Die Rose von Angelâme (German Edition)
und jeder von ihnen hat auf seine Weise ein Stückchen Kirchengeschichte geschrieben. Die meisten zu ihrem eigenen Vorteil, und sehr wenige in Übereinstimmung mit dem ursprünglichen Neuen Testament, das die Basis für ihre und die Existenz dieser Kirche ist, bevor es nach dem Willen dieser Männer neu definiert wurde. Die Jesus zudem nie gegründet hat, wie wir alle wissen.“
Christina hatte sich bislang niemals ernsthaft Gedanken zu diesen Themen gemacht und gab zu, dass es sie bisher auch nicht interessiert hatte. Sie schwieg, tief betroffen. Auch die beiden Männer neben ihr waren vollkommen in Gedanken versunken.
„Vermutlich musste das Geheimnis um Angelâme so lange warten, weil die Zeit nicht gekommen war, diese Dinge laut auszusprechen“, sagte Daniel plötzlich leise. „Der Schlüssel liegt in diesem Datum, dem 9. September 1999.“
„Was sagen Sie da?“, fragte Christina entgeistert.
„Die Zahlen unter dem Gemälde sind ein Datum, nehmen wir inzwischen an“, erklärte Daniel ihr.
„Moment mal, lassen Sie sehen.“ Sie blätterte aufgeregt in ihren Notizen und las vor: „Der Tag wird kommen, an dem der erste männliche Nachkomme auch der letzte der direkten Linie und der letzte Nachkomme dieses Mannes wiederum der erste weibliche Nachkomme einer neuen Linie sein wird.“ Christina schaute sich um, ob alle verstanden hatten, was da stand.
„Wissen wir,“ erinnerte Simon sie.
Christina hörte ihm gar nicht zu und fuhr fort: „Weiter sollte es wohl heißen: Sie werden versuchen, dieses Kind bereits vor seiner Geburt zu töten, und damit alles zu tun, um die Prophezeiung zu erfüllen.“ Sie wandte sich an die vier Männer. „Verstehen Sie? Es geht um die Martins! Das Bild, die Ähnlichkeit der Rose von Angelâme mit Roger, das Kettchen mit dem Herzanhänger!“ Christina schnappte nach Luft. „Himmel! Rogers Mutter wurde garantiert von Anhängern einer dieser Gegenorganisationen getötet, weil sie diese Verse hier missverstanden haben, die ihnen wohl bekannt sind! Sie lebte damals noch in Kalifornien, daher auch die recht vagen Unterlagen über ihr Ertrinken.“ Sie schnappte erneut nach Luft, während sie Bestätigung in Simons Augen suchte und fand. „Rogers Mutter hatte keine Tochter, hatte nur diesen Sohn. Aber die Leute, die sie auf dem Gewissen haben, verstanden den Sinn der Weissagung nicht, denn sonst hätten sie wissen müssen, dass sie damit genau das erfüllten, was gesagt worden war.“ Sie war vor Aufregung viel zu laut geworden, und warf einen besorgten Blick zu Marie hinunter, die ein Bilderbuch anschaute.
„Bitte? Wie kommen Sie denn auf dieses schmale Brett?“, wollte Daniel stirnrunzelnd wissen.
„Wenn die weibliche Linie durchbrochen wurde, was mit einem männlichen Nachkommen geschah, steht nach diesen Worten hier“, sie klopfte mit dem Handrücken auf den Lederband, „die Erfüllung der Weissagung kurz bevor.“
„Oh!“
„Martin …“ Sie begann, in den vergilbten Unterlagen zu suchen. „Irgendwo ist mir doch dieser Name hier drin schon begegnet?“
Signore Benetti nickte. „SaintMartin.“
„Richtig. Bis noch vor Kurzem war den Frauen verwehrt, ihren Familiennamen zu behalten, wenn sie heirateten, was möglicherweise auch mit diesem salischen Gesetz zu tun hat. Vermutlich hat eine der Angelâmes den Namen ihres Mannes angenommen, der aus der Familie SaintMartin stammte.“
„Aus de SaintMartin wurde Martin“, überlegte Simon.
„Sarah Martin war schwanger“, kam Christina auf ihren ursprünglichen Gedanken zurück. „Die Kerle wollten nicht sie, sondern das Kind töten, das in ihr heranwuchs!“
Ihre Stimme überschlug sich fast. „Jesus und Maria.“
Die Männer starrten sie entsetzt an. Simon legte einen Arm um ihre Schultern und schaute auf die kleine Marie Rose hinunter, die mit einem Bilderbuch in den Armen auf einer Wolldecke lag und schlief. Christina bückte sich und hob die Kleine hoch, die in ihren Armen weiterschlief.
„Sie haben Roger versehentlich getötet, weil eigentlich seine Frau in dem Auto sitzen sollte“, reimte sich Daniel halblaut zusammen. „Für diesen Job haben sie den Killer angeheuert, der bei uns so hoch versichert war und später mit seiner Karre in Flammen aufgegangen ist.“ Er schüttelte sich. „Grandios“, fügte er nach einer kurzen Pause emotionslos an.
„Später versuchten sie es noch einmal“, fuhr Christina völlig aufgelöst fort. „Sie haben Sarah erschossen.“
„Weil es so leichter
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