Die Rose von Windsor: Historischer Roman (German Edition)
stattfinden. Roger hatte Hugh die Verwaltung von zehn Ritterlehen in Yorkshire übertragen, um ihm ein eigenes Einkommen zu verschaffen und ihm Verantwortung zu geben. Hughs Beförderung würde einen Teil der Last von Rogers Schultern nehmen, worüber sie froh war. Sie bedeutete auch, dass Hugh Framlingham verlassen und nach Settrington aufbrechen würde, aber darüber wollte Ida heute nicht nachdenken.
Das Geschrei der in ein wildes Spiel vertieften Kinder lenkte ihren Blick auf Ralph, der wie üblich den meisten Lärm veranstaltete, als er vor seinem Vetter Thomas floh, dem Sohn von Rogers Halbbruder. Roger hatte versprochen, dass er seinen Neffen fördern würde, und darauf bestanden, dass Will und seine Familie an dem heutigen Fest teilnahmen. Ihre Anwesenheit war ein Zeichen beidseitiger Akzeptanz, nun konnte der Heilungsprozess seinen Fortgang nehmen, auch wenn die Narben immer zu sehen sein würden. Wenigstens wurde Gundredas Enkel die Möglichkeit geboten, seinen Weg in der Welt zu machen.
Juliana unterhielt sich angeregt mit Longespee. Ida war erfreut, dass ihre Schwiegermutter und ihr erstgeborener Sohn so gut miteinander auskamen. Juliana genoss Williams höfliche Art und seine erlesenen Manieren, und er sonnte sich in der Aufmerksamkeit einer klugen, eleganten Witwe. Sogar Hugh und Longespee verstanden sich inzwischen besser. Das Wasserturnier hatte ihre Beziehung verändert. Sie hatten Roger gemeinsam vor dem Ertrinken bewahrt, als das Boot gekentert war, und der Umstand, dass Hugh den Schild zerbrochen hatte, hatte ihnen den Preis eingetragen. Auf beiden Seiten herrschte eine Art argwöhnische Toleranz, von der Ida hoffte, dass sie sich in Freundschaft verwandeln würde, wenn sie älter wurden. Es war zumindest ein Anfang gemacht worden.
Roger gesellte sich zu ihr. Sie brach den Rest des Honigkuchens in zwei Teile und fütterte ihn lächelnd. Er war zwar nicht mehr der drahtige, geschmeidige junge Mann, den sie vor über zwanzig Jahren zum ersten Mal am Hof gesehen hatte, aber sie fand ihn unverändert attraktiv, und sein Haar wies noch immer die Farbe von Meeressand auf, die sie so liebte, auch wenn es jetzt mit Silberfäden durchzogen war. Heute saß die zeremonielle goldene Krone darauf, die ihn als Herrn der Grafschaft auswies.
Nach dem Sturz in den Fluss hatte er sich eine Lungenentzündung zugezogen, sich aber rasch erholt. »Stärker als ein Ochse«, hatte der König bemerkt, als er vor seinem Aufbruch nach Saint Albans Rogers Krankenbett besucht hatte. Es war ihm gelungen, es wie eine naturgegebene Eigenschaft klingen zu lassen.
Roger verflocht ihre Hand mit der seinen, zog sie an die Lippen und küsste sie.
»Ich dachte, wir könnten von den normannischen Landgütern Apfelbaumschösslinge mitbringen und dort drüben pflanzen.« Er nickte zu der freien Fläche hinter den Tischen hinüber.
»Noch mehr Mulchen.« Ida schenkte ihm ein schelmisches Lächeln.
Er lachte leise.
»Ich habe Obstgärten schon immer gemocht … aus verschiedenen Gründen.« Er gab ihre Hand nicht frei. »Unter der Herrschaft dieses neuen Königs stehen uns unsichere Zeiten bevor, aber wenigstens haben wir festen Boden unter den Füßen, Mauern zu unserem Schutz und eine Familie, deren Mitglieder sich aufeinander verlassen können.«
Er legte ihr einen Arm um die Taille und führte sie zu der Stelle, wo er die Bäume pflanzen wollte. Ida spürte, wie die kühlen Halme des neuen Sommergrases ihre Knöchel berührten.
Sie blickte zu den großen, im Sonnenlicht schimmernden Türmen von Framlingham hinüber. Der Umriss erinnerte sie an die Krone auf Rogers Kopf. Ihre Beziehung zu Burg und Grafschaft war während all dieser Jahre von Licht und Schatten geprägt worden, aber im Moment fühlte sie sich von Zuversicht und innerem Frieden erfüllt. Jeder, den sie liebte, war heute hier versammelt, und Framlingham war ihr ein wahres Heim geworden. Niemand konnte sagen, wie lange es bestehen würde, aber just in diesem Moment hielt sie es für möglich, dass es für immer sein würde.
Anmerkung der Autorin
Während ich zwei Romane über das Leben des großen William Marshal schrieb, stieß ich auf Roger Bigod, den Earl of Norfolk, dessen ältester Sohn Hugh später in die Familie Marshal einheiratete – eine Geschichte, die ich noch zu erzählen hoffe. Roger und William lebten zur gleichen Zeit, und ihr Leben und ihre Karrieren verliefen zum größten Teil parallel, auch wenn Rogers interessante Lebensgeschichte nicht so
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