wir schon von Stiefeln sprechen, wenn ich in denen des Kafirs steckte, würde ich sie lieber Tag und Nacht anbehalten. Ein Qarakurt ist etwas ziemlich Bösartiges, wenn man es morgens plötzlich zwischen den eigenen Zehen wiederfindet.«
    »Und man braucht dann auch nicht zu fragen, wie er dorthin gekommen sein mag. Yamina ist nicht sein tödlichster Feind«, meinte der dritte leise. »Aber der General ist vorsichtig. Er favorisiert den Kafir nicht vor den anderen, behält ihn nicht den ganzen Tag um sich, teilt mit ihm nicht einmal die Mahlzeiten. Einfach nur ein gewöhnlicher junger Held. Bah, laß mich das mal machen! Du verbrennst es ja!«
    Der Kafir. So nannten sie ihn. Achmed machte der Name ebensowenig aus wie die Gefahr, die Hasid, ein alter Freund Qannadis, dem jungen Mann sorgfältig erläutert hatte. Zuerst hatte Achmed den Gedanken verhöhnt, daß irgend jemand ihn als Bedrohung sehen könnte. Doch mit der Zeit hatte er sich dabei ertappt, wie er jede Nacht vor dem Schlafengehen seine Pritsche ausklopfte, jeden Morgen die Stiefel ausschüttelte, seine Mahlzeiten aus einem Topf zu sich nahm, den er mit anderen teilte. Und es waren auch nicht Yaminas Augen, die er in der Dunkelheit schaute, wie sie ihn anstarrten.
    Die Augen, die er fürchtete, waren die lodernden Augen des Imams.
    Und doch akzeptierte Achmed all das – die Gefahr, die Ächtung, das

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