Die Rose von Angelâme (German Edition)
Arbeit nach Hause kam, die Tür öffnete und seine hübsche Frau lachend in die Arme schloss. Die Frau, die sein Kind trug, auf das er sich so freute. Dabei ließ Roger seinen Blick mit Besitzerstolz umherschweifen: Das nette, saubere kleine Häuschen, das blitzblanke Wohnzimmer mit den ausgesucht gemütlichen Möbeln, das Gemälde an der Wand …
Das Gemälde!
Simon erstarrte, und der Film in seinem Kopf riss. Er hatte völlig vergessen, dass er bei Christina Weiß vorbeifahren und sich das Gemälde genauer ansehen wollte.
Eilig verließ er das Fast-Food-Restaurant.
„Ich habe ein paar Fragen an Sie“, begann Simon, als er Christina an der Tür gegenüberstand.
„Immer noch?“
„Schon wieder.“
„Kommen Sie rein, Sie Nervensäge.“
„Mein Chef war vor einigen Tagen bei Ihnen, nicht wahr?“
„Ja.“ Ihr Blick verfinsterte sich. „Das hätte ich Ihnen auch telefonisch bestätigt. Sie hätten deshalb nicht extra herkommen müssen.“
„Möglich, dass er Ihnen dieselben Fragen gestellt hat, die ich Ihnen gern stellen möchte.“ Simon ignorierte ihren abweisenden Tonfall tunlichst.
„Schließen Sie die Tür hinter sich.“ Christina ging vor ihm her ins Wohnzimmer. „Stellen Sie Ihre Fragen, dann sage ich Ihnen, ob ich sie schon kenne.“
Da sie ihm keinen Platz anbot, setzte sich Simon ihr gegenüber auf das Sofa. Dann blätterte er ein paar Seiten seines Schreibblocks um und überflog seine Notizen. Einen Punkt kreuzte er schließlich an.
„Hatte Ihre Freundin Feinde?“
„Das ist so ziemlich die dämlichste Frage, die Ihnen einfallen konnte“, stellte sie fest und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber wenn es wichtig für Sie ist: Nein, sie hatte keine Feinde. Warum?“
„Woher wollen Sie das wissen?“
Ihre Aggressivität steckte ihn an.
„Weil sie hier kaum jemanden kannte außer mir, und Sie glauben doch nicht auch, dass ich etwas mit dem Tod meiner Freunde …“ Sie brach ab.
„Auch?“
Christina atmete tief durch.
„Ihr Chef wollte wissen, ob wir ein Verhältnis miteinander haben“, sagte sie trocken.
„Was? Wir?“
„Ja. Wir. Sie und ich. Er sagte, er frage sich, ob wir was miteinander hätten.“
Sie sah ihn von unten herauf an und genoss seine Verblüffung sichtlich.
„Was?“ Das war es also. Daniel war wirklich der größte Vollidiot, der ihm jemals begegnet war.
„Und Sie?“ Ihr Finger stach durch die Luft auf ihn zu.
„Mit diesem Gedanken habe ich mich bislang nicht beschäftigt“, sagte er verbindlich und verbarg nur mühsam, was ihm dabei durch den Kopf ging.
„Ich wollte wissen, ob Sie ebenfalls denken, dass ich irgendetwas mit dem Tod meiner Freunde zu tun habe!“, stellte sie klar.
„Wie gesagt: Mit diesem Gedanken habe ich mich bislang nicht beschäftigt“, verbog er sich knapp.
„Vergessen Sie’s!“, knurrte sie zurück.
Simon beschloss, dieses Theater zu beenden. Er straffte den Rücken, klappte sein Notizbuch zu, steckte in aller Ruhe seinen Stift weg und atmete tief durch.
„Ich kann Ihre Verärgerung verstehen, Frau Weiß. Helfen Sie mir, dann sind Sie mich schnell wieder los. Ich möchte meiner Gesellschaft einen Bericht vorlegen, der keine Zweifel mehr an irgendetwas zu diesem Versicherungsfall lässt“, schlug er vor, um eine neue Basis zu schaffen.
„Sie denken doch nicht, dass ich Ihnen das glaube?“ Sie schüttelte verständnislos den Kopf. „Weshalb machen Sie das? Die Polizei hat den Fall abgeschlossen. Sie kommen mir vor, als wären Sie daran interessiert, etwas aufzudecken, das nicht Ihre Aufgabe ist und auch nichts mit der Versicherung zu tun hat.“
Simon ahnte, dass Daniel ihr irgendetwas in der Richtung gesagt haben musste. Allerdings sprach sie mit ihrer Frage aus, was ihn selber bewegte. Was zog ihn da so hinein?
„Weshalb?“, wiederholte sie ihre Frage.
„Ich weiß es nicht.“
„Sie wissen es nicht?“
„Nein.“
Die junge Frau musterte ihn forschend. „So ähnlich drückte sich Ihr Chef auch aus: dass Sie sich in Dinge einmischen, von denen Sie wenig Ahnung haben und die Sie nichts angehen.“
Also doch. Daniel.
„Was wäre dabei, wenn mein Chef recht hätte und ich etwas aufdecken würde, das nichts mit der Auszahlung einer Versicherungssumme zu tun hat?“, folgte er einem plötzlichen Impuls, über dessen Ursache er sich erst viel später im Klaren sein würde.
Christina Weiß zögerte einen Augenblick lang, als denke sie über eine Antwort nach. Anstelle derer fragte sie:
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