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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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mit der Wimper zu zucken fünfzehntausend Pfund abhob, der war jedenfalls nicht arm wie eine Kirchenmaus. Auch wenn es ein Kredit war - die Bank ließ sich nicht bei jedem auf eine solche Zahlung ein. Aber möglicherweise überzog Helene nicht einmal. Maja spitzte die Ohren, aber sie konnte nichts davon hören, daß der Schalterbeamte von Kreditlimit oder vom Überziehen des Kontos sprach. Offensichtlich hatte er überhaupt kein Problem damit, ihr die Scheine auf den Tresen zu blättern. Helene stopfte das Geld in ihr zierliches Handtäschchen, das aussah, als habe sie es von einer Tanzstundenschülerin der fünfziger Jahre entliehen, und drehte sich um. Sie sah Maja sofort und schien einen Moment lang erschrocken, faßte sich aber rasch.
    »Ach, Maja! Ich habe dich gar nicht bemerkt! Wie geht es dir? Du siehst gut aus!« Die Worte purzelten ihr ein wenig zu hastig aus dem Mund.
    Sie ist nervös, dachte Maja, sie weiß nicht, was ich mitbekommen habe, und sie will nicht, daß jemand etwas erfährt.
    »Alles okay«, sagte sie leichthin und trat an den Schalter, denn der Beamte hatte ihr schon ungeduldig zugewinkt. Sie erkundigte sich nach ihrem Sparbuch und erfuhr, daß sich lächerliche achtundvierzig Pfund dort befanden. Das würde nicht reichen. Sie mußte wieder einmal Mae anpumpen, und wenn die ihr nichts gab, war sie am Ende ihrer Weisheit.
    Und die alte Krähe geht einfach hin und hebt locker fünfzehntausend Pfund ab, dachte sie mißgünstig.
    Helene hatte auf sie gewartet und trippelte neben ihr her zur Tür. Sie bewegte sich langsam, also mußte auch Maja schleichen, und sie fühlte sich zunehmend genervter.
    »Ein düsterer Tag heute«, sagte Helene mit rauher Stimme«, der 17. April.«
    Es interessierte Maja nicht im mindesten, weshalb Helene diesen Tag als düster empfand, aber sie wollte ausnahmsweise einmal höflich sein und fragte: »Warum?«
    Helene blieb stehen und seufzte tief.
    »Heute vor fünfundfünfzig Jahren«, sagte sie, »fing der Alptraum
an. Damals begann mein Mann in Panik zu verfallen. Ihm brach der Boden unter den Füßen weg. Und das Verhängnis begann. «
    Sie ging weiter, und während Maja nach einer angemessenen Antwort suchte, wechselte sie abrupt das Thema und fragte: »Ist eigentlich noch etwas zwischen dir und Alan?«
    »Ich denke schon«, sagte Maja. In Gedanken fügte sie hinzu: Ich kann es nur schwer hoffen.
     
    »Ich würde Ihnen gern etwas schenken«, sagte Helene, »zum Dank, daß Sie mich nach St. Peter Port gefahren haben.«
    Sie war am Auto angelangt, das Franca vor der Parish Church geparkt hatte. Maja hatte sich sehr eilig mit irgendeiner gemurmelten Entschuldigung verabschiedet. Franca war ausgestiegen, um Helene zu helfen, aber Helene plante noch nicht zurückzufahren. Trotz Francas Protest beharrte sie auf ihrer Idee, mit ihr einkaufen zu gehen.
    »Ich kenne hier ein sehr schönes Modegeschäft«, sagte sie, »vielleicht möchten Sie sich dort etwas aussuchen.«
    »Das geht wirklich nicht, das wäre viel zu teuer. Ich habe Sie gern gefahren, Helene, ich... «
    »Es würde mir Spaß machen. Außerdem...« Helene zögerte, fuhr dann aber fort: »Außerdem finde ich, Sie sollten sich ruhig einmal ein paar schicke Sachen gönnen. Sie sind eine so hübsche Frau, Franca, aber manchmal scheint es, als ob Sie alles täten, um diese Tatsache zu verbergen. Ihre Sachen schlottern um Sie herum, und... «
    »Ich habe keine besonders gute Figur. Ich kann es mir nicht leisten, allzuviel von meinem Körper zu zeigen.«
    Helenes Augen begannen zu blitzen. »Wer hat Ihnen denn diesen Unsinn erzählt?« rief sie. »Soweit ich das unter all den Stoffmassen, mit denen Sie sich tarnen, erkennen kann, sind Sie eine schlanke, langbeinige Person mit perfekten Proportionen. Wir gehen jetzt sofort in das Geschäft und lassen uns das von der Verkäuferin noch einmal bestätigen.«
    Franca sträubte sich, aber Helene gab nicht nach, und schließlich landeten sie in einem kleinen Laden in einer Nebengasse.
»Claire Ladies Wear« stand über den hohen Fenstern. Zu Francas Erleichterung befanden sich keine weiteren Kunden im Verkaufsraum. Wann hatte sie sich zuletzt etwas zum Anziehen gekauft? Es mußte eine halbe Ewigkeit her sein, mindestens fünf Jahre. Sie war sich zu unsicher wegen ihres Körpers gewesen; allerdings mußte sie zugeben, daß Michael darüber nie eine abfällige Bemerkung gemacht hatte. Er hatte jedoch auch nie ein anerkennendes Wort gefunden. Vermutlich hatte er ihren

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