Die Rose von Angelâme (German Edition)
Sie mich jetzt aber bitte nicht, von wem.“
„Aber nein, Linda, ich weiß, wie verschwiegen Sie sind, wenn’s drauf ankommt“, entgegnete Simon.
„Dessen können Sie sicher sein, Chef.“
Simon drehte sich immer weiter im Kreis. Irgendetwas stimmte nicht. Etwas war nicht angesprochen worden, stand nicht in den Protokollen, war allen entgangen. Der Polizei, Linda, ihm. Irgendeinen Hinweis musste es doch dafür geben, dass diese Familie offensichtlich in Schwierigkeiten gesteckt hatte, die allem Anschein nach in diesen beiden Morden endeten. Morde, jawohl. Er glaubte nicht an einen dummen Zufall, der innerhalb eines Jahres dieses Ehepaar gewaltsam zum Tode gebracht haben könnte, wie die Polizei es darstellte. Ganz zu schweigen vom Tod von Rogers Mutter. Das mit der Verschwörung schien ihm längst nicht mehr so abwegig, wie er Linda gegenüber zu verstehen gegeben hatte.
Bestimmt hatte Christina ihm längst unbewusst den richtigen Tipp gegeben, er hatte ihn nur einfach nicht erkannt. Daran grübelte er seit Stunden herum, ohne auch nur einen Schritt weitergekommen zu sein.
Dabei war ihm völlig klar, dass Daniel recht hatte und es wirklich nicht seine Aufgabe war, die Hintergründe eines möglichen Mordes aufzudecken, oder gar einen Mord aufzuklären. Er wusste selber nicht so genau, warum ihn dieser Fall so interessierte. Vielleicht lag es daran, dass Daniel sich so auffällig einmischte und bei Simon seltsamerweise das unbestimmte Gefühl hinterlassen hatte, es gäbe weitaus mehr zu klären als die Frage einer berechtigten Zuweisung von Versicherungsgeldern. Woran lag Daniel wirklich etwas? Und warum nur dachte Simon inzwischen dermaßen verquer?
Er tappte bei der Ergründung von Daniels Motiven nach wie vor genauso im Dunkeln, wie er auch einfach nicht ergründen konnte, was sich bei ihm im Kopf abspielte.
Schließlich machte sich Simon erneut Notizen, die in dieser oder ähnlicher Weise auf hundert anderen, inzwischen zerknüllten und weggeworfenen Papierseiten zu finden waren:
Veronique Martin - Tod durch Ertrinken
Unfallbeteiligter verschwunden
Identität: nicht ermittelt
Roger Martin - Tod durch Unfall
Fahrerflucht des Unfallverursachers
Identität: nicht ermittelt
Sarah Martin - Tod durch einen Schuss
Täter unerkannt geflohen
Identität: nicht ermittelt
Zu viele Übereinstimmungen, die aber jede für sich keinen Sinn ergaben. Was hatten sie übersehen? Wonach hatte keiner bisher gefragt?
Daniel hatte recht, kreiste erneut durch seinen Kopf. Simons Aufgabe bestand ausschließlich darin herauszufinden, ob jemand die Versicherung prellte. Was also zog ihn so unwiderstehlich in diese Sache hinein?
Er schloss die Akte zum hundertsten Mal, ging zum Waschbecken hinüber und warf einen Blick in den Spiegel. Dunkle Ringe lagen um seine Augen, das Haar stand wirr um seinen Kopf. Er sah eher aus wie ein Penner als wie der hoch dotierte Mitarbeiter einer angesehenen Versicherungsgesellschaft.
Kein Wunder, dass die Frauen nicht gerade in Schwärmen hinter ihm her waren.
Obwohl: Er konnte darauf verzichten, seitdem Sonja ihn verließ, weil er kaum Zeit für sie gefunden hatte.
Seine Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück, bevor sie sich in der Vergangenheit verloren.
Warum ist Daniel zu Christina Weiß gefahren?, schoss ihm plötzlich durch den Kopf, während er sein Büro verließ und zum Fahrstuhl ging. Er musste raus aus dem Gebäude, Luft schnappen, unter Leute gehen. Egal was, nur nicht im Büro bleiben. Er hasste die Fragen, die er ständig im Kopf hatte.
Bei McDonalds um die Ecke erstand er einen Becher Kaffee, einen Big Mac samt einer Portion Pommes mit Mayo und zog sich mit der ausliegenden Tageszeitung in eine Ecke zurück.
Simon starrte gedankenvoll auf das Foto eines verunglückten Fahrzeugs, das auf der ersten Seite abgebildet war. Irgendein Prominenter war darin gestorben, als er mit überhöhter Geschwindigkeit auf der Autobahn und ungebremst in einen liegen gebliebenen LKW raste.
Seine Gedanken kehrten zu seinem OASE-Fall zurück. Wieso brannte dieser Wagen eigentlich aus? So etwas kam bestenfalls in spektakulären Fernsehfilmen vor. Im richtigen Leben brannten Autos sehr selten aus, egal, in was für einen Unfall sie verwickelt waren.
Simon schlürfte seinen heißen Kaffee. Es war ihm nicht möglich, den Kopf abzuschalten. Da erinnerte er sich plötzlich an das Foto des tödlich verunglückten Roger Martin. Simon stellte sich vor, wie der junge Mann nach der
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