Die Rose von Angelâme (German Edition)
besorge.“
„Du hast dir keine Gedanken darüber gemacht, weshalb dir jemand für das Kettchen eines Kindes so viel Geld gibt, dass du einen Teil deiner Spielschulden begleichen kannst?“
Daniel musterte ihn einen Augenblick lang nachdenklich.
„Nein, weil sie es mir vorher schon gesagt hatten“, beantwortete er Simons Frage.
„Was?“
„Der Anhänger ist der Schlüssel zur Lösung eines Rätsels, das mit dem Bildnis der Dame in Rot zusammenhängt.“
Simon sah zu dem Bild hinüber, welches auf einem Stuhl stand.
„Die Dame da drauf hat eine Armspange mit einem Herzanhänger ums Handgelenk, und darum ging es ihnen wohl“, fuhr Daniel fort. „Sie sagten mir, dass für sie sehr viel davon abhängt, und mir war’s schlussendlich egal, ich hab nicht lang nachgedacht.“
„Sie haben dir also einen Teil deiner Schulden erlassen für das Kettchen mit dem Anhänger. Das klaust du einem Kind vom Hals weg. Du hast einfach Klasse, Mann.“ Er bedachte ihn mit einem verächtlichen Blick.
„Simon, da ist eine fürchterliche Scheiße im Gange, und ich stecke bis zum Hals mittendrin.“
„Das wäre mir ja überhaupt nicht aufgefallen.“
„Hör auf zu spotten.“ In Daniels Augen lag tödlicher Ernst. „Als ich endlich kapiert habe, dass zwei Menschen für ein Geheimnis sterben mussten, dessen Lösung wohl in diesem Bild liegt, ist mir erst aufgegangen, dass dies alles kein Spiel ist. Denen kommt es auf ein Menschenleben mehr oder weniger nicht an. Der Fahrer des schwarzen Ford, dessen Fall du auf dem Schreibtisch liegen hattest – auch er ist ein Opfer dieser Leute. Er hat den Unfall mit Roger Martin verursacht und später versucht, die OASE zu erpressen.“
Christina starrte ihn erschrocken an. Sie drückte Marie zärtlich an sich, die aufmerksam von einem zum anderen geschaut hatte. Simon legte beruhigend eine Hand auf Christinas Arm. Er hatte ihre Gedanken erraten.
„Erkläre uns das mal genauer: Die OASE steckt hinter allem? Und du wusstest das die ganze Zeit über?“
„Ich konnte dir doch nichts von alledem sagen, weil ich nicht wusste, was denen noch alles einfällt. Die sind gefährlich, Mann! Also hab ich versucht, dich mit den beiden Fällen zu reizen, damit du die Ungereimtheiten selber entdeckst und ihnen nachgehst. Ich musste dich zur Eile antreiben, auf Spuren setzen, weil ich keine Zeit mehr hatte. Die standen quasi mit dem Messer in der Hand hinter mir. Also blieb mir nur eines: dich so weit zu bringen, dass du herausfindest, was hinter allem steckt. So konnte ich sie erst mal ablenken. Sie haben ja mich, nicht dich beobachtet.“ Er wischte sich mit beiden Händen übers Gesicht. „Das ging nur, weil wir Freunde sind und uns so gut kennen. Jedenfalls hoffte ich das.“
Simon starrte ihn an wie einen Geist. Die Szene in seinem Büro vor ein paar Tagen kam ihm in den Sinn, als sie wütend aneinandergeraten waren. Jetzt verstand er den Ausdruck auf Daniels Gesicht, den er zwar registriert hatte, auf den er in seinem Ärger jedoch bewusst nicht eingehen wollte. Er hatte ihn um Verstehen gebeten, wie sie das in den Anfängen ihrer Freundschaft immer gemacht hatten. Was für Idioten waren sie doch gewesen!
„Und weiter?“, fragte er schließlich heiser.
„Als ich denen das Kettchen übergab, haben sie den Herzchenanhänger aufgemacht. Da war so ein Rubinkreuz drin und irgendwas in den Deckel eingraviert. Damit konnten sie nicht viel anfangen, denn sie sagten mir, sie bräuchten jetzt doch auch das Bild dazu.“
„Da hast du’s einfach geklaut.“
„Klauen lassen.“
„Daniel!“ Simon hatte die Hände vors Gesicht gelegt und schüttelte den Kopf.
„Mir war längst klar, dass ich mich auf ein tödliches Geschäft eingelassen hatte, das noch nicht abgeschlossen ist. Das ging mir dann doch zu weit. Ich habe das Bild klauen lassen und bin euch nachgeflogen, weil ich hoffte, damit alles irgendwie wieder ins rechte Lot zu kriegen.“
„Ist es wahr.“
„Simon, ich bitte dich! Diese Leute haben mich wissen lassen, warum ihr nach Italien geflogen seid und wo ich euch finde. Verstehst du nicht? Die wissen einfach alles. Denen entkommt man nicht.“
„Weißt du, auf welche Weise diese Leute auf das Bild und das Kettchen mit dem Anhänger, und damit auf unsere Spur gekommen sind?“, fragte Simon, ohne weiter auf Daniel einzugehen.
„Nicht so genau. Ich kann mir nur denken, sie haben über Internet herausgefunden, dass Roger Martin nach Informationen über ein Bild gesucht
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