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Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden

Titel: Die Rose des Propheten 5 - Das Buch der Nomaden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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»Ich bin nicht würdig, ihn ausgesprochen zu hören!« Wimmernd ließ sie die Hände sinken, da teilte sich der zerfetzte Stoff ihres Kleids, um weiße Haut freizulegen.
    Zitternd atmete Achmed ein. Er ergriff ihr Kinn, drehte ihr Gesicht herum und konzentrierte sich darauf, in die aufgerissenen, von Tränen schimmernden blauen Augen zu blicken. »Sag mir, was ist geschehen? Ist Badia, ist meine Familie…« Furcht durchzog ihn eiskalt. »Es ist irgend etwas Grauenhaftes geschehen, nicht wahr?«
    »So schlimm ist es nicht!« erwiderte Meryem hastig und packte das Handgelenk des jungen Mannes. »Badia und deine ganze Familie in Kich sind aus ihren Häusern vertrieben und in den Zindan verbracht worden. Aber das weißt du doch bestimmt schon? Es geschah doch auf Qannadis Befehl.«
    »Nicht Qannadis«, erwiderte Achmed grimmig. »Auf den Befehl des Imams. Und geht es ihnen gut? Werden sie mißhandelt?«
    »Nein«, erwiderte Meryem, aber ihr Blick senkte sich vor Achmeds. Der Griff um ihr Handgelenk wurde stärker.
    »Sag mir die Wahrheit.«
    »Es ist so schmachvoll!« Meryem begann zu weinen. Als ihre Tränen auf Achmeds Fleisch fielen, brannten sie wie Kohlen. »Ich war in einer Zelle mit Badia und ihren Töchtern. Eines nachts kamen die Wachen. Sie sagten… sie wollten eine von uns haben… freiwillig… sonst würden sie alle mit Gewalt nehmen…« Die junge Frau konnte nicht weitersprechen.
    Achmed schloß die Augen; Schmerz, Zorn, Verlangen durchwallten ihn. Er konnte sich den Rest schon vorstellen, und so legte er die Arme um Meryem und drückte sie an sich. Sie widerstand ihm zunächst, ließ sich aber schließlich doch von seinen kräftigen Armen trösten. »Du hast dich für die anderen geopfert«, sagte er sanft.
    »Als die Wachen meiner überdrüssig waren«, fuhr sie fort, »haben sie mich an einen Sklavenhändler verkauft. Der hat mich hierhergebracht. Ich… bin geflohen, doch dann konnte ich nirgendwo mehr hingehen. Ich hatte kein Geld. Akhran verzeih mir, ich glaubte, ich könne nicht mehr tiefer sinken, aber dann hat er – gepriesen sei sein Name! – dich zu mir geführt.«
    Achmed bewegte sich unbehaglich, er mochte es nicht, den Namen des Gotts zu vernehmen, noch weniger sagte ihm der Gedanke zu, daß Akhran ihn benutzte, um dieses arme Mädchen zu erretten.
    »Zufall«, sagte er barsch.
    Doch Meryem schüttelte entschieden den Kopf. Der Schleier über ihrem goldenen Haar war verrutscht; die bleichen Strähnen schimmerten silbrig im Sternenlicht. Achmed ergriff einen der Zöpfe, der feucht von den Tränen des Mädchens war. Er duftete nach Rosen. Die nächsten Worte blieben ihm fast in der Kehle stecken, doch sie mußten gesagt werden.
    »Khardan wird stolz auf dich sein…«
    Meryem sah ihn verwundert an. »Weißt du denn nicht…« Verwirrt hielt sie inne. »Hat man es dir nicht erzählt? Khardan ist… ist tot. Majiid hat es Badia ausrichten lassen. Sie haben seinen Leichnam gefunden. Die Geschichten über ihn, daß er vom Schlachtfeld geflohen sei, waren falsch – Lügen, die der Imam verbreitet hat. Khardan hat ein Heldenbegräbnis bekommen.«
    Nun war es Achmed, der den Kopf senkte, und Meryem streckte die Hand aus, um seine Tränen fortzuwischen.
    »Es tut mir leid. Ich dachte, du wüßtest es.«
    »Nein, ich weine nicht aus Trauer!« sagte Achmed leise. »Es ist aus Dankbarkeit, daß er ehrenvoll gestorben ist!«
    »Wir haben ihn beide geliebt«, sagte Meryem. »Das wird uns stets verbinden.«
    Ganz zufällig berührten ihre Wangen einander. Die liebliche Nachtbrise kühlte die Haut, die naß von Tränen und gerötet von Leidenschaft war. Ihre Lippen fanden einander.
    Meryem stieß Achmed fort und versuchte aufzustehen, verhedderte sich aber in ihrer Kleidung. Achmed zog sie an sich. Sie hielt den Kopf abgewandt und versuchte seinem Griff zu entfliehen.
    »Laß mich! Ich bin beschmutzt! Laß mich gehen! Ich schwöre, ich werde nicht tun, was du befürchtest. Du hast mich errettet. Ich werde zu Akhran beten. Er wird mich leiten.«
    »Er hat dich bereits geleitet. Er hat dich zu mir geleitet«, erwiderte Achmed entschieden. »Ich werde dich in mein Zelt bringen. Dort wirst du sicher sein, und ich werde zu Qannadi gehen…«
    »Qannadi!« Das Wort wurde schrill und hart hervorgepreßt, und Achmed zuckte zusammen.
    »Hast du es denn vergessen?« flüsterte Meryem hastig. »Ich bin die Tochter des Sultans! Dein Emir hat meinen Vater ermordet, meine Mutter! Er wollte mich töten lassen! Er darf

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