Die Rose von Angelâme (German Edition)
Gesellschaft eine horrende Summe kosten könnten. Wär’s dir lieber, ich würde hier wie so viele andere im Büro sitzen und mir irgendwelche geile Seiten aus dem Internet runterladen?“
„Du bist so ein Riesenarschloch, Simon“, gab Daniel heiser zurück. Links und rechts an seinem Hals begannen die Adern anzuschwellen, und während er sich immer weiter nach vorne beugte, knurrte er: „Ich will, dass du deine Arbeit tust, und ich verlange, dass du deine teuer bezahlte Zeit nicht an Fälle verschwendest, die du lediglich auf ihre Richtigkeit überprüfen sollst. Und zwar hier am Schreibtisch.“
„Vielleicht interessiert es dich ja zu wissen, dass ich in meiner teuer bezahlten Zeit gar nicht wegen der OASE-Geschichte, sondern wegen der Sache mit der erschossenen Frau unterwegs war?“
Daniel richtete sich überrascht auf.
„Deine Sekretärin sagte mir …“
Linda war wie auf ein Stichwort eingetreten und abwartend an der Tür stehen geblieben.
„Ja?“ Es war Daniel offenbar entfallen, dass er nicht in seinem Büro war. Irritiert sah er von Linda zu Simon und wieder zurück.
Linda kämpfte mühsam ihren Zorn nieder, der immer wieder in ihr aufflammte, wenn sie Daniels selbstherrliche Auftritte in diesem Büro miterlebte. Sie sagte nichts, doch ihre Blicke sprachen Bände, bevor sie sich an Simon wandte und in beinahe verschwörerischem Tonfall sagte: „Simon, da ist ein Anruf für Sie.“
„Stellen Sie durch!“, kommandierte Daniel mit einer ungeduldigen Handbewegung und ließ sich wieder auf Simons Bürostuhl fallen.
Simon vermochte das verzweifelte Zeichen zu deuten, das Lindas Blick ihm gab und taktierte: „Danke, Linda. Ich nehme das Gespräch in Ihrem Büro an. Entschuldige mich für einen Augenblick, Daniel. Linda, servieren Sie unserem Teamchef inzwischen etwas zu trinken.“
Linda nickte und schloss die Tür hinter Simon.
Geschäftig holte sie Mineralwasser und ein Glas aus der Einbauwand und schenkte für Daniel ein. Er sollte keine Chance bekommen, das Telefonat nebenan mitzuhören. Dieser Aasgeier war garantiert gekommen, um Simon wieder das Ruder aus der Hand zu nehmen und den Fall dem Vorstand als Leckerbissen zu servieren. Als seinen Leckerbissen. Hätte Daniel es verstanden, im Gesicht anderer zu lesen, diese Gedanken wären ihm bestimmt nicht entgangen.
„Sagten Sie nicht, Simon sei wegen der Sache mit dem Autounfall unterwegs?“, fragte Daniel sie jetzt mit zusammengekniffenen Augen.
„Doch, das habe ich gesagt. Warum?“ Linda warf ihm einen herausfordernden Blick zu.
„Weil es nicht stimmt!“
„So? Dann muss ich etwas falsch verstanden haben.“
„Sie sollten besser hinhören, Gnädigste! In Ihrem Alter …“
„Ja?“
„Nichts.“
Simon kam zurück.
„Gibt’s ein Problem?“, fragte er. Offenbar waren ihm Daniels Worte nicht entgangen.
„Deine Sekretärin hat ein auffallend schlechtes Gedächtnis“, brummte der.
„Im Gegenteil“, antwortete Simon. Linda fing sein verschwörerisches Zwinkern auf. „Sie weiß genau, zu wem sie was sagt und warum.“ Bevor Daniel etwas einwenden konnte, fuhr er fort: „Gut, Daniel, ich muss weg. Ich schicke die Unterlagen in dein Büro, sobald ich damit fertig bin. War sonst noch irgendetwas?“ Er griff hinter Daniel nach seiner Lederjacke, die über dem Schreibtischsessel hing, und warf sie sich über die Schultern. Linda genoss den feinen Unterton in seiner Stimme, als er Daniel wie beiläufig fragte: „Warum gibst du mir eigentlich Fälle zur Bearbeitung, wenn du gar nicht möchtest, dass ich mich drum kümmere?“
„Weil alles seinen richtigen Weg gehen muss.“
„Du meinst, dem Schein nach soll alles seinen richtigen Weg gehen. Oder eher deinen Weg?“
In Daniels Gesicht flammte etwas auf, dessen Bedeutung Simon in diesem Augenblick völlig entging. Er würde sich erst sehr viel später wieder daran erinnern.
„Ja, verdammt noch mal, von mir aus auch meinen Weg, und dafür gibt es gute Gründe. Ich dachte, wir sind Freunde.“
„Das dachte ich auch mal.“
„Dann müsstest du mich eigentlich verstehen.“
„Eigentlich? Damals, ja. Aber heute?“
„Auch wenn ich mich wiederhole: Du bist so ein Arschloch, Simon.“
Simon reagierte gelassen. Er nickte kurz in Daniels Richtung, warf Linda ein vielsagendes Lächeln zu und schlüpfte in seine Jacke. Das versöhnte sie ein wenig mit seiner viel zu unbekümmerten Seite.
Der Schuss riss sie herum und warf sie mit aller Wucht gegen die Wand, an der
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