Die Rose von Angelâme (German Edition)
Hand sehr nützliche Verbindungen aufgebaut, die er jetzt für seine Zwecke einsetzt.“
„Ich verstehe nur nicht, warum er so etwas tut“, warf Albert fassungslos ein.
„Das ist einfach: De Nogaret versucht offenbar, sich bei unserem leicht beeinflussbaren König noch mehr anzubiedern als bislang. Er ist machtgierig, Albert. Ein Mann, der absolut keine Gelegenheit auslässt, dem König zu zeigen, wie wichtig er für ihn ist. Das ist seine Art und Weise, ans Ziel seiner Träume zu gelangen.“
„Es hat ihm bislang wenig gebracht“, sinnierte Albert vor sich hin. „De Nogaret ist immer noch nur der Halbamtliche , der er von Anfang an war.“
„Das wird er nach des Königs erklärtem Willen wohl auch bleiben, glaub mir.“ Jacques lachte bitter, bevor er fortfuhr: „Jetzt ist der König bis unter die Dachbalken bei den Templern verschuldet. Glaubst du, er hätte jemals die Mittel dazu, das zurückzuzahlen? Aber es geht –“ Mit einer unwirschen Handbewegung reagierte er auf Alberts Anstalten, einen erneuten Einwand anzubringen. „Es geht gleichzeitig das Gerücht, Philipp habe mit dem neuen Papst eine Vereinbarung getroffen, nach der er dessen Schulden übernehmen wolle. Dabei hat er selber kein Geld.“ Er sah sein Gegenüber mit zusammengezogenen Brauen düster an. „De Nogaret wird alles daran setzen, an das Vermögen der Templer zu kommen, damit der König ihm endlich seinen größten Wunsch erfüllt, in den hohen Adel aufgenommen zu werden. Warum nicht mithilfe der Kirche?“
„Seid Ihr deshalb so besorgt wegen der Inquisitoren im Nachbarlehen? Glaubt Ihr, deren Anwesenheit hätte noch einen anderen Grund als den, harmlose Frauen auf dem Scheiterhaufen verbrennen zu lassen?“
Der Oheim nickte.
„Alles spricht dafür, dass die Krähen im schwarzen Mantel versuchen, den Anschuldigungen gegen die Templer nachzugehen, wie sie es bereits in der Gegend um Agens gemacht haben. Sie sammeln brauchbare Informationen, die sie mithilfe der Folter von ihren Opfern auch bekommen.“
„Das sind doch nur einfache Leute! Was sollen die denn über den Orden aussagen können?“
„Unter der Tortur, die sich ihre Peiniger ausgedacht haben, erzählen sie ihnen alles, was die nur hören wollen. Selbst dann, wenn sie vorher noch nicht einmal von der Existenz des Ordens der Tempelherren gehört haben sollten. Die Inquisition sammelt die Geständnisse andernorts bereits fieberhaft. Das kann nur bedeuten, dass sie darauf warten, die Schlinge um den Hals der Brüder enger zu ziehen und zuschlagen zu können. De Nogaret hat seine Seele dem Teufel verkauft, Albert. Der vermeintliche Preis dafür ist Macht.“
Albert schwieg. Er hatte den Becher roten Weins, den man ihm auf Jacques Anweisung hingestellt hatte, bisher nicht angerührt. Jetzt hob er ihn auf und trank einen Schluck davon.
„Der König hatte noch nie Skrupel, wenn es um seine Geldangelegenheiten ging“, fuhr der Oheim weiter fort. „Die Konfiskation des Eigentums derer, die er im Languedoc einsperren und schließlich umbringen lässt, spricht dafür. Papst Clemens hat inzwischen offenbar begriffen, dass Philipp ihn ein für alle Mal in der Hand hat. Vermutlich hat der Papst zuvor niemals ernsthaft darüber nachgedacht, dass der König ihn zum eigenen Mittel und Zweck zu Amt und Würden gebracht hat.“
„Ich frage mich nur, wie dieser Schwachkopf nach so langer Zeit auf so ausgesprochen scharfsinnige Gedanken kommt“, knurrte Albert sarkastisch. „Ihr seid unglaublich gut informiert“, fügte er noch hinzu, als der Oheim nichts darauf sagte.
„Das liegt daran, dass ich aus gewissen Gründen stets Interesse daran habe, auf dem Laufenden zu bleiben, wie du weißt.“ Jacques’ vielsagender Gesichtsausdruck sprach Bände.
„Es gibt noch etwas, das Ihr mir bislang verschwiegen habt, nicht wahr?“ Albert stellte im Gesicht seines Gegenübers deutliche Besorgnis fest.
„Ja, das ist richtig. Philipp hat meines Wissens seinen Beichtvater angewiesen, alles aufzudecken, was mit dem Hause Angelâme zu tun hat. Allerdings interessieren sich inzwischen nicht nur diese beiden Männer um unser Lehen, sondern auch de Nogaret.“
Albert schwieg betroffen.
„Der König will das Lehen um jeden Preis zurückhaben. Es ist sehr wertvoll und er weiß das. Nicht das Wohl und Wehe der Bevölkerung von Angelâme interessiert ihn. Oh nein. Er will sich bereichern. Sein Beichtvater allerdings verfolgt seine eigenen Ziele, die mir nicht bekannt sind. De Nogaret
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