Die Rose von Angelâme (German Edition)
die auf dem Schreibtisch verteilt lagen. Eines davon nahm er in die Hand und betrachtete es eingehend. Es war eine Porträtaufnahme von Sarah, die vermutlich Christina Weiß von ihr gemacht hatte.
„Du bist doch nur geil auf diese Frau“, grunzte er.
Simon zog die Brauen hoch. Was?
„Stimmt, jetzt hast du mich sauber erwischt, Daniel. Ich bin nekrophil.“
Daniel winkte mürrisch ab.
„Lass den Scheiß. Ich meine die andere, die das Kind adoptieren will.“
„Christina Weiß? Verwechselst du da nicht was? Du bist doch immer so wild auf knabenhafte Frauen!“ Nur zu dumm, dass deine schwangere Liebste im Augenblick kein bisschen an dein Idealbild erinnert, und dich eher ab-als antörnt, führte er den Satz in Gedanken weiter und hoffte, das Gespräch schnell auf eine andere Ebene lenken zu können.
Daniel schnaubte verächtlich.
„Na ja, immer noch besser als die Matronen, die du inzwischen vorziehst!“
„Matronen? Wie kommst du denn darauf?“
„Deine Sekretärin …“
„Lass Linda in Ruhe, sie ist ok.“
„Heißt das, du vögelst sie nicht ab und zu?“, fragte Daniel provozierend.
„Genau das heißt es.“
„Dann wärst du der Einzige“, stellte Daniel fest und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
Simon fuhr auf.
„Hör auf, so über Linda zu reden! Da läuft mit keinem was.“
„Idiot. Ich meine, da wärst du der Einzige hier im Laden, der seine Sekretärin nicht vögelt.“
Simon schüttelte den Kopf. Das war typisch Daniel. Daniel, der nie etwas anbrennen ließ. Daniel, der heiße Affären mit seinen Sekretärinnen gehabt hatte. Simon hatte ihn zweimal dabei erwischt.
Die Typen in der Kantine hatten ja so recht! Seinem Chef kochten langsam die Eier.
„Aber nicht nur sie“, hörte er sich selber sagen.
„Was meinst du?“
Simon setzte ein anzügliches Lächeln auf, zwinkerte Daniel zu und schnalzte genüsslich mit der Zunge. „Ich vögele alles, was ein Loch hat. Du kennst mich doch“, hauchte er dabei heiser.
„Arsch!“
„Genau das meinte ich.“ Simon grinste breit über diese Doppeldeutigkeit.
Daniel ging zur Tür. „Kommt deine Sekretärin auch, wenn ich um Hilfe rufe?“
„Nein, sie kennt das: Es ist hier Alltag.“
Über Daniels Gesicht huschte für einen Augenblick jenes Grinsen, welches an alte Zeiten erinnerte.
„Eins zu null für dich.“
Dann schien er sich an sein ursprüngliches Anliegen zu erinnern, und das Grinsen verschwand.
„Gut, was deine Fälle betrifft, mach, was du willst. Aber glaub bloß nicht, dass ich mir …“
„… bei den Vorständen den Arsch für dich aufreiße“, vervollständigte Simon seinen Satz. „Wäre wirklich schade drum.“
„Um was?“
„Um deinen Arsch.“ Simon machte eine obszöne Geste.
„Simon!“
„Danke verbindlichst für deine Unterstützung.“
Die Tür fiel mit einem lauten Knall hinter Daniel zu.
Simon schüttelte verständnislos den Kopf, während er sekundenlang auf die geschlossene Tür starrte. Dann sah er sich erneut die Fotos von Roger und Sarah an und betrachtete schweigend eine Aufnahme von Christina, die sich ebenfalls bei den Unterlagen befand.
„Du bist so ein Riesenarschloch, Daniel“, sagte er plötzlich resigniert. „Ich weiß nicht mal mehr, wie man geil schreibt, geschweige denn, dass ein Gerippe wie diese Christina mich auf dumme Gedanken bringen könnte. Die hat eher bei dir die Schwellkörper aktiviert!“
Verärgert schob er die Papiere und Fotos zusammen und legte sie in eine Mappe.
Linda trat ein und blieb vor dem Schreibtisch stehen.
„Ja?“
„Wussten Sie, dass Daniel gestern bei dieser Frau war?“, fragte sie und wies mit dem Zeigefinger auf die Mappe.
„Bei wem?“
„Bei der Freundin von Sarah Martin.“
„Was?“
„Ich hab’s beim Mittagessen von seiner Sekretärin erfahren.“
„Das ist ja interessant. Was hat die Sekretärin denn sonst noch ausgeplaudert?“
Linda lächelte vielsagend.
„Dass ihr Chef in letzter Zeit öfter mal das Spielcasino in Wiesbaden besucht hat.“
„Ach.“
Simon runzelte die Stirn.
„Sie ist ziemlich sauer auf ihn und hat sich bei mir ausgeheult“, fuhr Linda ruhig fort.
„Ausgeheult? Weil ihr Chef ins Spielcasino geht?“
„Nein, nicht deshalb. Sie ist im dritten Monat schwanger und ein bisschen von der Rolle“, erklärte ihm Linda. „Da hat sie einfach mal die Schulter einer mehrfachen Mutter gebraucht.“
„Schwanger?“
Linda grinste von einem Ohr zum anderen.
„Schwanger. Fragen
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