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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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und ausraubte. Nun, wenigstens würde er ihnen einen Kampf bieten. Qannadi würde sich seiner nicht schämen müssen.
    Achmed fuhr auf dem Absatz herum und sprang auf den Schatten zu, den er hinter sich in der Dunkelheit erblickte. Seine Hände griffen nach dem Hals der Gestalt, sie schlossen sich – doch nicht um männliche Muskeln und Sehnen, sondern um parfümierte Seide und glatte Haut. Ein Keuchen, ein Schrei, da ging Achmed mit seinem Verfolger bereits zu Boden. Der Körper unter ihm erschlaffte. Erschrocken stemmte Achmed sich von der unbeweglichen Gestalt fort und musterte sie eindringlich in der sternenerhellten Dunkelheit.
    Es war eine Frau. Achmed streckte die Hand aus, zog ihr den Schleier vom Gesicht.
    »Meryem!«

7
    Die Frau bewegte sich, als sie seine Stimme vernahm. Viel zu überrascht, um irgend etwas anderes zu tun als sie anzustarren, kauerte Achmed weiterhin über ihr. Meryems Augenlider flatterten; selbst in dem matten Licht konnte Achmed die Schatten erkennen, die sie auf die rosigen Wangen warfen, so zart wie Libellenflügel. Mit gesenktem Blick setzte Meryem sich auf.
    »Junger Herr«, sagte sie mit leiser, bebender Stimme, »du bist gütig, sanft. Ich… werde dir Vergnügen bereiten…«
    »Meryem!« wiederholte Achmed, und beim Klang ihres Namens und des Entsetzens und des Zorns in seiner Stimme blickte die Frau ihn zum erstenmal an.
    Eine tiefe Röte überzog die bleiche Haut. Sie riß dem jungen Mann den Schleier aus der Hand und bedeckte damit ihr Gesicht. Schnell wollte Meryem fliehen, doch da glitt sie im nassen Gras aus. Achmed fing sie mühelos auf.
    »Laß mich gehen!« Sie begann zu weinen. »Laß mich mitsamt meiner Schande ins Meer springen.«
    Ihr Weinen wurde heftiger, hysterisch. Sie versuchte erneut, sich Achmeds Griff zu entwinden, und der junge Mann war dazu gezwungen, die Arme um die schlanken Schultern zu legen und sie fest und tröstend an sich zu drücken. Nach und nach beruhigte Meryem sich und hob die blauen Augen, schimmernd von Tränen, um in seine zu blicken.
    »Danke für deine Güte.« Sanft stieß sie ihn von sich. »Mir geht es jetzt besser. Ich werde nun gehen und dich nicht mehr belästigen…«
    »Gehen! Und wohin?« fragte Achmed beunruhigt.
    »Zurück in die Stadt.« Meryem senkte die Lider, und er wußte, daß sie log.
    »Nein.« Achmed ergriff sie erneut. »Jedenfalls nicht sofort. Ruh dich erst hier aus, bis du dich besser fühlst. Dann bringe ich dich zurück. Du solltest hier nicht allein umherstreifen«, fuhr der junge Mann entschieden fort und tat so, als hätte er ihre allzu offensichtliche Lüge nicht vernommen. »Du weißt ja gar nicht, was das hier für ein Ort ist.«
    Meryem lächelte – ein trauriges, bedrücktes Lächeln, das Achmeds Herz anrührte. Eine Träne kroch ihre Wange hinab, funkelte im Sternenlicht wie ein kostbares Juwel. Unwillkürlich hob der junge Mann die Hand, um sie einzufangen.
    »Danke, daß du versuchst, mich zu retten«, erwiderte Meryem leise und senkte den Kopf, bis sie seine Brust fast, aber nicht ganz berührte. »Aber ich weiß sehr wohl, was das hier für ein Ort ist. Und du weißt, weshalb ich hier bin…«
    »Das glaube ich nicht!« erwiderte Achmed entschieden. »Du bist doch nicht wie… wie die da!« Er machte eine Geste.
    »Noch nicht!« Meryem vergrub ihr Gesicht in den Händen. »Aber ohne dich wäre ich es bald geworden!« Plötzlich sah sie auf und ergriff seinen Umhang. »Achmed, siehst du das denn nicht? Akhran hat dich geschickt! Du hast mich vor der Sünde bewahrt! Dies war meine erste Nacht hier. Du… wärst mein erster… mein erster…«
    Ihre Haut brannte; sie konnte das Wort nicht aussprechen. Achmed legte eine Hand auf ihre Lippen. Sie ergriff seine Finger, sie küßte sie inbrünstig und ging vor ihm in die Knie. »Akhran sei gepriesen!«
    Die Schönheit der Frau betörte ihn. Der Duft ihres Haars, das Parfüm, das sich an ihren Körper schmiegte, war berauschend. Ihre Tränen, ihre Unschuld, ihre Lieblichkeit und das Wissen darum, wo sie waren und was um sie herum geschah, brachte Achmeds Blut zum Kochen. Er taumelte wie ein Betrunkener, und es war die Schwäche in seinen Gliedern, die ihn neben ihr zu Boden sinken ließ.
    »Meryem, was ist geschehen? Weshalb bist du hier? Als ich das letztemal von dir hörte, lebtest du bei Badia, Khardans Mutter…«
    »Ach! Erwähne ihren Namen nicht!« Meryem preßte die Hand an die Brust, packte den Seidenumhang und zerriß ihn in ihrer Verzweiflung.

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