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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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Nachdem ich Helene gestern abend nach Hause gebracht hatte, habe ich noch die Küche aufgeräumt und dabei eine zweite Weinflasche geleert. Dazwischen noch ein paar Grappa... das merkt man am nächsten Morgen.«
    »Helene hat es sehr gefallen bei Ihnen«, sagte Franca, »sie ist bester Laune.«
    »So? Das freut mich. Sie ist eine nette Frau. Manchmal ein bißchen anstrengend, aber... nun ja. Irgendwie hängt sie an mir.« Er zuckte mit den Schultern. »Alle alten Damen hängen an mir. Ich verkörpere wohl den Traummann, den sie in ihrer Jugend einmal haben wollten.« Er lächelte, und seine Züge entspannten sich, seine Wangen bekamen wieder einen Anflug von Farbe. Franca
betrachtete ihn, die gleichmäßigen, schönen Züge, die dunklen Haare, die weit auseinanderstehenden Augen von auffallender graugrüner Farbe, das warme Lächeln. Ein Mann, der intensiv auf Frauen wirkte, keineswegs nur auf ältere, und der doch nie etwas mit ihnen würde anfangen können.
    Sie standen ein wenig unschlüssig herum, dann meinte Kevin: »Wenn Sie mögen, dann begleite ich Sie noch ein Stück. Ich will noch nicht nach Hause. Die Luft ist herrlich, finden Sie nicht auch?«
    »Und das Meer riecht so wunderbar. Ich bin lange nicht mehr hier gewesen. Zwischendurch vergißt man fast, wie wohl man sich fühlen kann.«
    Nebeneinander liefen sie den Klippenpfad entlang. Franca schmeckte Salz auf ihren Lippen.
    Wenn ich nur nie wieder fort müßte von hier, dachte sie plötzlich.
    Als hätte er ihre Gedanken geahnt, fragte Kevin: »Wie lange bleiben Sie?«
    »Ich weiß nicht...« Sie zögerte. Kevin musterte sie aufmerksam von der Seite.
    »Es geht mich natürlich nichts an«, meinte er, »aber wenn es irgendwelche Probleme gibt, dann werden Sie hier bestimmt Abstand finden und vielleicht sogar eine Lösung. Räumliche Distanz hilft in vielen Fällen. «
    »Ich denke, irgendein Weg wird sich für mich auftun«, entgegnete Franca, aber sie war keineswegs überzeugt, daß es so sein würde.
    »Ich finde, Sie sehen anders aus als im letzten Herbst«, meinte Kevin. »Damals wirkten Sie entsetzlich angespannt auf mich. Sie...« Er stockte.
    »Ja?« fragte Franca.
    »Sie schienen so verkrampft. Ungeheuer verschlossen. An Beatrices und Helenes Geburtstag lächelten Sie fast nie, und man hatte das Gefühl, Sie erschraken, wenn man Sie ansprach. Das ist diesmal anders.«
    Sie lachte. »Mir geht es auch besser als sonst. Ich fühle mich sehr frei. Vielleicht muß man... manchmal Dinge tun, die man sich nie
zugetraut hat. Es ist ein schönes Gefühl, wenn alles plötzlich funktioniert. «
    »Natürlich ist es ein schönes Gefühl. Es ist ein Sieg über sich selbst. Es gibt keinen anderen Sieg, der soviel innere Stärke gibt.« Kevin schwieg, hing seinen Worten nach. »Und keinen anderen Sieg, der so schwer zu erringen ist«, fügte er hinzu.
    Es geht ihm gar nicht gut, dachte Franca, er wälzt eine Menge Probleme.
    Ihr fiel ein, daß Beatrice von seiner ständigen Geldnot gesprochen hatte. Vielleicht nahm er Helene nicht nur deshalb aus, um von ihrem Geld in Luxus zu schwelgen. Vielleicht ließen ihn sehr ernsthafte geschäftliche Sorgen nachts keinen Schlaf finden. Er sah nicht einfach verkatert aus. Er sah aus wie ein Mann, der schon lange keine Entspannung und Ruhe mehr fand. In seinen Augen lag ein gehetzter Ausdruck.
    »Ich weiß noch nicht, ob ich in meinem Fall von einem Sieg sprechen kann«, ging sie auf seine Worte ein, »wer weiß, wie die ganze Geschichte endet? Zum Schluß laufe ich zähneklappernd nach Hause zurück und verkrieche mich in meinem Bett.«
    Sie lachte, aber Kevin sah sie ganz ernst an. Er blieb stehen.
    »Das tun Sie nicht«, sagte er, »jede Wette, daß Sie das nicht tun.«
    Sie hörte auf zu lachen. »Was läßt Sie so sicher sein?«
    »Der Ausdruck auf Ihrem Gesicht«, sagte Kevin. »Sie sind auf den Geschmack gekommen. Auf den Geschmack der Freiheit. Er wird Sie nicht mehr loslassen.«
    Er nahm ihren Arm und drückte ihn, eine Geste, die voller Wärme und Zuneigung war. »Ich glaube, Sie werden ziemlich lange bleiben«, sagte er.

4
    Das Leben auf dieser Insel, dachte Maja, ist einfach nicht auszuhalten.
    Der Winter war geradezu trostlos gewesen. Kaum Touristen, jede Menge Regen, langweilige Disconächte mit ebenso langweiligen
Einheimischen. Als sie noch zur Schule ging, hatte Maja die Jungs von der Insel recht spannend gefunden; sie waren kräftig und braungebrannt, sportlich und ziemlich scharf auf ein Mädchen wie

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