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Die Rose von Asturien

Titel: Die Rose von Asturien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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gutmütig und hilfsbereit gewirkt hatte, und dabei den Besten von allen erwischt. Rado schlug ihn nicht, schimpfte nur selten mit ihm und trug ihm vor allem keine Arbeiten auf, die zu schwer für ihn waren. Hatte er es schon aufregend gefunden, mit dem Heer durch Gallien zu reiten, so war dieser Ritt ein Abenteuer, wie er es sich gewünscht hatte, und er genoss es, mit Rado und dessen Herrn durch die Berge zu schweifen.
    Just entdeckte immer wieder Wegmarken, an denen er sich orientieren konnte. Sollte Unai versuchen, sie in die Irre zu führen, so würde er der Führer der kleinen Gruppe werden und bekäme die Chance, sich Rados und Konrads Dankbarkeit zuerwerben. Zufrieden stieß Just dem Lasttier die Fersen in die Weichen und lenkte es an Unais Seite.
    »Wovon leben die Leute hier eigentlich? Wir haben unterwegs kaum einen Acker gesehen.«
    Unai gab bereitwillig Auskunft. »In den Tälern gibt es Felder, die von den Dörfern aus bestellt werden. Dazu jagen wir, sammeln, was die Wälder uns geben, und züchten Schweine, Schafe und Ziegen.«
    »Bist du ein Hirte?«, wollte Just wissen.
    Der Waskone schüttelte den Kopf. »Ich bin Krieger. Weißt du, meine Leute und ich, wir müssen uns mit den Asturiern herumschlagen, haben die Mauren am Hals und …«, er schwieg einen Augenblick und fuhr mit einem unecht klingenden Lachen fort, »… und sind daher sehr froh, dass die Franken uns ihren Schutz angeboten haben.«
    Just sah dem Mann an, dass dieser log. Unai mochte die Franken ebenso wenig wie die Asturier oder Mauren. Auf jeden Fall war der Waskone kein Freund, und er nahm sich vor, auf der Hut zu sein.
    Kurz darauf weitete sich die Schlucht, durch die sie ritten, zu einem kleinen Tal. Der Bach, der darin floss, war gesäumt von kleinen, mit unbehauenen Steinen eingefassten Feldern. Ein Stück den Hang hoch befand sich ein Dorf, das von einer Mauer aus aufgeschichteten Bruchsteinen umschlossen wurde.
    Konrad atmete auf. »Von den Leuten können wir Nahrung und Wasser bekommen, um die Pferde zu tränken.«
    Unai hätte das Dorf gerne gemieden, da die Leute mit jenem Stamm verbündet waren, dem er das Pferd gestohlen hatte. Doch wenn er einen noch größeren Umweg machte, verlor er weitere Tage, und das würde seine fränkischen Begleiter so misstrauisch machen, dass sie ihn im schlimmsten Fall sogar erschlugen. Ein Stück unterhalb des Dorfes zügelte er seinPferd und wies Konrad und dessen Leute an, ebenfalls stehen zu bleiben. »So zeigen wir den Dörflern, dass wir in friedlicher Absicht kommen«, erklärte er.
    »Sie sehen doch, dass wir Franken sind. Ihre Anführer haben König Karl Treue geschworen!« Konrad wollte an dem Waskonen vorbeireiten, doch Unai griff nach dem Zügel des Hengstes und hielt ihn auf.
    »Wir sind hier nicht in der Gascogne, die von den fränkischen Königen unterworfen worden ist, sondern in den Bergen. Von eurem König Karl haben die wenigsten hier gehört, und selbst Eneko von Iruñea ist für sie kaum mehr als ein Name!«
    »In Franken hat man es mir anders berichtet«, antwortete Konrad, als Philibert ihm die Worte übersetzt hatte.
    Unai zuckte mit den Schultern. Ihn interessierte nicht, was man sich bei den Franken erzählte, sondern wie sie hier empfangen wurden. Bislang gab es keine Anzeichen, dass sie willkommen wären. Nervös trieb er sein Pferd ein Stück auf das Dorf zu und zügelte es erneut. Doch er hörte keinen Ruf, der ihnen erlaubte, weiterzureiten.
    »Das ist nicht gut«, flüsterte er.
    »Was?«, wollte Just wissen.
    »Bleibt hier! Ich reite nach oben. Die Leute kennen mich«, antwortete Unai, ohne auf die Frage des Jungen einzugehen. Er klemmte sich den Spieß unter den linken Oberschenkel und ritt langsam auf den Eingang des Dorfes zu. Auf die Weise wollte er den Dörflern zeigen, dass er nicht in feindlicher Absicht kam. Dabei hoffte er, dass niemand unter diesen Leuten war, der sein Pferd kannte.
    Während Unai sein Reittier vor dem aus gekreuzten Stangen bestehenden Tor zügelte und auf die Männer einsprach, die dort Wache hielten, zeigte Konrad auf den Bach.
    »Kommt, lasst uns inzwischen die Pferde tränken. Wir müssten sonst vom Dorf wieder zurück ins Tal steigen.«
    »Ein guter Gedanke!« Rado lenkte seinen Gaul den schmalen Saum zwischen zwei Feldern entlang auf den Bach zu. Just und Philibert folgten ihm sofort, während Konrad noch einen kurzen Blick auf das Dorf warf.
    Dort war unterdessen das Tor geöffnet worden. Aber die Leute ließen Unai nicht

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