Die Rose von Angelâme (German Edition)
sich, bevor er fortfuhr: „Die Ballistiker konnten das Geschoss, mit dem Ihre Freundin getötet wurde, jedoch keiner registrierten Waffe zuordnen, um den Täter zu identifizieren. Es scheint eine illegal eingeführte Waffe aus Fernost oder einem osteuropäischen Land zu sein.“
„Das weiß ich alles längst. Aber ich verstehe nicht, warum jemand einfach nur mal so in den Vorweihnachtsbasar eines Kindergartens ballern sollte! Für meine Begriffe stand eine feste Absicht dahinter. Nur ist mir nicht klar, welche.“
Ihr war egal, woher die Waffe kam. Sarah war tot. Er konnte die Gedanken förmlich in ihrem Gesicht lesen.
„Warum fand das Ganze denn überhaupt im Freien statt? Im Winter?“, wollte er wissen.
„Der Basar fand im und um den Kindergarten herum statt.“ Sie holte tief Luft. „Das Wetter war einfach viel zu schön, um drin zu bleiben. Den Kindern hat es Spaß gemacht, in den Räumen und im Freien toben zu dürfen.“ Sie fuhr sich mit der Hand über die Augen. „Ich verstehe das alles nicht. Das mit Sarah, meine ich.“
„Ich auch nicht“, gab er zu.
„Was führt Sie also zu mir?“ Sie wischte erneut eine vorwitzige Locke aus dem Gesicht. „Ich kann Ihnen nicht mehr sagen, als Sie ohnehin schon wissen. Und was Marie Rose betrifft – ich habe keinerlei Vollmachten für die Kleine und ihr Vermögen, da müssen Sie sich schon an den Vormund wenden.“ Ihre Stimme hatte wieder diesen frostigen Unterton.
„Das weiß ich. Ich bin wegen etwas anderem gekommen.“
Sie musterte ihn einen Augenblick lang, als überlege sie, ob sie sich weiter mit ihm unterhalten solle. Dann sagte sie vorsichtig: „Wenn ich Ihnen helfen kann?“
„Wissen Sie mehr über den Unfall des Ehemannes Ihrer Freundin?“, fragte Simon.
Sie starrte ihn entsetzt an, schluckte und sah auf ihre Hände. Schmerzliche Erinnerungen an Stunden, in denen sie verzweifelt versucht hatte, ihre damals hochschwangere Freundin zu trösten, standen in ihren Augen.
„Nein. Nein, ich weiß nichts. Nur, was Sarah mir darüber erzählt hat. Sie haben sicherlich den Polizeibericht gelesen.“
Ihre Stimme klang belegt und sie räusperte sich nervös.
„Ja, das habe ich. Es tut mir sehr leid für Sie, dass das alles passiert ist.“
Sie sagte nichts dazu.
„Was mich interessieren würde, sind die Umstände, wie es Ihrer Meinung nach zu dem Unfall kommen konnte.“
Christina musterte ihn mit zusammengekniffenen Augen.
„Meiner Meinung nach? Was für eine Meinung sollte ich denn dazu haben?“, fragte sie schließlich gereizt.
„Nun, ich wollte lediglich herausfinden, ob irgendetwas übersehen wurde.“
„Das weiß ich doch nicht! Es steht alles im Polizeibericht. Ich war Sarahs Freundin und kümmere mich jetzt um ihr Kind. Mehr kann ich dazu einfach nicht sagen!“
„Mir ist da etwas aufgefallen, das mich stutzig gemacht hat. Die Unfallflucht des Gegners“, schob Simon vorsichtig nach.
„Oh, so etwas macht Sie tatsächlich stutzig?“
Er ging nicht auf ihren aggressiven Tonfall ein. Stattdessen ließ er sie an seinen Gedankengängen teilhaben: „Da gibt es doch verblüffende Übereinstimmungen in beiden Todesfällen, was meinen Sie? Kein Zeuge, kein Hinweis, nichts. Der Fahrer, der Sarahs Mann von der Fahrbahn gedrängt hat, ist einfach weg, vom Mörder Ihrer Freundin keine Spur, kein Hinweis. Ihnen ist doch sicherlich schon der Gedanke daran durch den Kopf gegangen, dass irgendwo da draußen einer frei rumläuft, der das alles auf dem Gewissen hat.“
„Zwei, denke ich“, korrigierte sie ihn. „Einer hat Roger, ein anderer meine Freundin auf dem Gewissen. Oder nicht?“
„Gut, dann zwei, wenn Sie meinen?“
„Ich meine. Worüber ich mir Gedanken mache ist die Arbeit der Polizei in diesem Fall.“
„Gute Gründe also, einiges noch einmal durchzusprechen.“
„Ich verstehe nicht?“
„Aus den Akten geht hervor, dass das Auto von Sarahs Mann links vorne am Kotflügel Spuren einer Kollision mit einem schwarzen Fahrzeug aufwies. Rogers Wagen kam ins Schlingern und prallte auf den geparkten LKW. Die Spurensicherung fand heraus, dass es sich um einen Wagen der Marke Ford Baujahr 1997 gehandelt haben muss. Der Fahrer beging jedoch Fahrerflucht, wie wir wissen.“
„Wirklich hochinteressant das alles.“ Ihre Stimme hatte einen ironischen Unterton bekommen. „Der LKW, unter den Roger gebrettert ist, hat auch ziemlich deutliche Spuren hinterlassen. Nur haben all diese verblüffenden Erkenntnisse zu keinem
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