Die Rose von Asturien
leise.
Damit brachte er Hildiger gegen sich auf, der ihm einen drohenden Blick zuwarf und sich dann an Eward wandte. »Ich finde, wir haben schon zu viel Zeit mit dieser lächerlichen Angelegenheit vergeudet. Wenn wir noch länger warten, erreichen wir die Stadt nicht mehr, in der wir unser Nachtlager aufschlagen wollten. Es reicht, wenn sich ein oder zwei Männer um den Kerl und dieses Weib kümmern. Sie sollen dem Bergwilden und der Kräuterhexe die verdiente Belohnung in Form einiger kräftiger Stockschläge verabreichen! Oder glaubt hier jemand, dass ein einfacher Hirte weiß, wo sich eine hochgeborene Jungfer wie Ermengilda befindet? Wahrscheinlich istKönig Silos Nichte längst an die Mauren verkauft worden und liegt jetzt unter einem der Heiden!«
Hildigers Worte klangen so, als gönne er Ermengilda dieses Schicksal, und Eward lachte darüber wie über einen guten Witz. Bis auf Philibert fielen auch seine Trabanten in das Gelächter ein.
Konrad fand das Benehmen der Männer empörend und blickte Roland fragend an. Aber der Markgraf zog sein Pferd herum und ritt weiter, ohne sich darum zu kümmern, was mit dem Waskonen und seinem Anliegen geschah. Seine Leute setzten sich ebenfalls in Bewegung und drängten dabei Konrads Braunen sowie Graf Ewards und Hildigers Reittiere von der Straße.
Während Konrad die Missachtung gleichmütig hinnahm, kochte sein Anführer vor Zorn. »Diese Hunde! Das werden sie mir bezahlen.«
Dann fiel sein Blick auf Konrad, und er sprach diesen zum ersten Mal direkt an. »Du wirst den Waskonen begleiten und nach der Frau schauen. Wage es aber nicht, sie ins Lager zu bringen, wenn du dir nicht ganz sicher bist, dass es sich um Ermengilda von Asturien handelt.«
»Wegen mir könnte er die auch in den Bergen lassen«, sagte Hildiger halblaut. Dann sah er Philibert von Roisel an und verzog die Lippen zu einem gehässigen Grinsen. »Da der Bauerntölpel die Sprachen in dieser Gegend nicht kennt, solltest du ihm einen Mann mitgeben, der für ihn übersetzen soll. Nimm am besten Philibert, denn der hat seine Kenntnisse gerade bewiesen.«
Philibert von Roisel war nicht gewohnt, von Hildiger so verächtlich behandelt zu werden. Zudem fand er es empörend, dem Kommando eines Bauernlümmels unterstellt zu werden. Bevor er jedoch widersprechen konnte, nickte Eward gleichgültig. »So soll es geschehen!«
Mit den Worten gab der Graf seinem Pferd die Sporen und sprengte an den Reitern vorbei, um zu Roland aufzuschließen. Hildiger und seine Trabanten folgten ihm, ohne Konrad und Philibert einen weiteren Blick zu schenken. Rado und Just scherten aus der Reiterschar aus, um sich zu ihrem Herrn zu gesellen, während Philiberts Knechte mit dem Heer weiterzogen, ohne sich um sein Winken und seine Rufe zu scheren. »
Elende Schurken! Ihr werdet was erleben«, brüllte Philibert ihnen nach.
Unterdessen sah Rado Konrad fragend an. »Habe ich das richtig verstanden? Wir sollen eine Dame in den Bergen suchen und zu Graf Eward bringen?«
Konrad nickte mit verdrossener Miene und fragte den Waskonen, wo die Maid zu finden sei. Dieser starrte ihn verwirrt an, weil er die Sprache nicht verstand, während Philibert mit seinem Stolz kämpfte und nicht wusste, ob er Konrad helfen oder diesen mit seinen Schwierigkeiten alleinlassen sollte.
Noch bevor Ewards Gefolgsmann zu einer Entscheidung gelangt war, mischte Just sich ein. Der Junge verstand neben den Sprachen Ost- und Westfrankens auch ein paar Brocken des hiesigen Dialekts. Stockend übersetzte er Konrads Frage und lauschte dann angespannt der Antwort des Waskonen.
»Der Mann heißt Unai und stammt aus einem Dorf südlich der Pyrenäen. Eine Dame namens Maite hat die gefangene Prinzessin bei seinen Leuten gelassen. Nun hat die Prinzessin ihn händeringend gebeten, ihr zur Freiheit zu verhelfen, und ihm reichen Lohn dafür versprochen. Aus diesem Grund ist er zu uns gekommen. Jetzt ist er jedoch beleidigt, weil unsere Anführer ihn so verächtlich behandelt haben. Dabei, so sagt er, sei es ganz sicher die Dame, die Graf Roderich aus Asturien und die Franken so verzweifelt suchen.«
»Verzweifelt wirkte Graf Eward nun nicht gerade«, warf Rado ein.
»Der Graf glaubt, der Mann habe ihn belogen. Da er selbst stets in Seide und beste Stoffe gewandet ist, vermag er sich nicht vorzustellen, dass ein Mann, der schlichte Wolle trägt, der Bote einer Prinzessin sein kann.« Konrad musterte Unai, der auch auf ihn eher den Eindruck eines Knechts als den eines
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