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Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin

Titel: Die Rosenzüchterin - Link, C: Rosenzüchterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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nahm. O Gott, wie sträflich lange hatte sie schon getrödelt! Sie mußte zusehen, daß sie ihr Leben in den Griff bekam, und es mußte schnell gehen; sie konnte es sich nicht leisten, jetzt noch viele Monate zu verlieren. Nächtelang lag sie wach und grübelte, ließ Möglichkeit um Möglichkeit vor ihrem geistigen Auge erstehen, verwarf jeden Plan wieder und stürzte sich hastig auf den nächsten.
    Und dann, irgendwann, in einer windigen, kühlen Nacht Ende März war ihr Alan in den Sinn gekommen. Sie hatte sich im Bett aufgesetzt, ihr Herz hatte heftig gepocht, und sie hatte gedacht: Das ist es! Alan ist die Rettung! Warum bin ich nicht eher darauf gekommen?
    Auf einmal war Alan die Lichtgestalt am Horizont, die Lösung all ihrer Probleme. Sie erinnerte sich an ihre letzte Begegnung im Januar, an alles, was er gesagt hatte. Er hatte ihr Moralpredigten gehalten, natürlich, das tat er dauernd, aber in seinen Augen hatte sie gelesen, wie sehr er sie noch immer wollte; und was er auch von ihr denken mochte - er würde es nicht fertigbringen, sie zurückzuweisen. Letztlich war er Wachs in ihren Händen, selbst wenn er ihr noch so oft erklärte, er denke nicht daran, ihr Leben zu finanzieren, ihre Vorstellung von Luxus, von schicken Kleidern und teuren Nachtclubs.
    Wenn sie es geschickt anstellte, würde er ihr irgendwann aus der Hand fressen. Sie würde eine gewisse Zeit der Langeweile in Kauf nehmen müssen, aber über kurz oder lang würde sie das Leben führen, das ihr immer vorgeschwebt hatte.
    Warum nur war sie so dumm gewesen, Alan immer wieder abzuweisen, obwohl er das Beste war, was ihr passieren konnte?
    Es hatte ihr Spaß gemacht, das gestand sie sich ehrlich ein, ihn an der lange Leine hinter sich hertrotten zu lassen. Ihn zu locken und zurückzustoßen, je nachdem, in welcher Laune sie sich gerade befand. Ihn schlecht zu behandeln und dann zu sehen, daß er trotzdem ankam, wenn sie ihm zur Abwechslung wieder ein Lächeln schenkte. Wie ein Pokerspieler hatte sie ihr Blatt weiter und weiter ausgereizt. Wie weit konnte sie gehen? Wann würde er aufschreien? Wann würde er - endlich! - wütend werden?

    Er wurde nicht wütend, und sie begann sich zu langweilen. Er dozierte, aber er nahm ihre Kriegserklärung nicht an, schlug sie nicht mit ihren eigenen Waffen. Maja wußte, es hätte sie närrisch gemacht, wenn er sich ernsthaft mit einer anderen Frau eingelassen hätte. Sie hätte alles darangesetzt, ihn zurückzugewinnen, und er hätte den Triumph gehabt, sie kämpfen und betteln und taktieren zu sehen. Er hatte seine Macht über sie nie begriffen. Armer Alan! Sogar jetzt, nach allem, was gewesen war, würde er sich noch glücklich schätzen, sie bei sich aufnehmen zu dürfen.
    Die Schlange bewegte sich nicht mehr. Maja stellte fest, daß es nebenan schneller zu gehen schien, und wechselte in die andere Reihe. Zu spät bemerkte sie, daß sie direkt hinter Helene Feldmann zu stehen kam. Sie hatte die alte Dame bislang nicht wahrgenommen, und glücklicherweise hatte diese sie offenbar auch nicht gesehen. Zurück konnte Maja nicht mehr, sie hätte sich wieder ganz hinten anstellen müssen. Sie hoffte von ganzem Herzen, Helene werde sich nicht umdrehen und sie entdecken. Sie konnte sich den Redeschwall vorstellen, der über sie hereinbrechen würde. Helene konnte eine unerträgliche Quasselstrippe sein. Sie meinte, Gott und die Welt müßten sich für ihre verquasten Themen aus der Vergangenheit interessieren; sie kapierte nicht, daß sich niemand mehr für ihre Geschichten erwärmen konnte.
    Helene kam an die Reihe.
    Sie wird drei Pfund und fünfzig Pence abheben und dafür eine Stunde brauchen, dachte Maja gehässig, und zu blöd, sich das Geld am Automaten zu holen, ist sie auch noch!
    Gelangweilt betrachtete sie ihre schwarzlackierten Fingernägel, und dann vernahm sie zu ihrem tiefen Erstaunen, wie Helene um die Auszahlung von fünfzehntausend Pfund bat.
    Ruckartig hob Maja den Kopf. Fünfzehntausend Pfund! Die Alte hatte wirklich Nerven, ihr Konto derart zu überziehen. Denn so viel Geld konnte sie kaum besitzen, oder? Mae hatte immer von Helenes bescheidener Rente gesprochen, wenn Maja sich mokiert hatte, daß die alte Frau nur daheim saß und jammerte, anstatt auf Reisen zu gehen und ihr Leben zu genießen.
    »Sie hat doch kein Geld, Maja! Sie kann sich keine Vergnügungen leisten.«

    Von wegen! Maja schürzte verächtlich die Lippen. Wer so einfach an einem gewöhnlichen Montagmorgen hinging und ohne

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