Die Rose von Angelâme (German Edition)
erneut.
„… besteht darin, unnötige Kosten von meiner Firma abzuwenden“, ergänzte Simon ruhig.
Linda hatte Limonade eingeschenkt und stellte die Gläser auf das kleine Tischchen neben dem Schreibtisch. Dann ging sie in ihr Büro zurück, nicht, ohne Simon einen fragenden Blick zuzuwerfen.
„Ist in Ordnung, Süße! Ich schreie um Hilfe, wenn er mich vergewaltigen will“, sagte der grinsend.
Linda ging und schloss laut die Tür hinter sich.
„Was soll der Unsinn?“, polterte Daniel erneut los.
„War ein Scherz, Mann“, grinste Simon.
„Das meine ich nicht!“ Daniel stand kurz davor, zu explodieren.
Simon erinnerte sich an ein Gespräch, welches ein paar Büroleute in der Kantine geführt hatten, während er sein Mittagessen dort einnahm. Sie hatten sich ungeniert darüber lustig gemacht, dass Daniel immer unausstehlicher wurde, je länger die Schwangerschaft der First Lady dauerte, wie sie Carolin spöttisch nannten. Die ließ ihn wohl nicht mehr ran, mutmaßten sie schadenfroh. Jetzt drückten ihn vermutlich die Hormone.
Soweit die Mutmaßungen der Kollegen.
Simon sah Daniel derweil ruhig an, verkniff sich jedoch ein Schmunzeln, da er diese Mutmaßungen gerade voll und ganz teilte.
„Was meinst du?“
„Die Sache mit der OASE“, begann jener unwirsch. Dabei wischte er die Blätter auf Simons Tisch durcheinander wie ein verärgerter Spieler, der seine Karten für ein verlorenes Spiel verantwortlich macht. „Es dauert einfach viel zu lang, bis du was fertig kriegst!“
„Findest du?“ Simon sortierte gelassen wieder, was Daniel durcheinander geschoben hatte. Dabei fiel sein Blick auf ein Foto, das an eines der Formulare geheftet war.
„Erklär mir, warum du immer noch an dem Fall rummachst! Was ist denn daran unklar?“
„Ich versuche meine Arbeit gut zu machen“, erwiderte Simon betont gelassen und nahm das Foto des jungen Mannes in die Hand, das er zum ersten Mal bewusst ansah. Ohne aufzusehen sagte er: „Meine Frage: Warum kriege ich diese verdammte Geschichte auf den Schreibtisch, wenn alles so eindeutig ist?“
„Du kriegst jede verdammte Scheiße auf den Schreibtisch, die über einer Viertelmillion Versicherungssumme liegt. Ich will, dass du das jetzt ganz schnell abschließt und an mein Büro rüberschickst.“
„Was macht dich denn so hysterisch?“
„Hysterisch? Pass auf, was du sagst!“, schnaubte Daniel ihn an.
„Ich verstehe einfach nicht, warum du so aufgebracht bist! Es gibt ein paar hundert Fälle wie diesen, und keiner bringt dich so auf die Palme! Also, was ist los?“
„Weil es mir zu lange dauert. Die OASE hat schon ein paar Mal angerufen und wird langsam ungeduldig. Ich kann ihnen keine plausiblen Erklärungen mehr dafür geben, warum sie das Geld noch nicht haben. Warum schließt du den Fall nicht endlich ab?“
„Weil ich vorher an einer anderen Geschichte arbeiten muss, deshalb.“
„Nämlich?“
„An der hier, der Sache mit den Martins. Schon vergessen?“
„Den Martins?“
„Das sind die Leute, deren Unterlagen du gerade durcheinander gerührt hast!“
„Dauert auch viel zu lang.“
„Was? Wenn wir die gesamte Summe auszahlen müssen, die hier auf dem Spiel steht, kostet uns das ebenfalls weit über eine Viertelmillion Euro, mein Lieber, nicht italienische Lire oder spanische Peseten!“
Simon hoffte, Daniel damit auf eine andere, für ihn interessantere Spur zu bringen und ihn in Ruhe arbeiten zu lassen. Ihm war klar, dass bei den Martins alles genauso kompliziert gelagert war oder nicht wie beim äußerst dubiosen Fall der OASE, die wohl Superman als Fahrer engagiert hatte, weil jener so hoch versichert war. Darüber sollte Daniel nachdenken, bevor er hier ständig reinplatzte und sich in seine Arbeit mischte. Nur fand Simon in diesem Augenblick Stillschweigen über seine und Lindas’ Überlegungen aus unerklärlichen Gründen für weitaus besser, als sich Daniel gegenüber dazu zu äußern.
Daniel hatte den Köder angenommen, und Simon atmete innerlich erleichtert auf.
„Dann leg endlich Fakten vor. Na los! Du verplemperst nur deine Zeit. Die Polizeiakten über die Geschichte mit den Martins liegen vor, was zum Donnerwetter machst du eigentlich?“
„Ich tue meine Arbeit.“
„Dann tu sie ein bisschen schneller. Es gibt mehr zu tun, klar?“
Daniel setzte sich auf Simons Schreibtischsessel, von dem er jenen verscheucht hatte, und langte nach der Mappe mit der Aufschrift OASE. Dann nahm er die Fotos erst richtig wahr,
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