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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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wird, und an dem seine blecherne Krone mit den wertlosen Steinen im Schlamm versinkt.
    Es wird der Tag sein, an dem die Blinden die Zeichen an der Wand deuten, die von den Geringsten unter ihnen geschrieben wurden seit Anbeginn. Ihr Geheiligter wird sich mit verhülltem Haupte im Staube wälzen und Buße tun für sich und alle Geheiligten vor ihm, weil er sich versündigt hat an den Lämmern.
    Er wird die Strafe derer auf sich nehmen, die zu richten auserkoren sind, für sich und alle, die vor ihm waren.
     

Rouen, Februar im Jahre des Herrn 1310
    Die Unterredung mit Henri le Loup war kurz. Er teilte Pierre mit, dass SaintMartin ihm eine Botschaft habe zukommen lassen, wonach er wünsche, dass sich Pierre in Rouen ein bestimmtes Haus miete und dort wohnen bleibe, bis man ihm anderes auftrug. Er habe sich dort auch für weitere Anweisungen bereitzuhalten, die ihm von Mittelsleuten der Bruderschaft zugetragen würden. Als Zeichen für die Richtigkeit dieser Mitteilung überreichte Henri ihm einen Siegelring, den Pierre verwirrt annahm und als den SaintMartins erkannte.
    „Wo ist SaintMartin jetzt?“, fragte er ohne Hoffnung auf eine gute Nachricht, denn der Siegelring bedeutete nichts Gutes.
    „Er sitzt mit einigen seiner Brüder in einem Kerker in Paris“, beschied ihn der andere knapp, und machte keine Anstalten, ihm mehr darüber zu sagen.
    „Werdet Ihr den Brüdern nicht helfen können?“
    „Entnehme ich deiner Frage einen leisen Vorwurf?“, fragte le Loup scharf zurück.
    „Nun ja …“
    „So höre, mein junger Freund: Unsere Möglichkeiten, in dieser Angelegenheit etwas zu unternehmen sind ausgesprochen gering. Aber alles, was wir tun können, wird geschehen. Nur wird dazu nicht gehören, mehrere tausend Brüder des Templerordens aus ihren Gefängnissen zu befreien, so grausam das auch klingen möge. Möglich, dass es uns bei einigen gelingt, und wir werden uns auch um sie kümmern. Bedenke bei deinen künftigen Fragen stets, dass alles einem großen Plan dienen könnte, den wir nicht durchkreuzen werden, wenn de Molay ihn zu verhindern schon nicht in der Lage war.“
    Mit diesen Worten, die Pierre nicht in ihrer ganzen Tragweite verstand, verabschiedete sich der Mann von ihm und mischte sich unter ein paar Leute, die wie zufällig in der Nähe gestanden und wohl auf ihn gewartet hatten.
    Pierre hielt noch immer SaintMartins Siegelring in der Hand, den er sich über seinen Mittelfinger streifte, bevor er sich auf den Weg zu dem Haus machte, das er mieten und beziehen sollte. Die Miete wurde von einem Kaufmann in Caen bezahlt, der ihm auch immer wieder so viel Geld aushändigen ließ, dass Pierre zwar bescheiden, aber doch relativ sorglos davon leben konnte.

Rouen und Louviers, Mai im Jahre des Herrn 1310
    „Monsieur!” Der Junge, der an die Haustür in der Rue de Bateau Noir klopfte, sah aufgeregt die Straße hinter sich hinunter, und als er die Männer um die Ecke biegen sah, die ihn bis hierher verfolgt hatten, trommelte er wie wild gegen das Holz, bis die Tür mit einem Ruck aufflog, und er fast vornüber in den Flur dahinter gefallen wäre.
    „Was soll das?“, herrschte Pierre ihn an, der jedoch im selben Augenblick nach draußen sah und die Situation blitzschnell erkannte.
    „Lauf nach hinten und warte auf mich“, raunte er dem Jungen zu und trat in den Türrahmen, womit er den gerade eintreffenden Männern in den Farben des Königs den Blick ins Innere des Hauses versperrte.
    „Ist hier nicht soeben ein Junge hineingelaufen?“, rief ihm einer der sechs zu, die sich vor dem Haus auf der Straße postiert hatten.
    „Doch, und wenn Ihr Euch beeilt, meine Herren, erwischt ihr ihn sicherlich noch. Halt!“, gebot er ihnen, als sie sich anschickten, an ihm vorbei den Flur zu betreten. „Glaubt Ihr denn wirklich, der Dieb ist so dumm, hier im Hause auf seine Verhaftung zu warten? Wenn Ihr hier entlang lauft, rennt er Euch geradewegs in die Arme - hinter diesem Haus beginnt die Stadtmauer, er kommt nicht weit.“
    Die Männer des Königs wandten sich um, und ihr Anführer ließ sie in die angegebene Richtung laufen, nachdem er sich bei Pierre bedankt hatte. Jener hatte in seinem Gesicht jedoch leise Zweifel gesehen und war sicher, dass er diesen Männern heute noch einmal gegenüberstehen würde.
    Er schloss die Tür hinter sich und ging zum hintersten Raum, wo er den Jungen wusste.
    „Ihr sollt unverzüglich nach Louviers aufbrechen, Herr“, sagte der atemlos. „Es gibt dort eine Taverne,

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