Die Rose von Angelâme (German Edition)
hingegen hat etwas völlig anderes im Sinn und ist deshalb ausgesprochen gefährlich. Deshalb erwähne ich ihn auch so eindringlich.“
„Von welchem Sinn sprecht Ihr?“
„Nun, seit dem Tod Papst Bonifatius’ versucht de Nogaret immer wieder jenem Geheimnis auf die Spur zu kommen, das ihm weitaus mehr Erfolg in seinem Streben nach Macht verheißt als alle bisher unternommenen Anstrengungen.“
Albert schaute den Oheim erschrocken an.
„Ihr meint …“
„Ich weiß es nicht sicher. Offenbar hat der Papst in seiner Verwirrung eine geheimnisvolle Andeutung gemacht, bevor er seinen Geist dem Herrn anvertraute“, fuhr der Oheim fort. „Vielleicht versprach er in seiner Verzweiflung, seinem Peiniger einen Weg zum Ziel seiner Wünsche aufzuzeigen, damit die Foltern und Demütigungen aufhörten, die de Nogaret ihm zufügen ließ? Der ewig Halbamtliche konnte allerdings nicht sicher sein, ob die Enthüllungen der geschundenen Seele auf Wahrheit beruhten, oder ob sie nur ein verzweifeltes Manöver des Alten waren, nicht auf diese entsetzliche Weise sterben zu müssen.“ Jacques schüttelte sich vor Ekel beim Gedanken an das, was Bonifatius glaubhaften Berichten zufolge erlitten haben musste.
„Wir wissen, dass viele Geheimnisse existieren, um die Papst Bonifatius gewusst hat“, murmelte Albert. „Es muss nicht das eine sein. Oder glaubt Ihr, er habe etwas davon preisgegeben?“
„Möglicherweise sprach der verzweifelte Papst in seiner Todesangst davon, dass eine der Bruderschaften um etwas wisse, das de Nogaret nützlich sein könnte“, mutmaßte Jacques. „Wer weiß denn schon, womit ein halb wahnsinniger Mann versucht, sein armseliges Leben zu retten? Selbst ein Papst ist nur ein Mensch! De Nogaret wusste möglicherweise nicht, wie er die Andeutungen für seine Vorhaben verwenden konnte, ohne sich die Hände weiter schmutzig zu machen und dem König unangenehm aufzufallen. Als er jetzt von den Gerüchten um die Templer erfuhr, hatte er endlich ein Mittel in der Hand, irgendwo anzusetzen. Ich glaube allerdings nicht, dass er weiß, welcher der Orden seinem Ansinnen tatsächlich nützlich ist. Er stochert im Schlamm in der Hoffnung, irgendwann einen dicken Fisch am Haken zu haben. Die Templer sind lediglich ein Anfang.“
„Wie nur bringt er Angelâme mit den Templern in Verbindung?“, wollte Albert wissen.
„Indem er die Heimlichkeiten des königlichen Beichtvaters falsch versteht.“
„Das ist möglich. Was denkt Arnaud Montgelas darüber?“, fragte Albert mit trockener Kehle.
„Ich warte noch auf eine Antwort von den Brüdern.“
Albert schaute lange nachdenklich vor sich hin. Er musste das Gehörte erst verarbeiten, bevor er sich weitere Gedanken darüber machen konnte.
„De Nogaret verfolgt zwei Wege“, nahm Jacques den Faden wieder auf. „Er sichert sich einerseits das Wohlwollen des Königs mit seiner scheinbaren Unterwürfigkeit und hofft außerdem, endlich hinter das Geheimnis des sterbenden Papstes und damit zu der von ihm angestrebten Macht zu kommen.“
„Entweder er kommt dabei mit Philipps mehr oder weniger unfreiwilliger Hilfe ans vermeintliche Ziel seiner Träume, oder er lässt die Inquisition für sich arbeiten“, überlegte Albert laut.
„Dazu braucht er jedoch Guillaume Imbert de Paris, auch wenn er ihm gründlich misstraut. Jener ist bestens mit der Situation in Angelâme vertraut, scheint jedoch nichts von de Nogarets eigentlicher Mission zu ahnen.“
„Der Beichtvater wird sein Wissen für sich selber nützen und es nicht ausgerechnet an die halbamtliche Laus im Pelz seines königlichen Herrn verraten!“, stellte Albert nüchtern fest.
„An das Wissen des Paters zu kommen ist für de Nogaret nicht schwierig. Sie haben eine gemeinsame Adresse, nur weiß der Dominikaner das nicht“, erklärte ihm der Oheim.
„Eine Frau?“
„Es sind zwei lüsterne Böcke“, kam anstelle einer weitschweifigen Erklärung.
„Wenn Ihr um das alles wisst, warum im Namen des Allmächtigen unternehmt Ihr nichts, um die Templer zu schützen?“, fragte Albert verzweifelt, dem langsam dämmerte, wohin das alles führen musste.
„Wir haben de Molay gewarnt. Mehr können wir nicht tun.“
„Unsere Bruderschaft kann mehr tun, als die Templer zu informieren!“
„Unsere Bruderschaft hat eindeutige Aufgaben!“, erinnerte ihn der Oheim in scharfem Tonfall, und Albert senkte schweigend das Haupt.
„Eine Frage noch“, sagte er nach geraumer Zeit. „Glaubt Ihr, dass
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