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Die Rose von Angelâme (German Edition)

Die Rose von Angelâme (German Edition)

Titel: Die Rose von Angelâme (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carmen Mayer
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irgendjemand außerhalb der Bruderschaft das Geheimnis des Papstes in seiner ganzen Tragweite kennt?“
    „Darüber sind ausschließlich die Eingeweihten im Bilde“, antwortete der Oheim bestimmt. „Du weißt, dass selbst ihnen nicht alles bekannt ist.“
    „Man könnte de Nogaret auf eine falsche Fährte locken.“
    Jacques lachte.
    „Auf eine falsche Fährte! Wie soll die aussehen?“
    „Darüber will ich gerne nachdenken.“
    „Dann denke, mein junger Freund, aber denke schnell, denn ich will, dass du und Rose Frankreich unverzüglich verlasst, hast du mich verstanden?“ Er erhob sich und fasste Albert fest ins Auge. „Es gibt etwas, das ich dir noch nicht gesagt habe. Das Weib, das ihr Leben auf dem Scheiterhaufen lassen musste, hatte rote Haare.“
    Albert riss überrascht die Augen auf.
    „Ich habe verstanden“, gab er heiser zurück. „Wir haben noch einiges zu erledigen bis zu unserer Abreise, und können …“
    „Sofort, sagte ich!“ Jacques war laut geworden. „Noch haben wir genügend Mittel, Rose und das Kind zu schützen. Aber wenn der König tut, was ich fast zu vermuten wage, wird das immer schwieriger. Ihr könnt gehen, wohin Ihr wollt, aber bleibt nicht in Frankreich!“ Er war aufgeregt umhergelaufen und blieb jetzt direkt vor Albert stehen, der sich ebenfalls erhoben hatte. „Das ist ein Befehl.“
    „Ich werde mit Rose sprechen“, sagte er und ging zum offenen Kamin hinüber. Geistesabwesend griff er nach dem Feuerhaken und stocherte in den glimmenden Holzstücken herum. „Aber sie wird nicht glücklich darüber sein, dass unser nächstes Kind in einem fremden Land zur Welt kommt.“
    Der Oheim war hinter ihn getreten und hatte ihm seine schwere Hand auf die Schulter gelegt.
    „Du hast einen von dir geleisteten heiligen Eid gebrochen.“ In seiner Stimme schwang unüberhörbar Verärgerung mit.
    „Ich weiß es.“
    „Dann tu jetzt, was ich dir befohlen habe, um wenigstens ein klein wenig in Ordnung zu bringen, was du angerichtet hast“, forderte der Oheim, während der Druck seiner Finger auf Alberts Schulter schmerzhaft wurde.

Paris und Saint-Germain-des-Prés, Frühsommer im Jahre des Herrn 1306
    Lautes Poltern riss Pierre unsanft aus dem Schlaf. Er taumelte aus seinem Bett, schob den Riegel an der Tür zurück und stand unvermittelt zwei Rittern in den Farben des Königs gegenüber, die ihm den allerdurchlauchtigsten Befehl überbrachten, er habe sich unverzüglich bei Hofe einzufinden. Auf Pierres Frage, was denn vorläge, erhielt er lediglich ein Achselzucken zur Antwort. Sie wussten es nicht.
    Pierre folgte den beiden kurz darauf durch die dunklen Straßen von Paris, nachdem er sich eilends angezogen und notdürftig zurechtgemacht hatte. Einer der beiden Ritter hielt eine Fackel in der Hand, um den Weg auszuleuchten. Trotzdem war es ungeheuer schwierig, in deren unruhig flackerndem Licht festen Fuß auf dem rutschigen, mit Unrat bedeckten Untergrund zu fassen. Wie jedes Mal, wenn er die kurze Strecke zwischen seiner Wohnung und dem Palast zurücklegte, rümpfte Pierre die Nase über die üblen Gerüche und den Zustand der Straßen in Paris. Er war eher ein Kind des Landes als der Stadt. Schmutz und Gestank, wie sie die Straßen hier bei Tag und Nacht füllten, waren ihm ein Gräuel.
    Ein verwahrloster Hund tauchte aus der Dunkelheit auf, lief neugierig schnüffelnd um die drei Männer herum, drehte aber jaulend wieder ab, als einer der beiden Begleiter nach ihm trat. Ratten huschten zwischen den Abfällen umher, und Fledermäuse umschwirrten auf der Suche nach Nahrung ihre Köpfe. Ein böses Omen, wie es schien.
    Pierre registrierte, dass einige Bürger um diese frühe Stunde bereits in den schmutzigen Gassen unterwegs waren. Irgendwo knarrten die Räder eines Karrens, auf den stinkende Abfälle geladen und später aus der Stadt transportiert oder in die Seine geworfen wurden. Er hörte die halblauten Zurufe der Männer, die diese Arbeit verrichten mussten. Eine undankbare Aufgabe, die niemals zu enden schien. Jeden Tag kippten Bürgerinnen und Bürger achtlos ihren Unrat aus den Türen und Fenstern in die Straßen und Gassen ihrer Stadt. Man musste ständig achtgeben, nicht den Inhalt eines Nachttopfes oder Müllkübels über den Kopf geschüttet zu bekommen.
    Gab es dafür denn nicht eine andere Lösung?
    Vor ihnen tauchte der matt erleuchtete Eingang zum Palast des Königs aus der Dunkelheit auf.
    Sie erreichten ihn zur selben Zeit wie einige weitere Männer, die

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